Durch Erfahrung gut: Verkehrswege kompetent geplant

Interview mit Dipl.-Ing. Jens Schulze, Geschäftsführer der PBVI

Dipl.-Ing. Jens Schulze, Geschäftsführer der PBVI
Dipl.-Ing. Jens Schulze, Geschäftsführer der PBVI © Andrea Kähler

30 Jahre lang arbeiten drei Berliner Firmen nebeneinander im Bereich Infrastrukturplanung für Schiene und Straße, bis sie sich entschlossen, ihre Kompetenzen zu bündeln. Das Ergebnis: die PBVI Planung | Bauüberwachung | Vermessung für Infrastruktur GmbH. Im Gespräch erzählt Dipl.-Ing. Jens Schulze, der gemeinsam mit Falko Griesert die Geschicke von PBVI lenkt, welchen Stellenwert die Umwelt seither im Leistungsportfolio des Unternehmens hat und welche Zukunft er sich für die PBVI vorstellt.

Wirtschaftsforum: Herr Schulze, das Jahr 2020 markierte für PBVI einen Meilenstein: Aus drei Unternehmen wurde ein einziges. Wie kam es dazu?

Jens Schulze: Die BVÜ, die ICB und die MIB haben fast 25 Jahre lang nebeneinander im gleichen Markt agiert: Nachdem in den 1990er-Jahren die Bundesbahn zur Bahn AG geworden und innerhalb dieser viele Bereiche, die die funktionale Infastruktur der Bahn bisher gesichert hatten, aufgelöst worden waren, mussten deren Aufgaben von externen Dienstleistern übernommen werden. Dabei ging es etwa um Bau- und Prozessplanung, Bauüberwachung, Instandsetzung und Vermessung, alles Bereiche im Verkehrsbau, in denen wir seitdem sowohl für die Bahn als auch für Privatkunden tätig sind. Anfangs waren wir bei der ICB, wo ich seit 1995 gearbeitet habe, nur fünf Mitarbeiter und in den anderen Firmen sah es ähnlich aus, sodass man sich untereinander bei Kapazitätsengpässen auch immer einmal wieder um Hilfe gebeten hat.

So haben wir über fast drei Jahrzehnte nebeneinander und auch miteinander gearbeitet, bis wir uns entschlossen haben, unsere Kapazitäten in der PBVI zusammenzuführen.

Wirtschaftsforum: Was waren dabei besondere Herausforderungen?

Jens Schulze:Früher ist uns gar nicht so bewusst gewesen, wie sehr die schiere Größe eines Unternehmens auch neue Mitarbeiter anziehen kann. In größeren Unternehmen gibt es Aufstiegschancen, Möglichkeiten sich zu verändern, ganz andere Strukturen – all das, was wir als kleine Einzelunternehmen nicht bieten konnten. Nun als BBVI bekamen wir auf einmal viele Bewerbungen und mussten erst einmal neue Stellen schaffen. So sind wir gewachsen und das hat sich als sehr positiv herausgestellt, weil sich auch die großen Verkehrsverbünde für uns interessiert haben, für die wir zuvor, als einzelne Unternehmen, zu wenig leistungsstark schienen. Unsere größte Herausforderung ist jetzt nicht mehr, an neue Projekte he-ranzukommen, sondern dass wir weiter wachsen müssen, um sie auch umsetzen zu können.

Wirtschaftsforum:Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie denn mittlerweile?

PBVI Planung | Bauüberwachung | Vermessung für Infrastruktur GmbH Strassenplanung
Straßenplanung ist eine der Kernkompetenzen von PBVI
PBVI Planung | Bauüberwachung | Vermessung für Infrastruktur GmbH Vermessung
Vermessung ist einer der Geschäftsbereiche, die nach dem Zusammenschluss zur PBVI hinzukamen

Jens Schulze: Wir haben inzwischen 120 Mitarbeiter, wobei wir inzwischen auch eine weitere Fusion hinter uns haben: Kürzlich haben wir ein kleines Vermessungsbüro übernommen, dessen Geschäftsführender Gesellschafter in den Ruhestand gehen wird. Er hat sein Unternehmen und seine Mitarbeiter bei uns gut untergebracht und die neuen Kollegen sind inzwischen auch schon zu uns nach Marzahn gezogen.

Wirtschaftsforum:Sind ausgehend von diesem gelungenen Zusammenschluss auch noch weitere Akquisitionen geplant?

Jens Schulze:Tatsächlich ist derzeit eine meiner hauptsächlichen Aufgaben die Akquise von Firmen, die zu uns passen könnten, also etwa Ingenieurbüros. Doch es geht für uns nach wie vor hauptsächlich um Infrastruktur. Wir wollen leistungsmäßig stärker werden und wir wollen uns auch weiter verjüngen, das heißt, das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter weiter senken. Inzwischen haben wir es um fast zehn Jahre gesenkt. Das wäre allein über Einzelrecruiting schwierig gewesen.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich nach dem Zusammenschluss das Portfolio verändert? Ist es, was den Leistungsumfang angeht, sozusagen eine Synthese aus den Leistungen der Vorgängerunternehmen, oder ist da etwas eigenes entstanden?

Jens Schulze: Teils teils, müsste man wohl sagen. Einerseits haben wir das bestehende Leistungsangebot beibehalten, andererseits sind wir durch die Akquise des Vermessungsbüros, das überdies einen sehr breiten Kundenstamm hat, auch in diesem Bereich aktiv geworden. Wir sind weiterhin vorwiegend im Gleisbau tätig, also alles, was Schiene, Schwelle und Schotter umfasst, aber wir sind auch in den elektrotechnischen Bereich hineingegangen und bieten alles von der Beleuchtung über Weichenheizungen und Stromversorgung mit Elektranten bis hin zur Straßenbeleuchtung. Seit anderthalb Jahren gibt es bei uns außerdem einen Bereich Umweltplanung.

Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?

Jens Schulze: Wir haben uns das Ziel gesetzt, noch mehr in den Bereich Ökologische Planung hereinzugehen und deshalb auch das Thema Umweltplanung hinzugenommen. Wir wollen unsere Kunden noch bewusster unter diesem Aspekt beraten und technische Lösungen aufzeigen, die ermöglichen, dass vielleicht auch noch der Radweg, den man sich hatte sparen wollen, trotzdem ins Budget passt.