Nach der Krise ist vor dem Erfolg

Interview mit Tobias Rolf, Geschäftsführer der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG

Tobias Rolf,  Geschäftsführer der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG
Tobias Rolf, Geschäftsführer der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG

Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, oft aufgebaut auf Risikobereitschaft, harter Arbeit und einem unerschütterlichen Glauben an den Erfolg. Die Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG ist ein herausragendes Beispiel für diese Werte. Seit seiner Gründung im Jahr 2005 hat sich das Unternehmen zu einem erfolgreichen Mittelständler in der Metallverarbeitung entwickelt. Unter der Führung von Susanne und Tobias Rolf hat die Firma nicht nur Krisen wie den Ausfall eines Stahlwerks in der Ukraine und die Pandemie gemeistert, sondern sich auch durch Flexibilität und Innovationskraft einen Namen gemacht.

Die Gründung der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG ging auf die Vision von Jürgen Rolf zurück, der die wachsende Bedeutung der Lasertechnologie erkannte. Gemeinsam mit seiner Frau Susanne Rolf und unterstützt von seinen Kindern Tobias und Carina Rolf entschied er sich, das Risiko einzugehen. „Wir haben damals alles auf eine Karte gesetzt“, erinnert sich Tobias Rolf. „Die erste Maschine kostete 650.000 EUR und wir mussten ab dem ersten Tag wirtschaftlich arbeiten.“ Von Anfang an war klar, dass der Erfolg des Unternehmens nicht selbstverständlich sein würde. Der Betrieb startete auf gerade einmal 500 m² und schon bald gab es den ersten Rückschlag: Ein Schmorbrand im Büro setzte das Gebäude in Flammen. „Es war ein traumatisches Erlebnis“, erzählt Tobias Rolf. Doch Aufgeben war keine Option. „Mein Vater sagte: ‚Jetzt erst recht!‘ – und innerhalb weniger Monate wurde der Betrieb wieder aufgebaut.“ Diese Erfahrung schweißte das Familienunternehmen noch enger zusammen und legte den Grundstein für die Arbeitsmoral, die das Unternehmen bis heute prägt.

Wachstum durch Fokus auf Lasertechnologie

In den Folgejahren wuchs das Unternehmen kontinuierlich. 2007 trat Tobias Rolf offiziell in die Geschäftsführung ein und der Betrieb expandierte. Heute umfasst das Gelände der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG beeindruckende 17.000 m², darunter 3.500 m² Produktionsfläche und 500 m² Bürofläche. Die Beschäftigtenzahl stieg auf 50 und das Unternehmen verarbeitet jährlich rund 8.000 t Metall. Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg von Rolf Lasertechnik ist die frühzeitige Fokussierung auf die Lasertechnologie. „Unsere Kernkompetenz liegt im thermischen Trennen von Metallen“, erklärt Tobias Rolf. „Wir bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an, darunter Laserschneidarbeiten, Plasmaschneiden und Autogenschneiden. Darüber hinaus übernehmen wir auch die Zerspanung, sodass wir ein Komplettanbieter für die metallverarbeitende Industrie sind.“

Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG Firmensitz Lotte
Das Firmengebäude der Rolf Lasertechnik GmbH & Co. KG in Lotte – der Ursprung und das Herz des Unternehmens

Vorsprung durch Flexibilität in Krisenzeiten

Das Unternehmen hat sich insbesondere auf die Herstellung von Kleinserien und Prototypen spezialisiert. „Wir sind oft die erste Fertigungsinstanz für den Maschinenbau“, sagt Tobias Rolf. „Wir fertigen Zuschnitte und Kantprofile für Kunden, die höchste Präzision und Flexibilität benötigen.“ Durch die Lagerung großer Mengen an Rohmaterialien ist das Unternehmen in der Lage, Aufträge kurzfristig und kostengünstig zu bearbeiten. „Diese Flexibilität ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells und hat sich besonders in Krisenzeiten als großer Vorteil erwiesen“, fügt Tobias Rolf hinzu. Die letzten Jahre stellten das Unternehmen dennoch auf eine harte Probe. „Die schwankenden Materialpreise waren eine der größten Herausforderungen“, erinnert sich der Geschäftsführer. „Wir hatten Wochen, in denen sich die Stahlpreise um bis zu 25% erhöhten.“ Das Unternehmen konnte jedoch durch seine vorausschauende Lagerhaltung und starke Partnerschaften – wie die Zusammenarbeit mit einem Händler aus Salzgitter – die Materialversorgung sicherstellen. „Wir haben alle verfügbaren Bleche eingelagert, um weiter produzieren zu können“, berichtet Tobias Rolf. Doch die nächste Krise ließ nicht lange auf sich warten. Der Krieg in der Ukraine traf die gesamte Metallindustrie hart, insbesondere durch den Ausfall des Stahlwerks in Mariupol, einem der größten Zulieferer von Rohstahl in Europa. „Wir standen plötzlich ohne Material da“, sagt Tobias Rolf. „Unsere Zulieferer konnten uns keine verbindlichen Preise mehr nennen und bereits getätigte Bestellungen wurden storniert.“ Dank der Flexibilität und der engen Zusammenarbeit mit anderen Lieferanten konnte das Unternehmen jedoch weiterhin produzieren und seinen Kundenstamm halten.

Mit starken Beziehungen in eine erfolgreiche Zukunft

Trotz dieser Rückschläge blickt Tobias Rolf optimistisch in die Zukunft. „Wir sind gestärkt aus den Krisen hervorgegangen“, sagt er. „Unsere Flexibilität und die enge Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten haben uns geholfen, erfolgreich zu bleiben.“ Für die kommenden Jahre plant das Unternehmen Investitionen in neue Maschinen und Technologien, um weiterhin auf höchstem Niveau zu fertigen. Ein zentrales Element der Strategie ist der Aufbau langfristiger Kundenbeziehungen. „Wir pflegen ein persönliches Verhältnis auf Augenhöhe zu unseren Kunden“, betont Tobias Rolf. Diese Nähe ermöglicht es dem Unternehmen, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten und flexibel auf Kundenbedürfnisse einzugehen. „Unsere Kunden wissen, dass sie sich auf uns verlassen können, gerade in Zeiten von Lieferengpässen“, fügt er hinzu. Die Verlässlichkeit und die starke Teamarbeit in einem familiär geprägten Unternehmen haben sich als wichtige Erfolgsfaktoren erwiesen, um auch weiterhin flexibel und verlässlich in einem sich wandelnden Markt zu bestehen.

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