Im Kleinen groß: kreativ, bunt, individuell
Interview mit Horst Neidhard, Geschäftsführender Gesellschafter der Gebr. FALLER GmbH
Modellbau ist nicht nur eine Spielerei, sondern eine Passion. Seit 1946 bietet die Gebr. FALLER GmbH mit Sitz in Gütenbach im Schwarzwald alles, was das Modellbauerherz begehrt. Traditionsbewusstsein gepaart mit immer neuen Innovationen haben das Unternehmen aus dem Schwarzwald zum Weltmarktführer für Modelleisenbahnzubehör gemacht. Das Produktsortiment macht Lust, kreativ zu werden und sich seine eigene kleine Welt zu erschaffen.
Dass ein 75 Jahre altes Traditionsunternehmen keineswegs angestaubt ist, stellt die Gebr. FALLER GmbH unter Beweis. „Die Innovationsfähigkeit zu erhöhen, ist bei uns ein großes Thema. Vor diesem Hintergrund sind auch drei wichtige unserer Produktneuheiten zu sehen“, sagt Geschäftsführer Horst Neidhard. So erhält die digitale Fahrzeug- und Verkehrssteuerung FALLER CAR SYSTEM DIGITAL ein umfangreiches Upgrade mit neuer Fahrzeuggeneration, neuer Steuerungshardware und einem neuen Software-Release.
Als wichtigen Meilenstein bezeichnet Horst Neidhard auch die Einführung von FALLER CREATE. „Der Kunde kann jetzt sein individuelles Bauwerk konstruieren, wir fertigen es im 3D-Druck-Verfahren und schicken es ihm zu.“ Darüber hinaus werden im Jubiläumsjahr 2021 attraktive neue Bausätze angeboten, allen voran das Jubiläumsmodell ‘Schloss Bran’.
Dem historischen Verwaltungs- und Produktionsstandort in Gütenbach ist FALLER treu geblieben. Circa 100 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Der Umsatz ist seit 2010 jährlich zwischen 5 und 9% gewachsen, im vergangenen Jahr sogar um 30%.
Nachhaltigkeit und hybride Arbeitsplätze
Das starke Wachstum 2020 war ein Ergebnis der Corona-Krise, erklärt Horst Neidhard: „Da die Menschen zu Hause geblieben sind, haben sie sich vermehrt mit Heimhobbys beschäftigt. Das haben wir bei unseren Bestandskunden gemerkt, wir haben aber auch neue Kunden hinzugewonnen.“
Den positiven Trend hat auch die Schließung des stationären Fachhandels nicht gebremst, da das Onlinegeschäft deutlich gesteigert werden konnte. Nicht nur im Inland, auch im Ausland sei die Nachfrage während der Pandemie gestiegen, berichtet der Geschäftsführer, der im Spiel- und Hobbybereich branchenweit ähnliche Entwicklungen beobachtet.
Für sein Unternehmen erwartet er, dass sich das Wachstum zwischen 7 und 10% einpendeln wird. Bevor er sich für die freie Wirtschaft entschieden hat, war Horst Neidhard Richter. Seit 2006 ist er bei FALLER Geschäftsführer, seit 2010 auch Gesellschafter. Für ihn stehen neben den Innovationen weitere große Themen im Fokus.
Ein wichtiges darunter ist, nachhaltiger zu werden. „Die Umwelt nicht zu belasten liegt uns allen im Unternehmen am Herzen. Unser Ziel ist es, die CO2-Bilanz zu verbessern und klimafreundlicher unterwegs zu sein. Mithilfe eines MFTA-Programms können wir jetzt Wertstoffströme gut abbilden, Materialflussrechnungen erstellen und eine CO2-Bilanzierung vornehmen.“
Horst Neidhard
Geschäftsführender Gesellschafter
„Nicht jeder hat das Gemüt eines Leistungssportlers. Es muss menscheln im Unternehmen.“
Horst Neidhard
Geschäftsführender Gesellschafter
Im Bereich der Verpackungen sollen Kunststoffe reduziert werden. Hybride Arbeitsplätze sind ein weiterer Bereich, der ihn beschäftigt. „Es geht darum, die Mitarbeiter bei einfacheren, aber anstrengenden Arbeiten durch Roboter zu unterstützen. Hier arbeiten wir intensiv mit Hochschulen und Partnern zusammen“, sagt er und betont den hohen Stellenwert der Mitarbeiter: „Mit unserem traditionellen Produkt müssen wir uns nach vorn bewegen. Dabei ist es wichtig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mitzunehmen und für Produktthemen zu begeistern.“
Klassiker neu besetzt
Im Angebot von FALLER finden sich neben Fahrzeugen, Bauwerken, Figuren, Landschaftselementen und Technik auch Modellbaufarben, Werkzeuge und weitere Hilfsmittel für den Modellbau. „Die Konsumenten sind eine bunte Gruppe von Leuten, die Spaß am Modellbau haben. Der eine hat eine Modelleisenbahnanlage, der andere interessiert sich für den Landschaftsbau. Die Modelle werden auch als kleine Geschenke, zum Beispiel eine Szenerie für eine Hochzeit, gekauft“, berichtet Horst Neidhard.
25 bis 30% seines Umsatzes macht FALLER im europäischen Ausland, insbesondere der DACH-Region, aber auch weltweit, unter anderem in den USA und Asien. Es gibt daher auch ländertypische Angebote. Horst Neidhard sieht den Bastelbereich insgesamt im Aufschwung. „Die Menschen wollen kreativ sein, sich Zeit nehmen und entschleunigen. Wir sind so gut aufgestellt, dass wir diesen Trend mitnehmen und selbst Trends setzen und verstärken können.“
In den letzten zehn Jahren habe sich die ganze Branche innovativ aufgestellt. „Der Wettbewerb im Freizeitumfeld ist hart. Das Budget der Verbraucher in diesem Bereich ist begrenzt“, so der Geschäftsführer. In der Branche geht ein Trend auch dahin, alte Klassiker neu zu besetzen. Entsprechend gut kommen Neuauflagen von 40 bis 50 Jahre alten FALLER-Modellen an.
„Dafür begeistern sich die Leute. Aber auch die Individualisierung wird immer wichtiger. Das Produkt soll den individuellen Vorstellungen und der Fantasie der Konsumenten entsprechen. Mit FALLER CREATE zum Beispiel können wir diesen Wunsch erfüllen.“
Mit guten Produkten Freude machen
Die Mitarbeiter im Unternehmen sollen den größtmöglichen Spielraum haben. „Unsere Hierarchien sind daher nur wenig ausgeprägt. Wir wollen den Beschäftigten Chancen bieten. Ich bin auch kein Freund von zu viel Druck. Nicht jeder hat das Gemüt eines Leistungssportlers.“
Horst Neidhards Ziel ist es, die positive Entwicklung des Unternehmens fortzusetzen. Dabei denkt er an eine strategisch gute Nachfolgeregelung. „Die Freiheit jederzeit aufhören zu können, ist für mich ein hohes Gut und ich möchte sicher sein, dass die Zukunft der Gesellschaft nach mir gut geregelt ist.“
Dabei schätzt er die Freiheit, seine Umgebung so zu gestalten, dass er Werte schafft. Bei allem, was er tut, ist ihm eines besonders wichtig: „Ich möchte abends in den Spiegel schauen können. Das kann ich nur, wenn ich mir sicher sein kann, dass ich mich positiv eingebracht und meine Mitmenschen gut behandelt habe.“ Entscheidend ist für ihn aber vor allem eines: ein gutes Produkt zu haben. „Den Menschen mit unserem Sortiment Freude zu bereiten, macht auch mir Freude.“