Von Hamburg in die Haushalte: Fortschritte auf dem deutschen Fleischmarkt
Interview mit Christian Daub, Geschäftsführer
Danish Crown Foods Germany GmbH, die Hamburger Niederlassung der Danish Crown Group, spielt eine entscheidende Rolle bei der Abstimmung der dänischen Produktionskapazitäten auf die spezifischen Anforderungen des deutschen Marktes. Mit Sitz in Hamburg stellt das Unternehmen eine enge Kundenbindung sicher und liefert schnelle, maßgeschneiderte Lösungen für den Einzelhandel und den Gastronomiesektor. Christian Daub ist der Geschäftsführer dieser Niederlassung, verantwortlich für die Führung der kommerziellen Operationen einschließlich Vertrieb, Marketing, Key-Account-Management und Handelsmarketing.
European Business: Herr Daub, der deutsche Fleischmarkt gilt als einer der anspruchsvollsten in Europa. Warum setzt sich Danish Crown so stark dafür ein?
Christian Daub: Genau deshalb. Deutschland ist der größte Verbrauchermarkt Europas, aber auch einer der wettbewerbsintensivsten und preissensitivsten. Gleichzeitig steigen die Erwartungen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Qualität und Komfort stetig. Für uns ist das sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Danish Crown ist hier ein langfristiger Akteur. Unser Erfolg hängt davon ab, mit hochwertigen Produkten sowohl im Einzelhandel als auch im Gastronomiebereich relevant zu bleiben. Als Teil davon haben wir unsere Markenstrategie geschärft: Danish Crown Professional dient jetzt als unsere spezielle Marke für den Gastronomiesektor, während Tulip unser etabliertes Label im Einzelhandel bleibt. Diese klare Trennung ermöglicht es uns, die spezifischen Bedürfnisse jedes Marktes präziser anzusprechen. Mit dem wachsenden Fokus auf Transparenz und Herkunft sehen wir auch eine steigende Nachfrage nach vertrauenswürdigen Lieferketten – die wir dank unseres integrierten Modells bieten können.
European Business: Welche Rolle spielt Ihr Standort in Hamburg?
Christian Daub: Hamburg ist unser Handelszentrum in Deutschland, zuständig für Vertrieb, Marketing, Großkundenbetreuung und Handelsmarketing für verarbeitete Produkte. Es vereint unsere Einheiten für Einzelhandel und Gastronomie, die parallel, aber auch eng zusammenarbeiten, insbesondere bei Entwicklung und Innovation. Mit rund 30 bis 40 Mitarbeitern hier und Unterstützung von externen Agenturen verwalten wir etwa 220 bis 230 Millionen EUR Umsatz. Davon stammen etwa 140 Millionen EUR aus dem Einzelhandel, wobei allein Speck etwa die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Wir sind die führende Speckmarke in Deutschland und stark bei Frikadellen, Burgern und Konserven. Im Bereich Gastronomie bieten wir ein wachsendes Sortiment, das auf professionelle Küchen zugeschnitten ist – Klassiker aus Schweine- und Rindfleisch, aber auch Geflügel und Convenience-Innovationen wie unseren Crispy Chicken Burger. Das Hamburger Team stimmt die dänischen Produktionskapazitäten auf lokale Marktanforderungen ab und hilft uns, schnell zu handeln und relevante Lösungen zu liefern.
European Business: Was ist das Kernstück Ihrer Produktstrategie?
Christian Daub: Fokussierung und Tiefe. Wir investieren in Kategorien, in denen wir stark sind und echten Mehrwert bieten können: Speck, Fleischbällchen, Burger und hochwertige Convenience-Produkte. In diesen streben wir eine klare Marktführerschaft an, nicht nur Präsenz. Wir erweitern unser Sortiment selektiv, zum Beispiel mit Bio- oder verzehrfertigen Formaten, aber immer langfristig. Alles ist an die Nachfrage der Verbraucher, Produktqualität und operative Exzellenz gebunden. Indem wir eng mit unseren Einzelhandels- und Gastronomiepartnern zusammenarbeiten, stellen wir sicher, dass Innovation wirtschaftlich tragfähig ist. Statt Trends nachzujagen, konzentrieren wir uns auf stetige Verbesserung, sei es durch Rezepte, Verpackung oder Haltbarkeit.
European Business: Speck hat eine führende Position. Aber ist es immer noch ein Wachstumsmarkt?
Christian Daub: Absolut. Speck ist im Vereinigten Königreich oder in Skandinavien gut etabliert, aber in Deutschland noch unterentwickelt. Viele Verbraucher wissen nicht, wie sie ihn verwenden sollen oder sehen ihn nur als Frühstücksnahrung. Deshalb investieren wir in Handelsmarketing und Verbraucherbildung – mit Ideen, Rezepten, Kommunikation im Geschäft und digitalen Kampagnen. Das Ziel ist es, Speck als vielseitige Zutat für alle Arten von Gerichten zu präsentieren, von Pasta bis Burger. Wir sehen auch Wachstum bei wertsteigernden Formaten und neuen Schnitten. Es ist keine Nische, es ist ein Produkt mit ungenutztem Potenzial. Und mit modernster Produktion und strengen Qualitätskontrollen können wir einen Standard garantieren, der Vertrauen fördert und Probierfreudigkeit unterstützt.
European Business: Wie steht Danish Crown zur Nachhaltigkeit?
Christian Daub: Als genossenschaftlich organisiertes Unternehmen sind wir direkt mit der Landwirtschaft verbunden, wo über 80% der fleischbezogenen Emissionen entstehen. Das gibt uns sowohl eine Verantwortung als auch die Werkzeuge zum Handeln. Unsere wissenschaftsbasierten Ziele streben bis 2030 eine Emissionsreduktion von 50% an und bis 2050 Klimaneutralität. Wir unterstützen unsere Bauern dabei, die Emissionen zu senken, die Futtereffizienz zu verbessern und die Kohlenstoffbilanzen zu verfolgen. Wir arbeiten auch mit Wissenschaftlern und Einzelhändlern zusammen, um Transparenz zu gewährleisten. Besonders bei Produkten der Eigenmarke wird unsere Nachhaltigkeitsleistung genau unter die Lupe genommen. Es ist nicht nur ein Marketinganspruch, es ist in unserem Betrieb verankert. Wir investieren auch in bessere Verpackungen, die Reduzierung von Lebensmittelabfällen und zertifizierte Produkte wie Bio- oder Tierwohlfleisch, unterstützt durch nachvollziehbare Systeme.
European Business: Wo kommt die Digitalisierung ins Spiel?
Christian Daub: Digitalisierung ist entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Arbeitskräfte sind knapp und die Komplexität steigt. Deshalb nutzen wir Automatisierung für Effizienz und digitale Werkzeuge für bessere Planung und Kontrolle. In der Produktion hilft KI, Prozesse zu optimieren und Qualität sicherzustellen. Im Handel führen datengetriebene Erkenntnisse zur Steuerung von Sortiment und Preisgestaltung. Das Ziel ist es, menschliches Fachwissen mit digitaler Intelligenz zu kombinieren, um Menschen zu befähigen, nicht zu ersetzen. Intern verbessern digitale Plattformen die Zusammenarbeit über Länder und Abteilungen hinweg. Geschwindigkeit und geteiltes Wissen werden zu entscheidenden Vorteilen.
European Business: Was motiviert Sie persönlich?
Christian Daub: Ich habe immer mit Konsumgütern gearbeitet – Produkten, die man sehen, schmecken und anfassen kann. Diese Greifbarkeit motiviert mich. Ich genieße es, Marken aufzubauen und Geschäfte im Team wachsen zu lassen. Bei Danish Crown sehen wir unsere Wirkung in Supermärkten oder Küchen von Restaurants. Es ist auch ein von Menschen getriebenes Geschäft, das auf starker Zusammenarbeit zwischen Teams und über nationale Grenzen hinweg basiert. Teil eines verantwortungsbewussten, zukunftsorientierten Unternehmens zu sein, steigert meine Motivation. Persönlich schätze ich die Mischung aus Strategie und Pragmatismus – und die Chance, in einem sich wandelnden Markt sinnvoll beizutragen.
European Business: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Christian Daub: Selektiv, nachhaltig und mit starken Grundlagen wachsen. Wir wollen keine Generalisten sein – wir wollen in den Kategorien führen, in denen wir bereits herausragen, wie bei Schweine- und Rindfleisch, während wir selektiv in Bereichen mit starkem Zukunftspotenzial wie Convenience, Geflügel und Bio expandieren. Das bedeutet auch, unsere Nachhaltigkeitsbemühungen für Kunden greifbarer zu machen. Wir werden in Markensichtbarkeit, digitale Tools und Partnerschaften investieren. Fleisch bleibt ein wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Unsere Aufgabe ist es, es auf eine verantwortungsvolle, genussvolle und zukunftsfähige Weise anzubieten. Gleichzeitig streben wir danach, unsere Organisation zu stärken: Investitionen in Menschen, Agilität und Zusammenarbeit, um das volle Potential unserer integrierten Lieferkette zu erschließen.