Intelligent gesteuert
Interview mit Fredo Harms, Geschäftsführer der ANEDO GmbH
Die Zukunft der Landwirtschaft ist digital. Smart Farming ist schon heute auf vielen Betrieben angekommen. Precision Farming führt zu einer gezielteren Aussaat, Düngung und Bewässerung, Roboter melken Kühe, Drohnen kartieren Felder und Sensoren messen Nährstoffe im Boden. Wenn es um Elektroniksysteme in der Landtechnik geht, wird man als OEM schnell auf die ANEDO GmbH aus Eydelstedt stoßen. Das Unternehmen entwickelt und fertigt intelligente Steuer- und Bediengeräte für Landmaschinenhersteller.
Wirtschaftsforum: Herr Harms, ANEDO ist ein in der Landmaschinentechnik geschätzter Anbieter von Bedien- und Steuergeräten und setzt dabei auf den ISOBUS-Standard. Wie ist es zu diesem Fokus gekommen?
Fredo Harms: Die Ursprünge liegen in einem kleinen Ingenieurbüro für die Auftragsentwicklung. Später, im Jahre 2006, wurde das Unternehmen in eine limitierte Kapitalgesellschaft (britische Ltd.) überführt. Schon 2007 kam dann die Idee auf, über die reine Auftragsentwicklung hinauszudenken. Es wurden Produktplattformen für Bediengeräte aufgesetzt, um den Kunden die ersten Entwicklungsschritte zu ersparen. Aus einer bereits vorhandenen Produktplattform konnte der Kunde so seine eigenen, kundenspezifischen Varianten formen.
Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen tätig und wie hat sich ANEDO weiterentwickelt?
Fredo Harms: Ich bin 2010 als Geschäftsführer ins Unternehmen eingestiegen. Da ich selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen bin, nach meiner Lehre zum Landmaschinenmechaniker das Studium des Maschinenbaus absolviert habe, hatte ich immer eine besondere Affinität zur Branche. Ich habe bei der ANEDO an der Weiterentwicklung von Produkten und Prozessen mitgewirkt. 2008 begannen wir hier in Eydelstedt die Produktion aufzubauen, zunächst um Kleinserien fertigen zu können. Um das stetige Wachstum zu stützen, haben wir 2011 ein neues ERP-System eingeführt und 2013 die Umstellung auf Lean Production vollzogen, die dem Unternehmen einen wichtigen Schub nach vorn gab. Seit 2018 ist ANEDO nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert und erhielt mit der KBA-Zulassung das Zusatzzertifikat gemäß EU-RL 2007/46/EG – Anforderungen an straßenverkehrsrechtliche Belange. Dies wurde notwendig, um die produktspezifische EU-Typengenehmigung (E1) nach VO 167/2013 für unsere T50i-Terminals zu erlangen. Ein Jahr später, bedingt durch den Brexit, haben wir das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt. Heute haben wir 40 Mitarbeiter und jährliche Produktionsvolumen von > 15.000 Geräten.
Wirtschaftsforum: Was genau kennzeichnet die ANEDO-Produkte?
Fredo Harms: ANEDO bietet als OEM-Lieferant Bediengeräte, Steuergeräte und Connectivity-Module für Landmaschinenhersteller, spezialisiert auf Anbaugerätehersteller. Bei den Produkten setzen wir auf ein dezentrales System. Das heißt, ein Anbaugerät hat ein Steuergerät, das jegliche Logik, Funktionalität und ein Bedienkonzept beinhaltet, das als Blackbox verbaut wird. Dieses kommuniziert mit dem Terminal in der Fahrerkabine des Traktors über das ISOBUS-basierte Protokoll. Mit dem ISOBUS können verschiedene Anbaugeräte herstellerunabhängig über dasselbe ISOBUS-Terminal gesteuert werden, vorausgesetzt, man verwendet – der Norm entsprechend – ISOBUS-fähige Steuergeräte und Terminals.
Wirtschaftsforum: Auf einem ISOBUS-Gerät gibt es wie auf einem Handy verschiedene Funktionalitäten, viele Apps. Können Sie dazu etwas sagen?
Fredo Harms: Zu den wichtigsten Apps zählen natürlich die ISOBUS-zertifizierten, wie das Universal Terminal (UT), Auxiliary (AUX), Fileserver (FS), Tractor ECU (TECU), sowie der Task Controller (TC) für die Auftragsbearbeitung mit seinen Funktionalitäten TCBas zum Einstieg, dem TC-Geo zur geobasierten Ausbringmengensteuerung mit kompatiblem Applikationskartenimport, der Precision-App via Section Control (SC) zur automatischen Teilbreitensteuerung. Mit dem UT bietet sich die Möglichkeit, ein ISOBUSGerät mit einem beliebigen Terminal und verschiedene Geräte mit einem Terminal zu bedienen. AUX steht für Zusatzbediengeräte wie Joysticks, die hinzugenommen werden können, um das Bedienen komplexer Geräte zu erleichtern. Mit dem TC kann das Auftragswesen aktiviert werden, das heißt, er übernimmt Sollwerte und die Dokumentation, der Datenaustausch zwischen Ackerschlagkartei und Task Controller erfolgt über das ISO-XML Datenformat. Das SC übernimmt das automatische Schalten von Teilbreiten, zum Beispiel bei Düngerstreuern oder Pflanzenschutzspritzen für die teilflächenspezifische Feldarbeit. ANEDO bietet dem Anwender mit zusätzlichen Apps außerhalb der ISOBUS-Norm weitere Funktionalitäten. Wie zum Beispiel die VECU, VRA, Cam-Bas und CAMDigi, um nur einige zu nennen. Deren einzelne Bedeutung entnehmen Sie gerne unserer Website. Beim Auto Steering wird das Lenksystem eines unserer Partner mit eingebunden. Wir reden hier noch nicht vom autonomen Fahren; anders als dort muss der Fahrer auf dem Sitz bleiben und die Prozesse beobachten, um gegebenenfalls eingreifen zu können.
Wirtschaftsforum: Inwiefern hat sich die Coronakrise auf die Entwicklung des Unternehmens ausgewirkt?
Fredo Harms: Wir hatten trotz Corona eine sehr kontinuierliche Geschäftsentwicklung, die sich fortsetzen lässt, sofern sich die angespannte Beschaffungssituation zeitnah erholt.
Wirtschaftsforum: Digitale Landwirtschaft, Smart Farming – das sind wichtige Themen, mit denen sich viele Landwirte schon heute beschäftigen. ANEDO agiert in einer zukunftsträchtigen Branche. Womit kann ANEDO in diesem Umfeld punkten?
Fredo Harms: Was ISOBUS betrifft, bieten wir alles aus einer Hand plus eine außerordentliche Flexibilität. Kunden können genau da einsteigen, wo sie wollen. Unsere Produkte sind sehr gut skalierbar, da sie auf einem modularen System basieren. Kunden können ein komplettes Paket oder einzelne Teile auswählen. Wir sind zudem kundennah und verstehen Kundenbedürfnisse sehr gut. Neben den Produkten haben wir das entsprechende Tooling und neben der Beratung die entsprechende Methodik, um Maschinen mit Elektronik bis hin zu ISOBUS auszustatten. Das ist ein großer Pluspunkt.
Wirtschaftsforum: ANEDO ist seit einigen Jahren auch an Forschungsprojekten beteiligt und konnte so ein gutes Netzwerk aufbauen. Hinter dieser zukunftsorientierten Arbeit stehen nicht nur innovative Technologien, sondern vor allem engagierte und kompetente Mitarbeiter. Welche Werte vertritt ANEDO, wenn es um Mitarbeiterführung geht?
Fredo Harms: Bei ANEDO sind Hierarchien weniger wichtig als der Prozessgedanke. Diese Haltung zieht sich durch die gesamte Firmenphilosophie.