„Unsere Branche ist spannender als ihr Ruf“
Interview mit Dr. Robert Löw, Vorstandsvorsitzender der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG
Tradition und Kompetenz sind eine gute Basis, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen – besonders wenn es um Geld geht. Die Liechtensteinische Landesbank ist das älteste Finanzinstitut im Fürstentum Liechtenstein. Von Wien aus betreut sie Kunden in Österreich, Deutschland, Italien und Osteuropa. Dr. Robert Löw, Vorstandsvorsitzender der Liechtensteinischen Landesbank (Österreich) AG, spricht über die Rolle von Menschen und Maschinen in seiner Branche.
Wirtschaftsforum: Herr Dr. Löw, seit wann ist die Liechtensteinische Landesbank in Österreich vertreten?
Dr. Robert Löw: Die Liechtensteinische Landesbank wurde vor 160 Jahren in Liechtenstein gegründet und hat zunächst in die Schweiz expandiert. Die österreichische Niederlassung existiert seit 2009. Unseren österreichischen Kunden boten wir zu Beginn Private Banking, also Vermögensverwaltung und Beratung, an. Wir sind sehr stark in den Markt gestartet. Vor einigen Jahren haben wir beschlossen, auch durch Zukäufe zu wachsen. 2018 haben wir die Semper Constantia Privatbank gekauft und wurden so zur größten Vermögensverwaltungsbank in Österreich. Mit dem Zukauf ist nun auch die Fonds- und Depotbank-Dienstleistung eines unserer wesentlichen Geschäftsfelder. Hier sind wir Marktführer in Österreich und verwalten über 300 Publikums- und Spezialfonds für Klein- und Großanleger. Von der Constantia haben wir auch das Immobiliengeschäft übernommen und sind neben der Verwaltung großer Immobilienfonds seitdem auch großer Anbieter von Anlegerwohnungen - als One-Stop-Shop rund um die Konzeption, Verwaltung und Vermietung. Im März 2021 haben wir unsere Nummer 1 - Rolle in Österreich weiter ausgebaut, indem wir eine Vermittlungsvereinbarung für das Private Banking mit der Credit Suisse (Luxembourg) getroffen haben, die sich aus dem österreichischen Markt zurückziehen wird.
Wirtschaftsforum: Worauf legen Ihre Kunden bei der Vermögensverwaltung besonderen Wert?
Dr. Robert Löw: Das Knowhow der Berater ist wichtig, daneben aber auch der Service-Grad, die Bereitschaft, auch die Extra-Meile zu gehen. Man braucht digitale State-of-the-art-Lösungen, ein gutes Rating und ein innovatives Online-Mobile-Banking mit digitalem Portfolio- und Analysetool. Neu ist unser LLB Invest Tool, das das Portfolio analysiert und die Berater unterstützt. Die perfekte Kombination aus Berater und Digitalisierung ist ein wichtiger Zukunftstrend.
Wirtschaftsforum: Dann sind Sie digital gut aufgestellt?
Dr. Robert Löw: Ja, aber unser Fokus liegt weiterhin auf der engen persönlichen Zusammenarbeit mit den Kunden und der Individualisierung. Wir sind technisch innovativ, aber der Berater wird durch die Maschine nur unterstützt. Das Profil der Berater verändert sich. Sie müssen über den Tellerrand hinausschauen und auch Dinge wie die familiäre Situation oder Nachfolgeregelungen beachten.
Wirtschaftsforum: Wie würden Sie die Faktoren zusammenfassen, die Ihre Bank so erfolgreich machen?
Dr. Robert Löw: Ich bin schon seit der Gründung dabei und weiß, was unsere Kunden besonders schätzen: Wir verbinden Tradition mit Innovation, sind leistungsstark und genießen großes Vertrauen. Zudem haben wir einen starken lokalen Bezug. Wir sprechen Kunden an, die von den Vorzügen eines internationalen Bankhauses profitieren wollen. Unsere Berater sind die besten am Markt. In sie investieren wir regelmäßig, und es gelingt uns, unsere Schlüsselberater zu halten. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter und dazu eine leistungsfähige Produktpalette.
Wirtschaftsforum: Wie sieht es mit Nachwuchskräften aus?
Dr. Robert Löw: Es gibt zu wenige. Wir müssen in junge Talente investieren, um Überalterung zu vermeiden. Unsere Branche ist viel spannender als ihr Ruf.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie für das laufende Jahr?
Dr. Robert Löw: Wir streben ein profitables Wachstum an, also nicht Wachstum um jeden Preis. Dazu braucht es natürlich auch stabile Kapitalmärkte. Trotz Corona hatten wir All Time Highs an den Börsen. Nächstes Jahr treten wir in eine neue Strategieperiode ein und wollen wie bisher weiter organisch wachsen. Weitere Akquisitionen sind aber möglich, unser Ziel ist, als Konsolidierer aus der Marktbereinigung in der Bankenbranche hervorzugehen.