Ein vertrauenswürdiger Name im Pfefferhandel

Interview mit Kai Jantzen, Geschäftsführer

Seit mehr als 160 Jahren behauptet sich die JANTZEN & DEEKE GmbH erfolgreich im internationalen Gewürzhandel – vor allem mit einem unauffälligen, doch unverzichtbaren Produkt: Pfeffer. In diesem Interview mit European Business gibt Geschäftsführer Kai Jantzen Einblick in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Unternehmens. Ein traditionelles Unternehmen, das bewusst klein geblieben ist – und gerade deshalb global agiert.

European Business: Herr Jantzen, JANTZEN & DEEKE besteht seit mehr als 160 Jahren. Wie begann diese lange Geschichte?

Kai Jantzen: Unser Unternehmen wurde 1859 in Hamburg gegründet und ist seitdem in Familienbesitz – jetzt in der sechsten Generation. Ich bin seit 30 Jahren dabei. Was als klassischer Kolonialwarenladen begann, ist heute ein spezialisierter Anbieter von Pfeffer im Großhandel. Unser Erbe ist nicht nur zur Schau gestellt – es ist gelebte Kontinuität.

European Business: Wenn Sie heute auf das Unternehmen schauen: Was hat sich seit den Anfangstagen geändert?

Kai Jantzen: Vieles – und doch nicht viel. Pfeffer bleibt, was er schon immer war: ein Grundgewürz. Unser Sortiment ist fokussiert, aber unsere Prozesse sind ausgefeilt. Heute liefern wir Pfeffer per Lkw oder Container an Industriekunden. Das bedeutet langfristige Verträge, präzise Planung und absolute Zuverlässigkeit.

European Business: Wie ist Ihr Unternehmen auf dem heutigen Markt positioniert?

Kai Jantzen: Im reinen Pfefferhandel sind wir weltweit wahrscheinlich unter den Top 10 – obwohl uns kaum jemand kennt. Wir operieren sozusagen in der zweiten oder dritten Reihe. Unsere Kunden sind Markenhersteller, die bekannte Produkte herstellen. Die Margen sind eng, das Vertrauen ist hoch.

European Business: Was unterscheidet Sie von Ihren Mitbewerbern?

Kai Jantzen: Unsere Kunden schätzen unsere Beständigkeit. Während andere direkt an der Quelle kaufen und Risiken eingehen, zahlen sie uns vielleicht ein Prozent mehr – und schlafen besser. Wir garantieren Qualität, Lieferzeiten und Ersatzlieferungen bei Bedarf. Unsere Aufgabe ist es, die Schwankungen des globalen Marktes ruhig und zuverlässig zu meistern.

European Business: Welche Rolle spielt die Internationalisierung für JANTZEN & DEEKE?

Kai Jantzen: Eine zentrale. Heute lagern wir Pfeffer in Hamburg, Rotterdam, New York, Dubai, Vietnam oder Singapur – je nachdem, wo unsere Kunden sind. Lieferketten sind global, und Vertrauen muss es auch sein. Unsere Lieferantenbeziehungen erstrecken sich über Jahrzehnte und sogar Generationen. Natürlich gibt es auch Herausforderungen: Zölle, volatile Rohstoffpreise, politische Unsicherheiten. Zum Beispiel der aktuelle Zoll der USA von 20% auf vietnamesischen Pfeffer – das bringt Handelsrouten durcheinander. In solchen Situationen machen Erfahrung und Zuverlässigkeit den Unterschied aus.

European Business: Sie haben Ihr Unternehmen bewusst klein gehalten und konzentrieren sich auf den klassischen Handel, ohne einen Online-Shop zu betreiben. Was ist der Grund dafür?

Kai Jantzen: Mit drei bis vier Mitarbeitern bewältigen wir jährlich 4.000 bis 7.000 Tonnen Pfeffer. Der Umsatz schwankt zwischen 19 und 30 Millionen EUR – stark abhängig von den Marktpreisen. Für uns funktioniert das sehr gut. Ein Online-Shop hingegen ist ein völlig anderes Geschäftsmodell – detailliert, arbeitsintensiv, mit einer ganz anderen Logik. Ehrlich gesagt fehlen in Deutschland derzeit Fachkräfte. Unter den derzeitigen Bedingungen sehe ich keine tragfähige wirtschaftliche Basis. Wir konzentrieren uns auf große Volumina mit kleinen Margen – der Online-Handel ist das Gegenteil.

European Business: Was motiviert Sie persönlich?

Kai Jantzen: Meine Motivation ist die Leidenschaft für das Produkt und ein tiefes Verantwortungsbewusstsein für die Geschichte des Unternehmens – und für das, was noch kommen wird. Ich sehe mich als Fackelträger zwischen den Generationen. Mein Großvater überlebte den Krieg, mein Onkel erschloss internationale Märkte. Diese Geschichte fortzusetzen ist mir wichtig.

European Business: Gibt es bereits eine siebte Generation, die irgendwann weitermachen könnte?

Kai Jantzen: Das hoffe ich. Mein Sohn ist mittlerweile 15 Jahre alt und ich hoffe, er findet seinen eigenen Weg – ob das zum Unternehmen führt oder nicht. Eine Nachfolge funktioniert nur, wenn sie von Leidenschaft getrieben ist. Pflicht allein ist nicht genug.

European Business: Wo möchten Sie, dass sich Ihr Unternehmen in zehn oder fünfzehn Jahren befindet?

Kai Jantzen: Idealerweise genau dort, wo es heute ist. Wir haben eine stabile Nische, ein funktionierendes Geschäftsmodell und die Freiheit, nach unseren Vorstellungen zu handeln. Wachstum ist kein Ziel an sich. Unser Ziel ist Unabhängigkeit – im Geschäft und im Leben.

European Business: Wie definieren Sie unternehmerischen Erfolg?

Kai Jantzen: Nicht allein durch Zahlen. Erfolg bedeutet auch sinnvolle Arbeit, starke Beziehungen und ein ausgewogenes Leben. Ich habe vier Marathons gelaufen – so sehe ich auch meine Arbeit: als Langstreckenlauf. Nur wer langfristig denkt, bleibt auf dem Markt.