„Hochwertige Küchen liegen klar im Trend!“
Interview mit Dietmar und Sebastian Hirn, Geschäftsführer der AKP Produktions-GmbH & Co. KG
Gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian führt Dietmar Hirn heute das Unternehmen, das er vor fast 30 Jahren gegründet hat. Welche Innovationen die Hersteller von Küchenarbeitsplatten derzeit beschäftigen und wie die Coronapandemie die Ansprüche der Endkunden im Küchensegment verändert hat, erläuterten die beiden Geschäftsführer im Interview.
Wirtschaftsforum: Die AKP Produktions-GmbH & Co. KG fasst ihr Unternehmensziel gerne mit dem Leitspruch ‘Deine Küche. Deine Idee’ zusammen – mit welchem Leistungsspektrum engagieren Sie sich dabei genau im Markt?
Dietmar Hirn: Grundsätzlich stellen wir Küchenarbeitsplatten und Nischenrückwände her, die sowohl über kleinere Küchenstudios als auch über große Möbelhausketten ihren Weg zu den Endkunden finden. Als Vollsortimenter fertigen wir unsere Produkte dabei aus sämtlichen gängigen Werkstoffen – von der klassischen Schichtstoffplatte über Steinwerkstoffe wie Naturstein, Quarz und Keramik bis hin zu Arbeitsplatten aus Massivholz, Glas und Mineralwerkstoffen wie Corian. Auf Wunsch der Küchenstudios übernehmen wir dabei auch die Endmontage der jeweiligen Küchenelemente beim Endkunden samt den Elektro- und Wasseranschlüssen.
Wirtschaftsforum: Während der Coronapandemie haben viele Menschen ihre eigenen vier Wände neu für sich entdeckt – konnte davon auch Ihr Unternehmen profitieren?
Sebastian Hirn: Wir haben in der Tat einen klaren Trend hin zu hochwertigeren Ausstattungen festgestellt – etwas überspitzt gesagt konnte man fast den Eindruck gewinnen, dass die Küche im Begriff war, das Auto als des Deutschen liebstes Kind abzulösen. In diesem Zuge stieg auch der Durchschnittspreis einer Küche merklich an, und hochwertige Materialien wie Naturstein und Keramik liefen der klassischen Schichtstoffplatte ein Stück weit den Rang ab. Um uns nachhaltig auf diese Nachfrageverschiebung einstellen zu können, haben wir vor zwei Jahren auch 16 Millionen EUR in ein neues Steinwerk investiert, in dem wir mit modernster Technik sämtliche anfallenden Steinbearbeitungsformen umsetzen können. Auch für komplexere ästhetische und funktionale Anforderungen sind wir bestens gerüstet: Mit unseren Digitaldruckverfahren können wir problemlos auch gläserne Nischenrückwände mit ansprechenden Motiven versehen, während sich in unsere Arbeitsplatten inzwischen auch Ladestationen für Smartphones integrieren lassen.
Wirtschaftsforum: Mit der Entwicklung eines Stabilisators für Ihre Arbeitsplatten gelang Ihnen in den letzten Jahren auch eine größere technologische Innovation.
Dietmar Hirn: Unser Trägersystem AKP Stabilo löst ein oft auftretendes Problem auf sehr elegante Weise, weshalb wir es sogar patentieren ließen: Im Kern besteht es aus gefrästen Aluminiumprofilen, die eigens für unser Anwendungsfeld entwickelt wurden und die wir in entsprechende Arbeitsplatten einarbeiten, damit sie sich etwa über einem breiten Schrank nicht durchbiegen.
Wirtschaftsforum: Wie blicken Sie insgesamt auf die weiteren Per-spektiven Ihres Unternehmens?
Sebastian Hirn: Mit gesundem Optimismus – denn es wird in den nächsten 20 Jahren keinen asiatischen Arbeitsplattenkonfektionär geben, der hierzulande unsere Kernleistungen anbieten und beispielsweise Steinarbeitsplatten montieren könnte. All unsere Marktbegleiter stehen damit vor denselben Herausforderungen wie wir – sodass wir vor dem Hintergrund fairer Wettbewerbsbedingungen gute Chancen haben, auch langfristig im Markt zu bestehen.
Wirtschaftsforum: Nach der Gründung im Jahre 1995 sind Sie auch fast 30 Jahre später noch bei AKP aktiv, Herr Hirn – was treibt Sie weiterhin an?
Dietmar Hirn: Dieses Unternehmen ist mein Baby – von dem Moment an, als ich an dieser Stelle mit zwei Kollegen angefangen habe, bis heute, wo wir insgesamt 180 Mitarbeiter stark sind. Natürlich werde ich mit 68 Jahren meine Funktion im operativen Tagesgeschäft nicht mehr für alle Ewigkeit wahrnehmen – aber es macht mir weiterhin enormen Spaß, mich mit den Menschen in unserem Unternehmen auszutauschen und gemeinsam mit ihnen neue Ideen voranzubringen. Gleichzeitig freue ich mich, dass mit meinem Sohn in der Geschäftsführung eine belastbare Nachfolgeregelung getroffen werden konnte. Natürlich hätte ich das Unternehmen auch für viel Geld verkaufen können, aber was will ich mit all dem Geld? Mir ging es immer um die Menschen bei AKP – und darum, ihnen eine langfristige Perspektive bei uns zu eröffnen.
Wirtschaftsforum: Wie blicken Sie derweil mit Ihren 38 Jahren auf Ihre Rolle als Geschäftsführer?
Sebastian Hirn: Natürlich bin ich mit der Firma im Hintergrund groß geworden, aber früher beschränkten sich meine Berührungspunkte lange Zeit auf ein wenig Ferienarbeit. Nach meinem Schulabschluss habe ich dann auch zuerst ein Fach studiert, das mit AKP nicht unbedingt etwas zu tun hat. Als mich mein Vater dann vor 15 Jahren fragte, ob ich mich kommissarisch um die Auftragsbestätigung kümmern könnte, nachdem ein Mitarbeiter ausgefallen war, wuchs ich sukzessive in das Unternehmen hinein und habe dann festgestellt, dass ich mich hier und auch in unserer Heimatstadt Meiningen sehr wohl fühle. Vor etwa sieben Jahren haben wir dann gemeinsam beschlossen, dass ich die Firma übernehmen würde. Rückblickend war das für mich genau die richtige Entscheidung. Denn wenn ich mir vorstelle, dass heute ein Außenstehender als Inhaber und Geschäftsführer fungieren würde und dabei vielleicht auch Entscheidungen zur Schließung einzelner Teilbereiche träfe, die uns völlig zuwiderliefen, täte mir das in der Seele weh. Das ist zumindest der emotionale Blick. Rein rational muss ich gestehen, dass man sich einen solchen Schritt vor dem Hintergrund der enormen bürokratischen Belastungen und der wechselhaften wirtschaftlichen Lage natürlich dreimal überlegt. Aber ich bin froh, diese Herausforderung angenommen zu haben und die Geschichte unseres Unternehmens nun gemeinsam mit unserem Team auf einer starken Basis fortzuschreiben.