Die Besser Bäcker

Interview mit Dr.-Ing. Markus Schirmer CEO der coolback GmbH

Dr.-Ing. Markus Schirmer, CEO der coolback GmbH
Dr.-Ing. Markus Schirmer, CEO der coolback GmbH

Es gibt kaum etwas, das die Endorphine der Deutschen so schnell ankurbelt wie der Duft von gutem Brot oder der Biss in ein leckeres Brötchen. Während früher der Gang zum Bäcker um die Ecke Usus war, greifen viele von uns heute schnell in Supermarkt oder Tankstelle zu. Unverändert ist dabei der Wunsch nach qualitativ hochwertiger Backware. Und das ist das Geschäft von coolback.

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Schirmer, Sie backen Brötchen im großen Stil. Kann man das so sagen?

Dr. Markus Schirmer: Sicherlich ist das der richtige Maßstab. Bei uns verlassen täglich drei Millionen Backwaren die Produktion in Brandenburg. Mittlerweile haben wir drei Standorte inklusive Produktion rund um Berlin und beschäftigen 750 Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Das ist eine wirkliche Hausnummer. Wie sind Sie dahin gekommen?

Dr. Markus Schirmer: Das Unternehmen besteht seit 1999 und wollte zunächst in Richtung Food Service gehen – Tankstellen, Bahnhöfe usw. Aber schnell wurde klar: Der Lebensmitteleinzelhandel ist die richtige Spielwiese für uns. Backware für Bake-off-Regale, Tiefkühltruhe und schließlich im Multi Atmosphere Packaging zum Aufbacken für das normale Verkaufsregal, das ist der Weg, den wir uns erschlossen haben. Heute gehören wir bei den Kleinbackwaren zu den Top Playern in Deutschland und unsere Produkte sind in jedem einschlägigen Supermarkt und Discounter im Angebot.

coolback Weizenbrötchen und Kräuterbaguette
Vollautomatische Backstraßen, innovative Anlagentechnik und sogar Steinöfen: Die Produktionswerke von coolback nahe Berlin bringen jährlich 1,2 Milliarden Backwaren hervor
coolback Produktionsstraße
Die Bestseller beim Kunden finden sich im nahezu jedem Supermarkt: Weizenbrötchen und Kräuterbaguettes von coolback

Wirtschaftsforum: Da hat coolback sich offenbar am Superlativ orientiert. Und das in einem durchaus auch von den aktuellen Krisen geschüttelten Markt. Wie schafft man das?

Dr. Markus Schirmer: Zunächst durch Diversifizierung parallel zum organischen Wachstum. In der Pandemiezeit standen mancherorts selbst Bake-off-Regale still, der Griff zur tiefgefrorenen und abgepackten Backware war naheliegend. Wir konnten diese Produktverschiebungsphase voll abfedern und sogar wachsen – der MAP-Bereich ist regelrecht durch die Decke gegangen. Unsere Produktvielfalt innerhalb des Angebots hat dabei sicherlich auch geholfen.

Wirtschaftsforum: Und dann kam gleich die kriegsbedingte Krise mit Energie- und Rohstoffpreisen, die viele in Ihrer Branche in die Knie zwingt. Wie kann man so etwas abfedern?

Dr. Markus Schirmer: Wir sind eben nicht der Bäcker von der Ecke. Dort hat das Sterben eingesetzt, ganz klar. Die aktuelle Verschiebung geht in Richtung mittleres Preissegment, da befinden wir uns. Also profitieren wir von dieser Entwicklung, müssen gleichzeitig aber selbst noch vorausschauender in die Zukunft kalkulieren als früher.

Wirtschaftsforum: Und die Kalkulation geht weiterhin auf?

Dr. Markus Schirmer: Wir haben einen ganz großen Vorteil in unserem Marktsegment: Unsere bewährte Qualität. Das ist stets der Treiber hinter unserem Wachstum gewesen. Der Verbraucher kauft das Preis-Leistungs-Verhältnis, das ihm am besten schmeckt, und das ist bei uns der Fall. Als Führungskräfte haben wir viel Erfahrung in der Branche und wissen daher um diesen Benefit.

Wirtschaftsforum: Was schmeckt dem Endverbraucher denn da so gut?

Dr. Markus Schirmer: Unser Bestseller sind klassische Weizenbrötchen in der MAP-Verpackung und das TK-Kräuterbutter-Baguette. Übrigens sind glutenfreie Backwaren unter dem Label ‘it‘s free’ aus unserem eigenen Werk genauso im Portfolio wie Sauerteig- und Biobackwaren.

Wirtschaftsforum: Bio bringt uns zum Thema Nachhaltigkeit, einem echten Zukunftsthema. Wie schaut man denn auf die Zukunft bei coolback?

Dr. Markus Schirmer: In punkto Nachhaltigkeit sehen wir uns aktuell etwa im TK-Verpackungsbereich pflanzenbasierte Beschichtungen an. International zu wachsen ist auch ein wichtiger Punkt für die Zukunft: Polen, Skandinavien und Österreich sind ja fast vor der Haustür.

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Manfred Brinkmann

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