Der FC Bayern München macht nichts, nur um den anderen zu folgen
Interview mit Karl-Heinz Rummenigge
Der FC Bayern München ist längst mehr als nur ein Fußballverein. Schon lange haben sich die Münchener ein sehr gutes Image von internationalem Format erarbeitet. Warum ein Vergleich zu Google und BMW trotzdem nicht passt, e-Sport kritisch hinterfragt wird und wie der sportliche Umbruch aussieht, hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Interview mit Wirtschaftsforum erläutert.
Wirtschaftsforum: Herr Rummenigge, der FC Bayern München ist nicht nur einer der erfolgreichsten Fußballvereine und eine Welt-Marke, sondern als AG auch für die Wirtschaft sehr relevant. Was unterscheidet das Unternehmen von großen Konzernen wie Google oder BMW?
Karl-Heinz Rummenigge: Wir sind nicht so vermessen oder gar arrogant, dass wir uns mit Konzernen wie Google oder BMW vergleichen. Das ist eine andere Größenordnung. Wir sind ein in den letzten Jahren sehr schön gewachsener Mittelständler, der vielleicht vom Image her ähnlich bekannt ist wie die beiden genannten Konzerne. Ansonsten können wir uns mit beiden nicht vergleichen oder gar messen.
Wirtschaftsforum: Unsere Welt wird immer digitaler. Das spüren insbesondere auch die Unternehmen. Inwiefern beziehen Sie die Digitalisierung als Fußballverein in zukünftige Planungen mit ein?
Karl-Heinz Rummenigge: Ich denke, wir sind dafür bekannt, dass wir in den letzten Jahren sehr stark in die digitale Entwicklung investiert haben. Dafür haben wir glücklicherweise mit Stefan Mennerich einen absoluten Fachmann für diese Themen, den wir sehr schätzen. Die digitale Entwicklung ist für die Zukunft des Clubs enorm wichtig, sei es für die Kommunikation mit den Fans oder das Merchandising. Daher hat das Thema bei uns im Vorstand immer eine hohe Priorität und die vollste Unterstützung.
Karl-Heinz Rummenigge
Vorstandsvorsitzender
„Wir sind nicht so vermessen oder gar arrogant, dass wir uns mit Konzernen wie Google oder BMW vergleichen. Das ist eine andere Größenordnung.“
Karl-Heinz Rummenigge
Vorstandsvorsitzender
Wirtschaftsforum: Nicht nur das Unternehmen selbst, sondern auch das Spiel wird zunehmend digitaler: Kürzlich verrieten Sie, dass der FC Bayern über einen Einstieg in den e-Sport-Bereich nachdenkt. Was macht e-Sport für Sie interessant?
Karl-Heinz Rummenigge: Zu e-Sport haben wir im Vorstand noch keine finale Entscheidung gefällt. Ich denke, dass wir in Kürze dieses Thema nochmals auf der Agenda haben werden und dann entscheiden, ob wir uns dem nähern, oder eben auch nicht.
Wirtschaftsforum: e-Sports ermöglichen auch den körperlich weniger fitten unter uns sportliche Erfolge. Inwiefern ist e-Sport überhaupt Sport? Wo positionieren Sie sich? Und was ist mittelfristig für den FC Bayern in diesem Bereich das Ziel?
Karl-Heinz Rummenigge: Meiner Meinung nach ist die zentrale Frage bei dem Thema e-Sports: Ist es eine sinnvolle Aufgabe? Viele große Vereine sind in letzter Zeit reingesprungen. Für mich ist es jedoch wichtig, dass es ein sinnvolles Engagement ist, das den FC Bayern weiterbringt und auch Gewinn abwirft. Denn wir machen beim FC Bayern München nichts, nur um den anderen zu folgen. Man muss auch klar und deutlich sagen, dass e-Sports nur sehr bedingt was mit dem normalen Fußball zu tun hat.
Karl-Heinz Rummenigge
Vorstandsvorsitzender
„Wir haben eine Verantwortung unseren Fans und unseren Aktionären gegenüber und ich hoffe, dass alle Parteien zufrieden damit sind, wie wir den Verein repräsentieren und führen.“
Karl-Heinz Rummenigge
Vorstandsvorsitzender
Wirtschaftsforum: Bereits seit 2002 sind Sie nun Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG. Fällt es Ihnen mit der Zeit leicht, die Geschicke dieses Fußballvereins von Weltformat zu leiten?
Karl-Heinz Rummenigge: Ich bin jetzt seit 17 Jahren Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG und die Entwicklung ist in dieser Zeit grundsätzlich als sehr positiv zu bewerten. Sowohl sportlich, da wir in dieser Zeit alles gewonnen haben, was es im Fußball zu gewinnen gibt. Aber auch aus finanzieller Sicht haben wir uns sehr gut entwickelt. 2002 hatten wir einen Umsatz von 176 Millionen EUR, während wir im letzten Jahr 2018 einen Umsatz von 657,4 Millionen EUR erzielen konnten. Auch für dieses Jahr kann ich bereits voraussagen, dass wir neue Rekordzahlen im Umsatz, aber auch im Gewinn erzielen werden, sodass man die Entwicklung auf beiden Ebenen als sehr zufriedenstellend bezeichnen kann.
Wirtschaftsforum: Sie haben sowohl als ehemaliger Profifußballer als auch als Vorstandsvorsitzender mit dem FC Bayern München unzählige, sportliche Erfolge feiern können. Was treibt Sie persönlich sowohl als Unternehmer als auch in Ihrer derzeitigen Vorstands-Funktion nach wie vor an?
Karl-Heinz Rummenigge: Zuerst einmal bin ich sehr dankbar dafür, dass mir Franz Beckenbauer 2002 die Möglichkeit gegeben hat, diesen Verein als Vorstandsvorsitzender im operativen Bereich führen zu dürfen. Wir haben eine Verantwortung unseren Fans und unseren Aktionären gegenüber und ich hoffe, dass alle Parteien zufrieden damit sind, wie wir den Verein repräsentieren und führen.
Wirtschaftsforum: Für 2019/2020 wurde von Ihnen ein altersbedingter Umbruch prognostiziert, bei dem hinsichtlich Neuzugängen vermehrt auf junges Top-Talent von Weltformat – wie zum Beispiel den Französischen Nationalspieler und FIFA-Weltmeister Benjamin Pavard – gesetzt wird. Renommierte, junge Nationalspieler wie Joshua Kimmich oder Leon Goretzka spielen bereits beim FC Bayern. Ist eine weitere Verjüngung des Kaders aus Ihrer Sicht der notwendige nächste Schritt, um in der ‘Beletage‘ des deutschen und internationalen Fußballs weiterhin auf Top-Niveau konkurrenzfähig zu bleiben?
Karl-Heinz Rummenigge: Wir haben derzeit einen Umbruch zu bewältigen. Die Phase 1 läuft gerade in der aktuellen Saison, in der wir die genannten Spieler, aber auch Serge Gnabry wunderbar in die Mannschaft integriert haben und mit deren Entwicklung wir sehr zufrieden sind. Die Phase 2 folgt jetzt im Sommer, in der wir mit Benjamin Pavard und Lucas Hernández bereits zwei feststehende Zugänge internationaler Qualität haben. Ob darüber hinaus noch weitere junge Spieler zum FC Bayern kommen werden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös voraussagen. Ich denke jedoch, dass wir durch diesen Umbruch in zwei, wenn nicht sogar drei Phasen gewährleistet haben, dass die Mannschaft auch in Zukunft erfolgreich Fußball spielen wird.
Wirtschaftsforum: Auch dieses Jahr ist Ihr Team, neben Ihren direkten Mit-Konkurrenten aus Dortmund und Leipzig, erneut einer der Top-Favoriten auf den Meistertitel in der 1. Fußball-Bundesliga. Wie sehen Sie den bisherigen Verlauf dieser Saison und wie ist die FC Bayern München AG aus Ihrer Sicht für die Zukunft aufgestellt?
Karl-Heinz Rummenigge: Es ist eine spannende Saison dieses Jahr. Wir haben jetzt sechs Mal in Folge den Titel gewonnen – einmal sogar mit 25 Punkten Vorsprung. Dieses Jahr ist alles wesentlich enger. Man muss dazu auch anerkennen, dass neben Dortmund auch in Leipzig sehr gut gearbeitet wird. Unser Ziel ist es ganz klar, in den noch verbleibenden Spielen das zu schaffen, was zeitweise nicht mehr möglich schien: Deutscher Meister zu werden. Und natürlich den Pokal zu gewinnen. Ob uns das gelingt, wird man in den nächsten Wochen abwarten müssen.
Interview: Andreas Detert | Bilder: FC Bayern München AG