Wenn heute schon morgen ist
Interview mit Werner Ottilinger, Geschäftsführung der Sauter-Cumulus GmbH
Der Arbeitsplatz von morgen wird anders aussehen und sich anders anfühlen, als dies heute der Fall ist. Arbeitsplätze werden mehr als rein physische Räume sein. Die Sauter-Cumulus GmbH ist ein international gefragter Spezialist für digitale Gebäude- und Raumautomation, in dessen Freiburger Showroom Interessierte schon heute einen Blick auf die Lebens- und Arbeitsräume der Zukunft werfen können.
Wirtschaftsforum: Herr Ottilinger, in der Coronakrise war New Work in aller Munde. Sauter-Cumulus hat sich als erfahrener Spezialist für die Gebäudeautomation schon lange vor der Pandemie mit der Arbeitswelt der Zukunft beschäftigt. Zu sehen ist das zum Beispiel in den Smart Spaces in Freiburg. Was erwartet Besucher dort?
Werner Ottilinger: Wir haben die Smart Spaces vor vier Jahren eingerichtet. Hier geht es unter anderem um digitale Abläufe während eines Arbeitstages. Mitarbeiter buchen sich mit dem Handy ihren Arbeitsplatz, einen Parkplatz, reservieren einen Platz in der Kantine, Besprechungsräume, Ladesäule oder buchen Flipcharts. Es geht in den Smart Spaces um intelligente Raumautomation, die über Grundbedürfnisse wie Beleuchten, Heizen, Kühlen und Beschatten hinausgeht. Wir beschäftigen uns mit Themen wie bedarfsabhängige Reinigung und Wartung, intelligentes Asset-Tracking oder Indoor-Navigation. Um individuelle und kosteneffiziente Lösungen sicherzustellen, arbeiten wir mit einem modularen Baukastensystem. Kunden können genau die Komponenten auswählen, die für sie relevant sind.
Wirtschaftsforum: Sauter-Cumulus hat damit ein wichtiges Vorzeigeprojekt realisiert. Wie ist das Unternehmen heute am Markt positioniert?
Werner Ottilinger: Wir haben 1.500 Mitarbeiter, einen Umsatz von 300 Millionen EUR und 34 Büros in Deutschland. Damit sind wir die Nummer 2 auf dem deutschen Markt; für viele Kunden sind wir allerdings die Nummer 1. Durch Schwestergesellschaften in ganz Europa liegt der gesamte Umsatz bei über 700 Millionen EUR; in Zentraleuropa sind wir sehr gut aufgestellt.
Wirtschaftsforum: Sauter-Cumulus ist Inbegriff für intelligente Gebäudeautomation. Was kennzeichnet das Portfolio?
Werner Ottilinger: Bei der Gebäudeautomation beschäftigen wir uns mit drei großen Themen. Zum einen mit der Digitalisierung der Services. Da es immer weniger Ressourcen an Technikern gibt, werden Remote-Services immer wichtiger. Wartungen oder Fehlersuchen erfolgen vermehrt aus der Ferne; das spart Reisezeit, reduziert Kosten und CO2-Emissionen. Ein weiterer Vorteil ist eine verbesserte Reaktionszeit. Bisher haben wir 160 Remote-Anlagen eingerichtet; die Kunden sind sehr zufrieden. Einzig das Thema IT-Security beschäftigt sowohl uns als auch die Kunden. Eine zweite Säule bildet das Produkt ‘Analytics’, das wir auch Autopilot nennen. Es überprüft, analysiert und wertet die Fahrweise eines Gebäudes aus, nutzt dabei KI, um herauszufinden, ob ein Gebäude ideal betrieben wird. Dafür kooperieren wir mit der Firma Meteo-Viva, die digitale Zwillinge kreiert hat, die in einer Cloud abgebildet werden – die dritte Säule des Angebots. Das Gebäude wird so in seinem Verhalten aufgezeichnet, wie es sich bei welcher Außentemperatur verhält, wann gekühlt werden muss, wie man den größtmöglichen Komfort für Nutzer erzielen kann. Energieeffizienz ist in diesem Zusammenhang ein weiteres großes Thema. Im eigenen Gebäude konnten wir mit den Lösungen 18% der Energiekosten sparen und der Anteil wird weiter steigen.
Wirtschaftsforum: Mit diesen Lösungen ist Sauter-Cumulus ein Vorreiter der Branche. Wer gehört zu den Kunden und was schätzen diese besonders?
Werner Ottilinger: Wir arbeiten für Investoren, Fondsgesellschaften, Banken und Versicherungen, große Industriebetriebe, die öffentliche Hand und Sportstätten; insgesamt eine breite Palette. Sauter-Cumulus ist nach wie vor ein Familienunternehmen, groß genug, um große Projekte zu realisieren, klein genug, um Kunden in den Vordergrund zu stellen. Am Ende sind die Mitarbeiter der Schlüssel zum Erfolg. Ein Unternehmen kann die richtigen Produkte und Lösungen zur Verfügung stellen, aber der Kunde arbeitet direkt mit den Mitarbeitern. Ist er mit ihnen und ihrer Arbeit zufrieden, kommt er wieder.
Wirtschaftsforum: Neben der Digitalisierung ist Nachhaltigkeit ein Megatrend der Gegenwart. Gibt es einen Zusammenhang?
Werner Ottilinger: Die Digitalisierung ist ein Treiber unserer Entwicklung und wird insgesamt immer wichtiger, auch beim Thema Nachhaltigkeit, wo der Bereich Reporting konstant an Bedeutung gewinnt. Es gibt riesige Datenmengen, die nutzbar gemacht werden müssen. Das ist eine Herausforderung, die ohne Digitalisierung nicht möglich ist.
Wirtschaftsforum: Sauter-Cumulus ist seit Jahrzehnten erfolgreich am Markt. Was sind entscheidende Erfolgsfaktoren?
Werner Ottilinger: Die Menschen; die richtigen Menschen zur richtigen Zeit. Natürlich sind es auch die Produkte, Ideen und Lösungen, aber auch dahinter stecken Menschen. Weil es immer schwieriger wird, diese Menschen zu finden, investieren wir in Ausbildungsprogramme und werden unser Schulungszentrum erweitern. Unser Ziel ist, uns als Wunschansprechpartner für intelligente, auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene Gebäude- und Energielösungen zu etablieren. Unsere Mitarbeiter bilden dafür eine solide Basis.