Nachhaltig, effizient, innovativ: Die Transformation der Kunststoffbranche
Interview mit Steven Herpichböhm, CTO der Gramß GmbH Kunststoffverarbeitung
Die Gramß GmbH Kunststoffverarbeitung hat sich seit ihrer Gründung 1989 von einem kleinen Betrieb zu einem bedeutenden Akteur in der Kunststoffverarbeitung entwickelt. Unter der Führung von CTO Steven Herpichböhm setzt das Unternehmen auf Innovation, nachhaltige Produktion und internationale Expansion. Mit modernster Technik und einer klaren Vision für die Zukunft behauptet sich die Gramß GmbH erfolgreich auf dem globalen Markt. Im Gespräch gibt Steven Herpichböhm Einblicke in die unternehmerischen Herausforderungen, die Bedeutung von Digitalisierung und die Zukunftspläne des Unternehmens.
Wirtschaftsforum: Herr Herpichböhm, die Gramß GmbH ist seit über 30 Jahren am Markt. Welche Meilensteine haben das Unternehmen geprägt?
Steven Herpichböhm: Unser Unternehmen wurde 1989 von Peter Gramß gegründet und hat mit nur wenigen Spritzgussmaschinen begonnen. 1994 erfolgte der erste Umzug, 2004 dann der Umzug an den aktuellen Standort in Sonneberg. Seitdem haben wir uns durch kontinuierliche Investitionen vergrößert. Ein großer Schritt war der Bau unserer Produktionshalle 2007 und die Erweiterung 2010 mit einem Lagerhaus. 2019 haben wir einen weiteren Standort übernommen, und Anfang 2024 kam durch den Asset Deal von Heinz Plastics ein dritter Produktionsstandort hinzu.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Gramß GmbH in Krisenzeiten behauptet, insbesondere während der Coronapandemie und des - Ukrainekrieges?
Steven Herpichböhm: Wir sind gut durch diese schwierigen Zeiten gekommen. Während der Pandemie mussten wir zwar Kurzarbeit anmelden, aber zum Glück nie in Anspruch nehmen. Auch die Strom- und Kunststoffpreise, die durch den Ukrainekrieg stark gestiegen sind, haben uns herausgefordert. Doch mittlerweile haben sich die Kunststoffpreise stabilisiert und wir konnten weiterhin unsere Produktionskapazitäten aufrechterhalten.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist der internationale Markt für die Gramß GmbH?
Steven Herpichböhm: Etwa 50% unseres Umsatzes erzielen wir im DACH-Raum, der Rest kommt aus internationalen Märkten, darunter auch die USA. Wir exportieren Verschlüsse für verschiedene Branchen, darunter Kosmetik und Nahrungsmittel. Unsere internationalen Kunden schätzen unsere Flexibilität und die Qualität unserer Produkte.
Wirtschaftsforum: Wie setzt Ihr Unternehmen Nachhaltigkeit in der Kunststoffverarbeitung um?
Steven Herpichböhm: Nachhaltigkeit ist für uns ein zentrales Thema. Wo immer es möglich ist, setzen wir auf Re-Granulat, also recyceltes Granulat. Darüber hinaus nutzen wir Wärmerückgewinnung und ein Blockheizkraftwerk, um Prozesswärme und eigenen Strom zu erzeugen. Unsere neuen Kältemaschinen arbeiten mit einem sehr niedrigen GWP-Wert, was unseren ökologischen Fußabdruck weiter verringert.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?
Steven Herpichböhm: Digitalisierung ist bei uns stark integriert. Unsere Maschinen sind über ein zentrales System vernetzt, was uns ermöglicht, Prozesse effizienter zu steuern. Dadurch haben wir einen genauen Überblick über die Produktion und können jederzeit auf Produktionsdaten zugreifen. Künstliche Intelligenz ist in unserer Produktion derzeit noch kein großes Thema, aber wir beobachten die Entwicklungen genau.
Wirtschaftsforum: Wie gestalten Sie die Unternehmenskultur und Mitarbeiterführung bei Gramß?
Steven Herpichböhm: Wir legen großen Wert auf eine familiäre Unternehmenskultur. Peter Gramß, unser Gründer, ist immer noch im Unternehmen aktiv und steht für alle Mitarbeiter zur Verfügung. Wir pflegen eine Politik der offenen Tür, was für kurze Entscheidungswege sorgt. Außerdem bilden wir Fachkräfte aus und rekrutieren auch international, beispielsweise in Mazedonien und Vietnam, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Wirtschaftsforum: Was sind die größten aktuellen Investitionen und Pläne für die Zukunft?
Steven Herpichböhm: Unsere größte Investition ist der Bau eines neuen Produktionsgebäudes für über 20 Millionen EUR. Es umfasst nicht nur Maschinen und Werkzeuge, sondern auch eine moderne Produktionshalle, die bis April 2025 fertiggestellt sein soll.
Wirtschaftsforum: Was treibt Sie persönlich in Ihrer Arbeit an?
Steven Herpichböhm: Ich bin ein Techniker durch und durch. Mich treibt es an, bestehende Prozesse zu hinterfragen und immer nach Möglichkeiten zur Optimierung zu suchen. Nichts ist für mich selbstverständlich und ich möchte stets das Beste aus unseren Prozessen und Produkten herausholen.