„Ohne Graphit säßen wir heute noch in der Höhle!“
Interview mit Marco Balzer, Geschäftsführer der GTD Graphit Technologie GmbH
Graphit ist ein äußerst vielseitiges Material, das sich wegen seiner physikalischen Eigenschaften für zahlreiche Anwendungen in den unterschiedlichsten Branchen eignet. Als mittelständisches, innovationsgetriebenes Unternehmen fertigt die GTD Graphit Technologie GmbH aus hochwertigen Qualitätswerkstoffen des Mutterkonzerns ein breites Produktportfolio. Dabei sind die Graphitspezialisten aus dem mittelhessischen Langgöns ganz nah bei ihren Kunden und unterstützen sie auch bei der Entwicklung neuer Produkte.
„Ohne Graphit säßen wir heute noch in der Höhle“, sagt Marco Balzer, seit 2014 im Unternehmen und seit Anfang 2023 als Geschäftsführer für die GTD Graphit Technologie GmbH verantwortlich. „Sämtliche Halbleiterprozesse von der Fertigung des Siliziums bis zum Beschichten und Veredeln sind immer vom Graphit abhängig und weiteren Werkstoffen wie CFC und WAFC.“
Das Rohmaterial bezieht GTD vom japanischen Mutterkonzern Toyo Tanso in Form von Blöcken oder Pulver und bringt diese Materialien mittels unterschiedlicher Technologien in die gewünschte Form.
„Wir fertigen Bauteile vom Rohpulver bis zum fertigen Produkt, sogenannte PTS-Teile, also ‘press to sizeʼ. Weitere Teile produzieren wir aus den vom Mutterkonzern gelieferten Blöcken, die wir mittels Sägen, Drehen, Fräsen und Wasserstrahlschneiden – also den üblichen Zerspanungstechnologien – in Form bringen.“
Vielseitig verwendbar
Dank ihrer herausragenden Materialeigenschaften sind Graphit und Kohlenstoffe nahezu unverzichtbar. Sie verfügen über hohe Temperaturbeständigkeit und Wärmeleitfähigkeit, sind chemisch äußerst beständig und verzugsfrei. So reicht die Bandbreite der Anwendungen von Graphiten für die Funkenerosion von gesägten, geschliffenen und gefrästen Vierkantstäben, Kopfelektroden und präzisionsgesägten Platten über Rippenelektroden, Rundstäben und Folienplatten bis zu Elektroden-Rohlingen mit Bohrbildern.
Graphit- und CFC-Werkstoffe für Hochtemperaturanwendungen werden unter anderem beim Bau von Vakuumöfen eingesetzt, in der Wärmebehandlung von Stahl sowie beim Hochtemperaturlöten und beim Sintern. Zum Produktportfolio für die Halbleiterindustrie gehören Heizer, Stütztiegel, Hitzeschilde und Isolationsbauteile zur Züchtung von Einkristallen ebenso wie Suszeptoren für die Silizium-Epitaxie wie auch für MOCVD-Reaktoren. Darüber hinaus liefert GTD Bauteile und Systeme aus ISO-Graphit oder CFC-Material für die Photovol-taik, Lager und Dichtungen sowie Graphitkokillen für NE-Metalle und Edelmetalle.
Mehrfach zertifiziert
Gegründet wurde die heutige GTD Graphit Technologie GmbH 1991 von Ulf Rosenblatt und später von der japanischen Toyo Tanso Co. Ltd übernommen. 1997 wurde eine eigene Fertigung eingerichtet und 2007/2008 entstand auf einem 12.000 m2 großen Gelände ein Neubau mit einer Produktionsfläche von 4.500 m². Mit der thermischen Wärmebehandlung wurde 2013 begonnen, die Pressed-to-size-Fertigung startete 2018.
Heute beschäftigt das nach DIN ISO 9001, 14001 und 50001 zertifizierte Unternehmen ein Team von 94 Mitarbeitern, das mittelfristig auf 100 bis 110 anwachsen soll. Wichtigste Branchen, die GTD beliefert, sind Medizin- und Automotivtechnik, Halbleiterindustrie, Metallurgie und Werkzeugbau. Das Einzugsgebiet umfasst die DACH-Region sowie Polen, die Slowakei und Tschechien.
In der Branche bekannt
„Die Anwender kennen uns“, freut sich Marco Balzer. „Trotzdem beschäftigen wir sechs Außendienstmitarbeiter, die unsere Kunden im Direktvertrieb betreuen.“ Darüber hinaus bespielt GTD verschiedene Marketingkanäle, zum Beispiel mit Ständen auf Fachmessen wie GIFA in Düsseldorf, Achema in Frankfurt oder auf Halbleitermessen.
Weitere Marketingaktivitäten erfolgen über den Mutterkonzern Toyo Tanso, eine lokale Werbeagentur und Präsenz in sozialen Netzwerken wie LinkedIn oder Xing. „Außerdem arbeiten wir mit Schulen und Universitäten zusammen und beschäftigen auch Werksstudenten“, erläutert der Geschäftsführer.
Mit den Kunden wachsen
Die kontinuierliche Digitalisierung der Prozesskette wappnet GTD für zukünftige Aufgaben. Marco Balzer: „Wir haben ein ERP-System und sind gerade dabei, Warenfluss- und Produktionsplanung zu digitalisieren. Unsere Maschinen sind vielfach automatisiert und wir verfügen über VDA-Bestell-Schnittstellen.“ Die Umstellung von 20% der Kunden auf wiederverwertbare Verpackungen sieht der Geschäftsführer als wichtiges Nachhaltigkeitsziel. „Wir sind immer auf Augenhöhe mit unseren Kunden und suchen gemeinsam mit ihnen nach Lösungen“, benennt Marco Balzer Gründe für den Erfolg von GTD. „Außerdem sind wir seit mehr als 30 Jahren am Markt.“
Ein weiterer Erfolgsgarant ist das engagierte und motivierte Team. „Auch mit unseren Mitarbeitern sind wir auf Augenhöhe“, versichert der Geschäftsführer. „Wir pflegen eine offene und konstruktive Zusammenarbeit.“ Die Sicherung des Standortes in Langgöns sowie einer ausreichenden Zahl von Beschäftigten gehört für Marco Balzer ebenso zu den Aufgaben der nächsten Jahre wie die Begleitung des Generationswechsels innerhalb der Belegschaft. „Unser Ziel für die Zukunft ist es, den Local-to-local-Gedanken wieder stärker zu erleben und unsere Kunden vor Ort zu halten, an uns zu binden und gemeinsam mit ihnen zu wachsen“, so Marco Balzer.