Kunden, für die schon der Opa gearbeitet hat
Interview mit Steven Goegebeur, Head of Engineering und Charlotte Matthys, Sales & Marketing der Matthys nv
Mit langlebigen Qualitätsprodukten und vielen treuen Stammkunden ist die belgische Matthys nv seit ihrer Gründung 1956 auf Wachstumskurs. Das familiengeführte Unternehmen aus Waregem ist weltweit gefragt, wenn es um Maschinen zur Bearbeitung und zum Handling unterschiedlichster Textilien geht. In den kommenden Jahren möchte sich der Betrieb noch breiter aufstellen und neue Geschäftsfelder erschließen.
Was macht eigentlich den Erfolg der Matthys nv aus? Charlotte Matthys, verantwortlich für Sales & Marketing im Familienunternehmen und Tochter des aktuellen CEO Wim Matthys, weiß die Antwort: „Unsere Maschinen sind zuverlässig und langlebig. Wir hören unseren Kunden zu und begleiten sie intensiv. Deshalb haben wir auch viele Stammkunden, denn langfristige Partnerschaften mit unseren Kunden sind uns sehr wichtig. Bis heute haben wir Kunden, für die schon mein Großvater gearbeitet hat.“
Handling und Bearbeitung
Aus der Historie heraus liegt der Fokus auf Maschinen für die Textilindustrie. Dabei geht es jedoch nicht um die Herstellung von Textilien (zum Beispiel das Weben), sondern um deren Bearbeitung und Handling. „Unsere besondere Kompetenz liegt im Ab- und Aufwickeln von Textilien sowie im Schneiden, Verpacken und Transportieren“, erläutert Charlotte Matthys.
„Unsere Maschinen sind immer ganz individuell auf die Anforderungen unserer Auftraggeber zugeschnitten. Dabei nutzen wir, wo immer möglich, Standardkomponenten, deren Kombination jedoch eine für den Kunden maßgeschneiderte Lösung ergibt.“ Vom Entwurf bis zur Installation der Maschinen bei den Kunden wird alles im eigenen Haus durchgeführt. Neben der Textilindustrie beliefert Matthys unter anderem auch Firmen der Automotiv- und Healthcarebranche, Hersteller von Kunststoffgeweben sowie die Bauindustrie.
Digital und nachhaltig
Der hohe Digitalisierungsgrad bei Matthys ist nicht zu übersehen. So arbeitet der Betrieb mit einem eigenen ERP-System und jeder Ingenieur kann den aktuellen Bearbeitungsstand eines Projektes jederzeit abrufen. Die gesamten Abläufe sind nahezu papierlos und auch die komplette Materialwirtschaft ist digital angebunden.
Falls gewünscht, können die Fachleute von Matthys auch digital auf ihre Anlagen bei den Kunden zugreifen. Schnittflächen zur Digitalisierung gibt es auch bei den Aktivitäten zur Nachhaltigkeit, wie Head of Engineering Steven Goegebeur deutlich macht: „Etwa 80% unserer Fahrzeuge werden elektrisch angetrieben und zur Energieerzeugung haben wir auf fast allen Dächern Sonnenpaneele installiert. Aktuell schauen wir, ob wir deren Strom am Wochenende in Batterien speichern können. Doch auch in unseren Maschinen achten wir auf Energieeffizienz. So nutzen wir die in unseren Maschinen beim Bremsen anfallende Energie, indem sie in die Maschine zurückgeführt oder ins Stromnetz eingespeist wird.“ „Unsere Maschinen sind außerdem sehr langlebig“, nennt Charlotte Matthys einen weiteren Aspekt. „Und weil sie größtenteils aus Metall gefertigt sind, lassen sie sich nach ihrem Lebenszyklus optimal recyceln.“
Firmengruppe
1956 gründete Raphael Matthys, der Großvater von Charlotte Matthys, die heutige Matthys nv zusammen mit seinem Bruder Michel. Zunächst konzentrierten sie sich auf den kundenspezifischen Umbau vorhandener Maschinen, später bauten sie eigene Anlagen. 1986 trat Wim Matthys, der Sohn von Raphael Matthys, in das Unternehmen ein und verbreiterte das Portfolio in den nächsten Jahren. So wurde die Produktionsfläche 1998 von 3.300 auf 9.000 m² erweitert. 2003 startete die Internationalisierung, zwei Jahre später wurde eine neue, 6.000 m² große Produktionshalle errichtet.
Mit Gründung der Firma MGC Subcontracting 2010 etablierte sich Matthys auch als Lohnfertiger für Fräs-, Dreh- und Walzarbeiten. Heute finden sich unter dem Dach der Matthys Group neben der Matthys nv noch Motiv, spezialisiert auf Industrieautomatisierungen und Robotik, sowie MGC Subcontracting. 100 Beschäftigte sind heute in der Matthys Group tätig, der Umsatz nähert sich 25 Millionen EUR.
Agent für Deutschland gesucht
Längst sind die Maschinen von Matthys weit über Belgien hinaus gefragt, wie der Exportanteil von rund 70% eindrucksvoll bestätigt. Dabei liegt der Fokus der weltweiten Internationalisierung auf dem europäischen Markt. „Der größte Teil unserer Aufträge kommt durch Empfehlungen zustande“, erklärt Steven Goegebeur. „Außerdem arbeiten wir oft mit großen, weltweit tätigen OEMs zusammen, die unsere Anlagen dann wiederum ihren Endkunden anbieten.“
Der Internetauftritt von Matthys wird gerade erneuert, außerdem präsentiert sich der Betrieb auf Fachmessen wie der Techtextil in Frankfurt sowie der Textile & Garment Technology Exhibition (ITMA). Flache Hierarchien, gegenseitige Wertschätzung und geringe Fluktuation prägen die Kultur im Familienbetrieb. Um weiterhin organisch und stabil zu wachsen, sucht Matthys für den deutschen Markt einen Agenten mit guten Kenntnissen in den Bereichen Textilien und Maschinenbau. Ansonsten steht der Übergang zur 3. Generation mit Charlotte und ihren Geschwistern Valérie und Justin auf der Agenda sowie die Akquise neuer Kundengruppen außerhalb der Textilindustrie. Außerdem wird gerade eine neue Halle mit moderner Pulverbeschichtungsanlage errichtet.