Eine gute Figur machen

Interview mit Valerio Leoni, Geschäftsführer der Leoni S.p.a

Valerio Leoni, Geschäftsführer der Leoni S.p.a.
Valerio Leoni, Geschäftsführer der Leoni S.p.a.

Sie sollen Eyecatcher sein, Produkte oder Unternehmen bekannter machen und sich vor allem vom Wettbewerb unterscheiden – Werbegeschenke, Giveaways, Promotionartikel. Die Kehrseite der Medaille: Nicht selten sind sie von minderer Qualität und landen irgendwann im Mülleimer. Für die Leoni S.p.a. aus Sorbara ist das keine Option. Der Hersteller von Promotionartikeln geht einen neuen Weg, einen anderen, nachhaltigeren Weg als der Wettbewerb. Für Leoni gibt es keine Alternative zu Quality made in Italy.

Wirtschaftsforum: Herr Leoni, Sie sind Gründer des gleichnamigen Unternehmens, das seit 1989 Promotionartikel herstellt. Was ist die Kernidee hinter den Produkten?

Valerio Leoni: Mir war es immer wichtig, dass wir uns mit unseren Produkten vom Markt abheben, indem wir etwas Neues, Innovatives kreieren. Letztlich geht es immer darum, für Kunden einen Wettbewerbsvorteil zu generieren. Unsere Promotionartikel zielen auf Kinder ab; deshalb ist eine große Sensibilität gefragt, was Qualität und Sicherheit betrifft.

Wirtschaftsforum: Gab es in der Vergangenheit spezielle Produkt-Highlights?

Valerio Leoni: Es gab verschiedene Meilensteine, die unseren Weg beeinflusst haben. 1990 haben wir mit der für Sammelbilder bekannten Firma Panini kooperiert. Für sie haben wir kleine Tüten für Spielzeugtiere und später eine Arche Noah aus Papier entwickelt. Wir haben dabei auf Flow Packs gesetzt, was zu der Zeit ein Novum war. Für das Molkereiunternehmen Parmalat haben wir für den südamerikanischen Markt kleine Säugetiere entwickelt – allein in Venezuela 30 Millionen Stück. Ab 2000 haben wir jährlich 100 Millionen Figuren für Schokoladeneier produziert. Ein ganz besonderes Projekt, eine echte Herzensangelegenheit, läuft allerdings aktuell: Wir haben die Produktion von China zurück nach Italien geholt.

Wirtschaftsforum: Warum diese Entscheidung?

Valerio Leoni: Wir glauben an das Siegel ʻMade in Italyʼ – und zwar nicht nur im Bereich Mode oder Kulinarik, sondern auch in unserem Markt. Deshalb haben wir in eine neue Produktion hier in Sorbara investiert, die hochautomatisiert und entsprechend leistungsstark ist. Von der Entwicklung über die komplette Fertigung hin zum Bemalen der Figuren liegen sämtliche Prozesse in unserer Hand, in unserer Kontrolle.

Leoni Produktauswahl
Für leidenschaftliche Sammler, für Groß und Klein ein Riesenspaß: Build-up Mercedes, Panini-Produkte und Topolino-Fahrzeuge

Wirtschaftsforum: Was sind die Vorteile der Produkte made in Modena gegenüber solchen made in China?

Valerio Leoni: Sie stehen für kontrollierte Qualität und hohe ökologische Standards. Wir verarbeiten hochwertige Rohmaterialien, können dank unserer hohen Automatisierung jedoch konkurrenzfähige Preise bieten. Gleichzeitig spielt der Umweltgedanke eine immer größere Rolle. Weil nachhaltige Materialien wie recycelter Kunststoff oder Kunststoff aus erneuerbaren Quellen sowie Verpackungen aus biologisch abbaubarem Material bei uns dominieren, sind unsere Produkte nicht nur 100% made in Italy, sondern auch 100% green. Genauso wählerisch sind wir bei unseren Zulieferern – sie alle sind zertifiziert und kommen aus der Region Modena, nicht weiter als 25 km von unserem Firmensitz entfernt. Lediglich bei der Farbe müssen wir eine Ausnahme machen; hier arbeiten wir mit einer bekannten deutschen Firma zusammen.

Wirtschaftsforum: Das heißt, sämtliche Leoni-Produkte werden inzwischen wieder in Italien gefertigt?

Valerio Leoni: Noch nicht alle. Build-up-Figuren, also Sammlerstücke, zum Teil recht wertvolle, die man regelmäßig in Zeitschriften findet und die insbesondere in Japan gefragt sind, werden noch in China produziert. Langfristig soll sich auch das ändern.

Wirtschaftsforum: Wir haben es hier mit großen Stückzahlen zu tun; welche Unternehmensstruktur steckt hinter diesen Volumina?

Valerio Leoni: Wir haben 24 Mitarbeiter und vor der Pandemie 18 Millionen EUR umgesetzt. 2020 hatten wir dann Corona-bedingt einen Rückgang, für 2021 rechnen wir wieder mit einem Wachstum von 30%. 35% der Produkte werden direkt exportiert, indirekt ist der Anteil deutlich höher. Unser Ziel ist, den Export weiter anzukurbeln und dabei insbesondere Deutschland und den deutschsprachigen Markt ins Visier zu nehmen, da dort, genau wie in Japan, Qualitätsprodukte gefragt sind.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Kundenstruktur aus und wo liegt der Vorteil für die Kunden, mit Leoni zu arbeiten?

Valerio Leoni: Food-Hersteller sind traditionell unsere Schwerpunktkunden; daneben wächst die Bedeutung von Loyalty-Agenturen. Wir beliefern aber auch kleinere Agenturen und Non-Profit-Organisationen. Da der gesamte Produktionsprozess in unserer Verantwortung liegt, können wir schnell und flexibel liefern. Wie wichtig das ist, haben die Lieferengpässe in Zeiten von Corona gerade erst gezeigt. Viele Kunden kommen inzwischen zu uns, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen; bei chinesischen Herstellern ist das schwer umzusetzen.

Wirtschaftsforum: Sie sprachen über Loyalty-Kampagnen und deren wachsende Bedeutung. Können Sie das näher erläutern?

Valerio Leoni: Loyalty-Kampagnen sind in Supermärkten besonders populär. Wenn man eine bestimmte Summe zahlt, bekommt der Kunde eine Tüte mit einem Gadget. Wir haben in einen Plotter investiert, der 500.000 Stück pro Tag produziert, um den Markt aufzurollen. Bislang war China die einzige Quelle auf diesem Markt; das ist jetzt Vergangenheit. Wir hoffen, künftig mit Loyalty-Kampagnen auch in Deutschland Fuß fassen zu können; eine entsprechende Zertifizierung haben wir bereits.

Wirtschaftsforum: Mit welchem Gefühl schauen Sie jetzt nach vorn?

Valerio Leoni: Mit einem sehr guten. Die Entscheidung, die Produktion nach Italien zu holen, war absolut richtig. Immer mehr Kunden erkennen, dass unsere Figuren mehr als nur austauschbare Gadgets sind. Es sind Kunstwerke, hinter denen kreative Köpfe stecken.