Österreichs Meister der Süßweine

Interview mit dem Meister der Süßweine Österreichs

Vom Ufer des Neusiedler Sees bis zu den Speisekarten von Michelin-Sterne-Restaurants weltweit: Die KRACHER WINERY hat sich als Spezialist für edelsüße Kreationen, die Konventionen herausfordern und Aufmerksamkeit erfordern, einen einzigartigen Platz in der Welt der Premiumweine erarbeitet. In unserem Gespräch mit dem Geschäftsführer Gerhard Kracher, der dritten Generation des Familienunternehmens, untersuchen wir, wie eine kühne Vision, internationale Ambitionen und ein unerschütterliches Engagement für Qualität aus einem einst bescheidenen Mischbetrieb einen weltweit anerkannten Namen gemacht haben. Und warum, trotz des weltweiten Ruhms, die Geschichte von KRACHER noch lange nicht zu Ende ist – mit neuen Märkten, neuen Projekten und der nächsten Generation bereits in Sicht.

Von bescheidenen Anfängen bis zu internationalem Ruhm hat sich das WEINGUT KRACHER zu einem der prestigeträchtigsten Weinproduzenten Österreichs entwickelt. Die Reise begann mit Gerhard Krachers Großvater, der einen kleinen Mischbetrieb mit Schweinen, Hühnern und Getreide führte – und immer davon träumte, Winzer zu werden. Dieser Traum wurde 1959 Wirklichkeit und markierte die offizielle Gründung des Weinguts. Sein Sohn übernahm 1981 und legte den Grundstein für den globalen Aufstieg des Unternehmens. Durch die Organisation von hochkarätigen Weinverkostungen und den Vorstoß in internationale Märkte öffnete er Türen, die für österreichischen Wein lange verschlossen schienen. Ein entscheidender Moment war Ende der 1980er Jahre, als bei einer mutigen Blindverkostung in London die Weine von KRACHER gegen das weltberühmte Château d’Yquem antraten – und KRACHER siegte. Dieses Ereignis ebnete den Weg für internationale Anerkennung, die in der ersten Robert Parker Bewertung im Jahr 1995 gipfelte, die die Marke ins globale Rampenlicht katapultierte. Gerhard Kracher trat als junger Erwachsener in das Unternehmen ein, zunächst um etwas Geld dazuzuverdienen – aber bald fand er sich von der Welt des Weins gefesselt. Schließlich übernahm er 2007 im Alter von 26 Jahren nach dem frühen Tod seines Vaters die Leitung des Familienunternehmens. Heute führt er das Familienunternehmen in der dritten Generation, unterstützt von 43 Mitarbeitern und einem wachsenden internationalen Netzwerk. Zusätzlich zum Kerngeschäft des Weinguts hat das Unternehmen auch einen erfolgreichen Importbetrieb entwickelt: KRACHER FineWine, gegründet im Jahr 2001, importiert weltbekannte Weine von Produzenten in Kalifornien, Bordeaux, Deutschland und Italien und vertreibt sie in ganz Österreich und an ausgewählte globale Partner – einschließlich Kreuzfahrtschiffen und Freihandelszonen. Was als Hobby begann, wuchs schnell zu einem respektierten Parallelgeschäft heran, das KRACHERs langjährige internationale Beziehungen nutzt. 

Ein Portfolio auf Charakter und Beständigkeit aufgebaut

Das WEINGUT KRACHER produziert rund 70% edelsüße Weine und 30% trockene Weine. Das meistverkaufte Flaggschiff ist die Beerenauslese Cuvée, ein ausgewogener Dessertwein, der weltweit glasweise in feinen Restaurants serviert wird. Noch exklusiver ist die Grande Cuvée Trockenbeerenauslese, die regelmäßig Spitzenbewertungen erhält – einschließlich der seltenen Auszeichnung von drei perfekten 100-Punkte-Bewertungen von Robert Parker, dem einflussreichsten Weinmagazin der Welt. Auf der trockenen Seite spielt Welschriesling eine zentrale Rolle, sowohl als Rebsorte als auch als Verschnittpartner. Jeder Wein spiegelt die strengen Qualitätsstandards des Unternehmens wider: Nur herausragende Jahrgänge werden abgefüllt. Das Weingut ist immer seinen eigenen Weg gegangen. “Wir sind die Nische der Nische der Nische,” sagt Gerhard Kracher. Im touristischen Gebiet von Illmitz in der Nähe des Neusiedler Sees gelegen, ist das Terroir ideal für botrytisierte Weine – ein natürliches Geschenk, das die Identität der Weine prägt. “Wir diktieren nicht, was produziert wird; die Region zeigt uns, was möglich ist,” erklärt Gerhard Kracher. Diese Denkweise spiegelt einen nachhaltigen Ansatz des Weinbaus wider: Mit dem Klima und der Umwelt arbeiten, anstatt dagegen. Zusätzlich zum Weingut betreibt die Familie drei Boutique-Hotels, die von Gerhards Ehefrau geleitet werden. Das Anwesen bietet Verkostungen in einem üppigen Garten unter mit Weinreben bedeckten Pergolas – ein greifbarer Ausdruck der engen Verbindung der Marke mit ihren Wurzeln. Interessanterweise hat die Marke in den letzten Jahren ein deutlich gestiegenes Interesse unter jüngeren Weinliebhabern verzeichnet. “Viele von ihnen kennen unseren Namen durch ihre Eltern, oder sie haben uns online gesehen – und jetzt kommen sie, um es selbst zu erleben,” sagt Gerhard Kracher. Der Vertrieb läuft fast ausschließlich über spezialisierte Händler, und E-Commerce wird zunehmend wichtiger, besonders durch internationale Partner. “Unsere Importeure sagen dasselbe: Online-Kanäle sind keine Option mehr – sie sind essentiell.” Dennoch ist die physische Begegnung mit Wein unersetzlich: “Es gibt nichts Vergleichbares, unter den Reben zu sitzen und den Wein zu kosten, wo er hergestellt wurde”, sagt Gerhard Kracher.

Vision, Werte und globale Reichweite

KRACHER-Weine sind in über 50 Ländern erhältlich, wobei Asien und insbesondere China als wichtige Wachstumsmärkte hervortreten. Die Marke ist fest in den weltweiten Feinschmeckerkreisen etabliert und profitiert weiterhin von langjährigen Partnerschaften. Selektive Messeteilnahmen ergänzen die Strategie zur Markterschließung. “Wir stellen nicht überall aus,” erklärt Gerhard Kracher. “Aber wir nehmen an Veranstaltungen wie der ProWein oder der Vinexpo Paris teil, wenn wichtige Partner anwesend sind – Qualität über Quantität.” Im Laufe der Jahre haben neue Nebenprojekte noch mehr Tiefe zum KRACHER-Universum hinzugefügt. Zusammen mit dem weltberühmten Sommelier Aldo Sohm gründete Kracher das Label Sohm & Kracher, das sich auf Grüner Veltliner konzentriert und besonders erfolgreich auf dem US-Markt ist. Eine weitere Innovation: die Produktion von Icewein in den Transsilvanischen Highlands Rumäniens, wo kalte Winter noch zuverlässig sind – eine Seltenheit in Mitteleuropa. Beide Projekte spiegeln die unternehmerische Neugier und die strategische Weitsicht wider, die das Unternehmen weiter vorantreiben. Trotz wachsender globaler Nachfrage bleibt KRACHER ein Familienunternehmen – und Gerhard Kracher sieht vor, dass es so bleibt: “Ich gehe so schnell nirgendwo hin, aber natürlich hoffe ich, dass eines Tages eines meiner Kinder übernimmt.” Bis dahin baut das Unternehmen weiter auf das auf, was sein Großvater begonnen hat: ein Engagement für Authentizität, Exzellenz und langfristiges Denken. “Wir denken nicht in Jahren oder Jahrzehnten,” sagt Gerhard Kracher abschließend. “Wir denken in Generationen.”