Mehr als nur Fassade

Interview mit Valentin App und Magnus App, geschäftsführende Gesellschafter der Rupert App GmbH & Co.

Rupert App GmbH & Co. Science Center experimenta in Heilbronn
Markant: Das Science Center experimenta in Heilbronn

Von der Stange gibt es hier nichts. Denn jede Fassade ist einzigartig. Die Rupert App GmbH & Co. in Leutkirch macht fast alles möglich, wenn es um den Fassadenbau aus Metall und Glas geht. Was der Familienbetrieb mit seinen 240 Mitarbeitern baut, kann sich sehen lassen. Davon kann man sich zum Beispiel beim Blick auf das Bundeskanzleramt in Berlin überzeugen.

Die Firmengründung stand zunächst unter keinem guten Stern: Schon vier Wochen, nachdem Rupert App seine Schlosserei 1939 eröffnet hatte, musste sie wegen des Ausbruchs des 2. Weltkriegs schon wieder schließen. Erst 1945 konnte der Schmiedemeister seine Arbeit wieder aufnehmen. In den 1950er-Jahren stieg er aus gegebenem Nachfrage-Anlass in den Fensterbau ein. Sein Enkel Magnus App, der heute als geschäftsführender Gesellschafter gemeinsam mit seinem Bruder Valentin das Unternehmen leitet, erklärt: „In dieser Zeit griffen auch bei uns im Allgäu die ersten Hygieneverordnungen. Jede Molkerei musste deshalb Fenster, Tore und Türen von Holz auf Metall umstellen.“

Valentin App und Magnus App (v.l.), geschäftsführende Gesellschafter der Rupert App GmbH & Co.
Valentin App und Magnus App (v.l.), geschäftsführende Gesellschafter der Rupert App GmbH & Co.

Die enge Zusammenarbeit mit Architekten führte zu Weiterempfehlungen und immer neuen Projekten – das Unternehmen vergrößerte sich deutlich. Inzwischen hatten Roland App und dessen Bruder Engelbert App, Vater und Onkel der heutigen Geschäftsführer, das Unternehmen in 2. Generation übernommen. Ihnen gelang ein Meilenstein des Familienbetriebs – der Bau des neuen Bundeskanzleramts in Berlin. 

„Da mein Großvater, mein Vater und mein Onkel alle Handwerksmeister waren, war bei uns von Beginn an die Ausbildung ein zentrales Element. So konnte das Unternehmen wachsen“, erklärt Magnus App. Heute beschäftigt die Firma rund 240 Mitarbeiter. 2024 erwirtschaftete sie einen Umsatz von 78 Millionen EUR. Vor drei Jahren haben Magnus App und sein Bruder das Unternehmen vollständig übernommen – und konnten gleich mit einem prominenten Bauvorhaben starten. Denn auch für die Erweiterung des Bundeskanzleramts erhielt App den Zuschlag. 

Rupert App GmbH & Co. P1 Passauer Straße Berlin
Direkt neben dem KaDeWe: P1 Passauer Straße Berlin
Rupert App GmbH & Co. Bundeskanzleramt Berlin
Erweiterung des Bundeskanzleramts in Berlin

Problemlöser mit vielen Kompetenzen

Mit seinen Kompetenzen in Stahl-, Metall- und Elementfassadenbau bildet das Unternehmen im Bereich Fassade das gesamte Spektrum des Metallbaus ab. Das technische Büro mit 40 Technikern und Ingenieuren erstellt die Werk- und Montageplanung. Gefertigt wird in drei Werken in Leutkirch. „Dass wir von der Planung über die Produkte bis hin zur Montage die komplette Wertschöpfungskette abbilden, ist unser USP“, betont Magnus App. Dabei sieht er sein Unternehmen als Problemlöser. „Wir können nur wenig von der Stange produzieren. Jedes Projekt ist anders, sowohl die Wünsche als auch die Architektur ändern sich im Laufe der Zeit“, so der Geschäftsführer, der ebenso wie sein Bruder auch noch im operativen Geschäft tätig ist. Die individualisierte Fertigung kann aber auch problematisch sein, was sich vor über einem Jahr angesichts der Insolvenz der Signa-Holding zeigte.

„Wir hatten von Signa den Auftrag für das Projekt Passauer Straße in Berlin erhalten und die Fertigung war bereits voll im Gange. Das gesamte Material war speziell für dieses besondere Gebäude mit einzigartiger Fassade konstruiert worden und hätte nirgends sonst verbaut werden können“, berichtet Magnus App. Glücklicherweise fand sich ein neuer Investor, der an den ursprünglichen Plänen festhielt. Heute steht das Projekt kurz vor dem Abschluss. 
 

Rupert App GmbH & Co. ‘UP!’ Berlin
‘UP!’ Berlin: Das ehemalige Einkaufszentrum wurde zum Bürogebäude mit voll verglaster Fassade umgebaut
Rupert App GmbH & Co. ‘The Cradle’in Düsseldorf
Nachhaltiges Bürogebäude: ‘The Cradle’in Düsseldorf
Rupert App GmbH & Co. Merck Bürogebäude in Darmstadt
Merck Bürogebäude in Darmstadt

Klimabilanz optimieren

Das Bauen nachhaltiger zu machen, ist ein Thema, das die Firma App durchaus bewegt, das sie aber nur bedingt beeinflussen kann, wie der Geschäftsführer deutlich macht: 
„Die Art und Weise, wie gebaut werden soll, wird durch den Architekten vorgegeben. Wir sehen es aber als unsere Aufgabe an, die Bauherren im Hinblick auf alternative Materialausführungen wie etwa zu 100% recyceltes Aluminium oder klimaneutral hergestelltes Glas zu beraten.“ Man arbeite außerdem daran, die eigene Klimabilanz immer weiter zu verbessern. „Alles auf einmal umzustellen, können wir uns nicht leisten. Im nächsten Schritt werden wir uns um die Wärmeerzeugung in unserem Werk 2 kümmern, das 1982 gebaut wurde und noch eine Ölheizung hat, und die Photovoltaik weiter ausbauen“, so Magnus App. Nachhaltigkeit geht für ihn aber noch weiter: „Es geht auch darum, die Mitarbeiter zu sensibilisieren, beispielsweise Wege zu sparen, das entsprechende Mindset zu etablieren und dazu auch Verschwendung sichtbar zu machen.“

Rupert App GmbH & Co. ‘The Terrace Boxsite E21’ in Berlin
Das Bürogebäude ‘The Terrace Boxsite E21’ in Berlin

Mitarbeiter gewinnen und binden

„Was uns auszeichnet ist das Vertrauen in unsere technische Kompetenz und in unsere Zuverlässigkeit“, sagt Magnus App, der auch betont, wie wichtig im Projektgeschäft neben der Problemlösungskompetenz die Kommunikation ist. „Hier spricht sicher auch für uns, dass wir ein inhabergeführtes Unternehmen sind“, ist er überzeugt. Bis Ostern 2027 ist das Unternehmen, das zu den zehn größten deutschen Metallbauern zählt, bereits ausgelastet. Umso wichtiger wird das Thema Fachkräftegewinnung und -bindung sein, betont Magnus App. Das Unternehmen bildet in allen Bereichen aus. Der größte Ausbildungsbereich mit jährlich bis zu fünf Lehrlingen ist der des Metallbauers mit Fachrichtung Konstruktionstechnik. Weitere Ausbildungsberufe sind technischer Systemplaner, Fassadenbauingenieur sowie Industriekaufleute. Darüber hinaus sollen neue Fachkräfte eingestellt werden. Magnus App erklärt, warum das notwendig ist: „Wir sind mit der Demografie konfrontiert. Viele Mitarbeiter aus den Boomer-Jahren gehen in absehbarer Zeit in den Ruhestand. In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird es daher unsere Aufgabe sein, Mitarbeiter aufzubauen, die das Wissen übernehmen.“ Ob bei architektonisch anspruchsvollen Gebäuden oder komplexen Speziallösungen – die Rupert App GmbH & Co. überzeugt als erfahrener, zuverlässiger und qualitätsbewusster Partner am Bau, der Planungskompetenz und handwerkliche Exzellenz nahtlos verbindet.

Weitere Artikel zum Thema

Flachdachbau mit System, Struktur und Weitblick

Interview mit Alexander Erba, Geschäftsführer der Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG Isolierungen

Flachdachbau mit System, Struktur und Weitblick

Die Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG Isolierungen aus Fellbach ist Spezialist für Flachdächer, Blitzschutz und Photovoltaik. Als Teil der...

Innovative Betonlösungen – wenn Verantwortung auf Beständigkeit trifft

Interview mit Dipl.-Ing. Dirk-Uwe Spengler, Geschäftsführer der BTE stelcon GmbH

Innovative Betonlösungen – wenn Verantwortung auf Beständigkeit trifft

Mit Innovationskraft und Erfahrung prägt die BTE stelcon GmbH die Zukunft hochwertiger Betonflächenlösungen. Als Spezialist für belastbare Industrieplatt...

Fenster mit bestem Ruf

Interview mit Phil Ungruh, Geschäftsführer der Ungruh GmbH

Fenster mit bestem Ruf

In Ibbenbüren entstehen Fensterlösungen, die weit mehr bieten als einen guten Durchblick. Ob Neubau, Sanierung oder Großprojekt, Ungruh verbindet seit ...

Hohes Ansehen mit tiefen Bohrungen

Interview mit Rimt Wortberg, Geschäftsführer der Thade Gerdes GmbH

Hohes Ansehen mit tiefen Bohrungen

Aufschlussreich und tiefgründig – zwei Adjektive, die ein Unternehmen aus dem hohen Norden Deutschlands nicht treffender beschreiben könnten. Die Thade...

Manfred Brinkmann, Managing Editor-in-Chief

Manfred Brinkmann

Managing Editor of European Business

Gestalten Sie die Zukunft der Wirtschaft?

Als Chefredakteur bin ich stets auf der Suche nach der nächsten Generation von Führungskräften und Innovatoren. Wenn Sie an der Spitze eines einflussreichen Unternehmens stehen, lade ich Sie ein, mit uns in Kontakt zu treten. Teilen Sie Ihre Vision mit unserem einflussreichen Publikum.