Wie sich Teamwork am Spielbrett trainieren lässt

Interview mit Hermann Hutter, Vorsitzender der Spieleverlage e.V. und Geschäftsführer der Hutter Trade GmbH & Co. KG

Hutter Trade GmbH & Co. KG
Kooperative Spielen ermöglichen es, miteinander Ziele zu erreichen

Spielen wird immer beliebter, der Markt für Gesellschaftsspiele verzeichnete in den letzten Jahren ein ordentliches Wachstum von über 40%. Doch warum sind Gesellschaftsspiele, trotz digitaler Angebote durch Apps und Spielekonsolen, so beliebt? Hermann Hutter, Vorsitzender der Spieleverlage e.V. und Geschäftsführer der Hutter Trade GmbH & Co. KG erklärt, wieso Spiele und Spielemessen so beliebt sind und mit welchem Spiel sich Teamwork fördern lässt.

Wirtschaftsforum: Trotz Digitalisierung bleibt der Markt für Gesellschaftsspiele stabil und verzeichnete letztes Jahr ein Wachstum. Fürchten Sie sich dennoch vor digitaler Konkurrenz durch PlayStation oder Nintendo? Hermann Hutter: Der Spielemarkt ist in den letzten fünf Jahren um über 40% gewachsen, was zeigt, dass das Miteinander spielen seine Popularität steigern kann. Die elektronischen Spiele werden zumeist alleine gespielt, die Gesellschaftsspiele natürlich in der Familie und mit Freunden. Dieser Markt entwickelt sich deshalb mit seinen Stärken unabhängig von digitalen Spielen und Konsolen. Besonders stark ist der Bereich der Partyspiele gewachsen. Der Gewinner des Jahres bei uns im Verlag ist „What do you Meme?“. Gerade junge Menschen sind in den letzten Jahren an Spielen sehr interessiert, früher fanden sie das eher langweilig, aber diese Zeiten sind vorbei. Beliebt ist es bei einem Spieleabend, gemeinsam zu kochen und eben zu spielen. Wirtschaftsforum: Was ist das Schönste und Besondere an Brettspielen? Hermann Hutter: Das Miteinander ist wichtig, es entsteht eine Gemeinschaft. Jemand, der auf seinem Handy ein Spiel spielt, spielt eben nicht mit anderen zusammen und kann keinen anderen besser kennenlernen. Natürlich hat jeder die Motivation, das Spiel für sich zu gewinnen, aber viele Spiele motivieren zur Kommunikation, gerade die Partyspiele. Das Spiel kann Gesprächsthemen anstoßen und es entsteht ein Dialog.
Hermann Hutter

Hermann Hutter

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„Natürlich hat jeder die Motivation, das Spiel für sich zu gewinnen, aber viele Spiele motivieren zur Kommunikation.“

Hermann Hutter

Wirtschaftsforum: Unternehmer und Messebesucher diskutieren über den Sinn und Unsinn von Messen. Welche Vorteile sehen Sie zum Beispiel in der Teilnahme an der Spielemesse SPIEL in Essen? Hermann Hutter: Die Messe bringt zuerst alle Menschen an einen Platz – Autoren, Verleger, Handel, Journalisten und Spieler aus der ganzen Welt. Dadurch entsteht eine gewisse Dynamik, die das Thema Spiel erlebbar macht und die Menschen vor Ort begeistert. Hier kann man spüren, wie begeistert die Spieler sind und welche Vielfalt an Ideen zu sehen ist. Die Besucherzahler der Messe, die irgendwann in einer Turnhalle begonnen hat, liegt inzwischen bei rund 200.000 Besuchern. Das spricht für sich, wieso alle Menschen mit hohem Interesse hierherkommen. Gerade Spiele mit eher umfangreichem Regelwerk werden immer beliebter, die Zielgruppe sind die 20-40-jährigen Spielefans und die waren auch in diesem Jahr auf der Messe vertreten. Wirtschaftsforum: Mit Escape Rooms kam in den letzten Jahren ein regelrechter Hype als Teambuilding-Maßnahme auf. Lässt sich Teambuilding auch am Spielbrett gestalten? Hermann Hutter: Die Escape Spiele sind ein Teil der kooperativen Spiele und erfreuen sich höchster Beliebtheit. Bei kooperativen Spielen wird miteinander gegen etwas gespielt und das fördert den Teamgedanken. Mit ausgefallenen Spielmaterialien und kreativen Ideen lässt sich mit Spielen eine spannende Atmosphäre erzeugen und das ganze Team am Erfolg arbeiten.
Hermann Hutter

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„Bei kooperativen Spielen wird miteinander gegen etwas gespielt und das fördert den Teamgedanken.“

Hermann Hutter

Wirtschaftsforum: Welches Spiel würden Sie daher Managern und Geschäftspartnern empfehlen, um sich besser kennenzulernen? Hermann Hutter: Ich empfehle vor allem kooperative Spiele, die es ermöglichen, miteinander Ziele zu erreichen. Hin und wieder aber auch kompetitive Spiele, damit man auch verlieren lernt, und fairen Umgang mit anderen. Managementthemen lassen sich spielerisch besser darstellen als Informationen auf PowerPoint-Folien. Es ist schwierig, ein ganz konkretes Beispiel zu nennen. Aber mir fällt spontan das Exit-Spiel „Bankalarm“ ein. Hier muss mit dem Team ein Tresor geknackt werden. Nur wenn das Team zusammenarbeitet und in dieser stressigen Situation funktioniert, kann man ein Ziel gemeinsam erreichen. Interview: Vera Gaidies | Fotos: Hutter Trade GmbH & Co. KG