Eat the World von RTL Deutschland: Eine Stadt mit allen Sinnen erleben
Interview mit Astrid Hamer, Geschäftsführerin, und Tanja Zismer, Head of Marketing der Eat the World GmbH
Sie möchten einen Stadtteil mit allen Sinnen erleben können und dabei Spannenderes erfahren, als wann die örtliche Kirche gebaut wurde? Seit 2008 nimmt Eat the World die Teilnehmer:innen seiner Städtetouren auf jeweils dreistündige kurzweilige kulinarisch-kulturelle Reisen mit – und ist dabei nicht nur zum Marktführer in seinem Segment avanciert, sondern landete auch auf dem Radar von Gruner + Jahr, das das Unternehmen 2017 übernahm und später in RTL integriert wurde. Mit Wirtschaftsforum sprachen Geschäftsführerin Astrid Hamer und Head of Marketing Tanja Zismer über die Stärke ihrer Brand, die einzigartige Marktpositionierung und die anstehende Zusammenlegung mit der Schwestermarke Meet the World.
Wirtschaftsforum: Eat the World wurde 2008 von zwei Gründerinnen ins Leben gerufen, bevor es 2017 schließlich von Gruner + Jahr gekauft wurde und somit nun zu RTL Deutschland und Bertelsmann gehört. Was war an diesem Unternehmen für Ihr Verlagshaus so interessant?
Astrid Hamer: Ich hatte in meiner Eigenschaft als Publisherin bei Gruner + Jahr lange Zeit unsere Food-Titel verantwortet, zu denen starke Marken wie etwa „essen & trinken“ zählten. Wir hatten uns schon lange intensiv mit der Frage beschäftigt, inwiefern wir dieses Lebensgefühl nicht noch auf anderem Wege transportieren könnten. Eat the World hat uns vor diesem Hintergrund von Anfang an beeindruckt, einfach weil in diesem Unternehmen mit seinem Angebot und seiner Haltung dieselbe Leidenschaft für Kulinarik, Entdeckungen und Genuss spürbar war, die auch wir im Tagesgeschäft leben.
Wirtschaftsforum: Welches Konzept verbirgt sich hinter Eat the World genau?
Tanja Zismer: Wir bieten inzwischen in 56 Städten in ganz Deutschland kulinarisch-kulturelle Führungen und Stadterlebnisse an. Im Kern stehen dabei unsere Food-Touren, bei denen pro Tour bis zu 16 Gäste drei Stunden lang durch ein Stadtviertel geführt werden, gerade in Großstädten gerne ein bisschen abseits der allseits bekannten touristischen Pfade. Dort steuern unsere Guides mit den Teilnehmerinnen dann bis zu sechs inhabergeführte Geschäfte, Cafés, Restaurants, Feinkostläden oder ähnliche Örtlichkeiten an, die den jeweiligen Stadtteil und sein individuelles Lebensgefühl so nahbar wie möglich einfangen. So können unsere Gäste diesen Ort wirklich in all seiner Vielfalt und Individualität mit allen Sinnen erfahren, erleben, erschmecken und genießen.
Wirtschaftsforum: Was macht Ihre Städtetouren besonders?
Astrid Hamer: In erster Linie wahrscheinlich unsere Guides – die kennen ihr jeweiliges Viertel nämlich wie ihre Westentasche und haben unseren Gästen deshalb wesentlich mehr zu erzählen als die oftmals ziemlich langweiligen Daten und Fakten, wann die Kirche gebaut oder das Rathaus eingeweiht wurde. Vielmehr möchten wir unsere Teilnehmerinnen mit Geschichten und Anekdoten begeistern, die im Gedächtnis bleiben und die man auch gerne bei einem Glas Wein weitererzählt. Bei einer schönen Tour muss man etwas entdecken und erleben können, sie muss spannend und launig sein – und gerade im kulinarischen Kontext geht nichts über einen Geheimtipp wie ein besonderes Restaurant oder Geschäft, das vielleicht als charmantes Kleinod begeistern kann.
Wirtschaftsforum: Schon vor der Übernahme durch Gruner + Jahr konnte Eat the World mit diesem Geschäftsmodell beeindruckende Wachstumsraten erzielen.
Tanja Zismer: Neben allen datengetriebenen Ansätzen, die wir heute verfolgen, überzeugt Eat the World damals wie heute nicht zuletzt durch ein beeindruckendes Word-of-Mouth-Marketing: Eine gelungene Tour, die den Teilnehmern wirklich Freude bereitet hat, die durch ihre Individualität und ein gelungenes Erlebnis überzeugen konnte und über die die Menschen deshalb in ihren Familien und Freundeskreisen sprechen, war und ist essenziell für dieses Wachstum. Die größere Breitenwirkung, die sich aus der Übernahme durch Gruner + Jahr für Eat the World ergeben hat, konnte natürlich einen zusätzlichen Impuls auslösen: Nach der Übernahme 2017 haben wir unseren Umsatz innerhalb von zwei Jahren verdoppelt und inzwischen sogar verdreifacht.
Wirtschaftsforum: Und dann kam die Pandemie, die vermutlich Ihr ganzes Unternehmen lahmgelegt hat.
Astrid Hamer: Weil keine Gruppentouren angeboten werden durften, bedeuteten die Einschränkungen aufgrund des Coronavirus für uns im Grunde elf Monate Berufsverbot. In dieser schweren Zeit konnten wir besonders tiefgreifend von der Stärke unserer Konzernstrukturen profitieren: So mussten wir keine unserer Mitarbeiter:innen entlassen und waren dementsprechend in einer guten Position, um nach den Lockdowns sofort wieder loszulegen – mit beeindruckendem Erfolg. Denn schon 2022 hatten wir die Umsatzrekorde aus der Vor-Corona-Zeit übertroffen. Das ist kaum einem anderen Tourismusunternehmen gelungen.
Wirtschaftsforum: Worauf führen Sie diesen Effekt zurück?
Astrid Hamer: Wir haben eine unglaublich starke und direkte Bindung zu unseren Kund:innen. Wir sind keine anonyme, schwer greifbare und dementsprechend austauschbare Plattform, die nur Touren vermittelt, sondern stehen als Veranstalter für Qualität, Vertrauen und eine direkte Kundenansprache.
Das gesamte Team hatte durch seinen beständigen Einsatz und seine unbändige Leidenschaft viele Jahre lang am Aufbau eines treuen Kundenstamms und einer verlässlichen Reputation gearbeitet. Gerade in einer Zeit der allgemeinen Unsicherheit wie einer Pandemie hat diese harte Arbeit Früchte getragen. Die Menschen haben uns vertraut, dass wir sie mit unseren Sicherheitsmaßnahmen wirksam schützen können.
Wirtschaftsforum: Neben Eat the World ist mit Meet the World eine zweite Marke mit leicht unterschiedlichem Fokus entstanden.
Astrid Hamer: Mit Eat the World hatten wir uns eine extrem starke Kompetenz in der Entwicklung und Organisation von Touren angeeignet – denn nicht nur der kreative Prozess, ein Stadtviertel und sein Lebensgefühl präzise einzufangen und zu transportieren, sondern auch der logistische Aufwand dahinter ist alles andere als trivial: Schließlich können unsere Touren bis zu zwei Stunden vor dem Starttermin gebucht werden, und trotzdem müssen in den Restaurants und Cafés alle Gerichte samt Sonderwünschen punktgenau serviert werden. Diese Kernkompetenz wollten wir nun auch jenseits des kulinarischen Rahmens anbieten – mit Krimitouren, Quiztouren, bei denen die Teilnehmer mit- und gegeneinander spielen können, und unseren GEOLINO-Stadtrallyes, die auch für Kinder und Jugendliche reizvoll sind. Da diese Elemente jedoch nicht unbedingt in einem direkten Zusammenhang mit dem kulinarischen Fokus von Eat the World standen, wollten wir dafür mit Meet the World zunächst eine eigene Marke etablieren.
Wirtschaftsforum: Nun sollen jedoch beide Marken zusammengeführt werden – warum?
Tanja Zismer: Mit Eat the World sind wir zum Marktführer in unserem Segment avanciert – diese Stellung wollen wir sichern und weiter ausbauen. Offen gestanden, ist es schwieriger und wahrscheinlich auch teurer gewesen, daneben mit Meet the World eine zweite Marke zu etablieren. Erste Tests haben uns nun in unserer Auffassung bestärkt, dass unsere Meet-the-World-Angebote stark von der nachhaltig etablierten und geschätzten Marke Eat the World profitieren werden, wenn wir sie im selben Umfeld anbieten. Eat the World wird mit einem noch breiteren Angebot wiederum eine noch stärkere Attraktivität für vielfältigere Zielgruppen bereithalten können. Aus Konzernsicht sind die Synergien natürlich offensichtlich: Wir müssen nur noch eine Website betreuen und benötigen keine getrennten Marketing-Budgets mehr. Gleichzeitig nehmen wir die Zusammenlegung der beiden Marken zum Anlass, um unsere Markenführung mit einem umfassenden Corporate Design Refresh sowie dem Relaunch einer neuen Website und Fokussierung auf „Mobile first“ noch attraktiver und unseren Webauftritt noch benutzerfreundlicher zu gestalten. So wollen wir auch den Grundstein für weiteres Wachstum legen: Denn gerade in einer Zeit, die immer digitaler wird, werden gemeinsame Erlebnisse mit den Liebsten nur noch wertvoller.