Natürlich, pflanzlich, lecker

Interview mit Maximilian Saure, Geschäftsführer der Upländer Feinkost GmbH

Upländer Feinkost Dattel-Haselnusscreme
Fleischersatzprodukte, die schmecken; hier die Dattel-Haselnusscreme

Deutschland ist international für seine Fleischgerichte, seine Braten, Schnitzel und Wurstprodukte bekannt. Zwar bewegt sich der inländische Fleischkonsum noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau, aber die Nachfrage nach Alternativen steigt kontinuierlich. Maximilian Saure, Geschäftsführer der Upländer Feinkost GmbH, hat die Zeichen der Zeit erkannt und eine Transformation von einem Fleischwarenunternehmen zu einem qualitätsorientierten Anbieter von Ersatzprodukten eingeleitet.

Wirtschaftsforum: Herr Saure, Sie sind seit 2019 Geschäftsführer von Upländer Feinkost und haben eine grundlegende Transformation des Unternehmens eingeleitet. Bitte erklären Sie uns diese.

Maximilian Saure: Wir kommen ursprünglich aus dem Fleischgeschäft. Mein Großvater hat die Firma 1986 gegründet, mein Vater stieg 2007 ein und führte Convenience-Produkte für die Gastronomie ein, um einen noch größeren Mehrwert zu bieten. Später haben wir außerdem Ready-to-eat- und Ready-to-heat-Produkte, Fertiggerichte und Suppenkomponenten angeboten und diese fertig verpackt an unsere Kunden geliefert. Für die notwendigen Technologien hatten wir intensiv investiert. Mit Ausbruch der Pandemie brach unser Absatzmarkt zusammen. Wir haben dann alternative Fleischersatzprodukte in den Fokus genommen, insbesondere Produkte auf Nussbasis, aber auch auf Basis von Erbsen oder Sojaproteinen. Unser Sortiment an Fleischwaren haben wir verkleinert. Mit diesem Konzept haben wir uns an den Lebensmitteleinzelhandel gerichtet und konnten hier schnell unseren Absatz steigern.

Maximilian Saure, Geschäftsführer der Upländer Feinkost GmbH
Maximilian Saure, Geschäftsführer der Upländer Feinkost GmbH

Vor allem unsere süßen Cremes und Aufstriche waren schnell ein Erfolg. 2020 haben wir uns Bio zertifizieren lassen. Bislang sind rund 45% unserer Produkte Bio, im Laufe dieses Jahres wird die Quote auf 75% ansteigen. Noch sind wir mitten in der Transformation, konnten aber schon die ersten großen Namen am Markt gewinnen, wie zum Beispiel DM, EDEKA oder Rossmann.

Wirtschaftsforum: Was sind heute Flaggschiffe Ihres Produktsortiments?

Maximilian Saure: Nuss ist unser allumfassendes Thema, zum Beispiel für süße Dattelcremes. Diese bestehen aus Nüssen, Datteln und Gewürzen. Wir bieten zudem ein Sortiment an Nuss-Derivaten. Für diese Produktgruppe nutzen wir ausschließlich Nüsse, welche mit einer Frucht- oder Gewürzkomponente veredelt werden. Der Anwendungsbereich dieser Artikel ist extrem vielfältig und reicht vom Aufstreichen aufs Brot bis hin zum Toppen von Müslis oder als Backzutat. Zu unserem Fleischersatzsortiment gehören Fertiggerichte. Regional betreiben wir noch ein Tagesgeschäft mit Fleischprodukten. Dabei trennen wir die Produktion von Fleisch und Nicht-Fleischproduktionen strikt.

Wirtschaftsforum: Was sind aktuell Themen, mit denen Sie sich beschäftigen?

Maximilian Saure: Zurzeit steht das Thema Logistik weit oben auf meiner Agenda. Früher waren wir Produzent und Dienstleister. Entsprechend haben wir einen umfangreichen Fuhrpark, den wir jetzt nach und nach aufgeben. Den Transport werden wir in die Hände von erfahrenen Logistikpartnern geben und die Mitarbeiter aus diesem Bereich über Re-Skilling in anderen Unternehmensbereichen einsetzen. Was die Produkte angeht, stellen wir einen Trend zu Snack-Produkten fest, zu Riegeln und Trinkmahlzeiten. Wir kreieren zurzeit drei Varianten Proteinriegel und verschiedene Trinkmahlzeiten auf Nussbasis.

Wirtschaftsforum: Sie führen das Unternehmen in der 3. Familiengeneration. Das erfüllt sicherlich mit Stolz, ist aber auch eine große Verantwortung. Wo möchten Sie Upländer Feinkost langfristig am Markt sehen?

Maximilian Saure: Die letzten Jahre waren für unser Team eine große Herausforderung. Deshalb möchte ich uns in der nächsten Zeit aus der Transformation heraus in ‘ruhigere Gewässer“  bringen. Langfristig ist es mein großer Wunsch, Qualitäts- und Preis-Leistungs-Führer im innovativen Bio-Segment zu werden. Das Thema Private Label wird in den kommenden Jahren sicherlich noch wichtiger. Zudem möchte ich unsere Marktposition in der DACH-Region steigern. Zum Thema Stolz und Verantwortung – ich möchte anderen Nachfolgern in Familienunternehmen Mut machen. Sie sollten mutig sein, Transformationen einzuleiten und auch weiterzumachen, wenn es Rückschläge gibt. Essenziell wichtig ist es, dass ein Familienunternehmen zur richtigen Zeit übergeben wird und dass die übergebende Generation Vertrauen hat. Ich hatte hier großes Glück mit meinem Vater.

Weitere Artikel zum Thema

Der Sprung eines 200 Jahre alten Hofes in den Convenience-Markt

Interview mit Andreas Giner, CEO von Giner Agrarprodukte e.U.

Der Sprung eines 200 Jahre alten Hofes in den Convenience-Markt

Vor einigen Jahren nahm die Familie Giner aus Tirol ihre jahrhundertealte Familienfarm in eine kühne neue Richtung: Neben der Produktion von Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln entschied sich

Auf Geschmack gebaut, mit Herz betrieben

Interview mit Ilan Molcho, CEO von NENI Holding GmbH

Auf Geschmack gebaut, mit Herz betrieben

Von einem bescheidenen Marktstand in Wien zu einer paneuropäischen Lebensmittel- und Lifestyle-Marke: Was 2009 als spontanes Familienunternehmen begann, hat sich zur in Gump

„Kaffee ist mehr als ein Produkt – er ist Teil einer Kultur“

Interview mit Pierluigi Tosato, Group CEO

„Kaffee ist mehr als ein Produkt – er ist Teil einer Kultur“

Mit Marken wie Segafredo gehört die Massimo Zanetti Beverage Group zu den bedeutendsten Kaffeekonzernen weltweit. Im Gespräch, Group CEO

Beherrschung der mikrobiellen Präzision

Interview mit Federico Bruno, CEO von Alce s.r.l.

Beherrschung der mikrobiellen Präzision

Fermentation ist mehr als ein Prozess, sie ist eine Philosophie. Bei Alce s.r.l. in Novara hat diese Denkweise ein Familienunternehmen zu einem der führenden in Europa geformt

Manfred Brinkmann, Managing Editor-in-Chief

Manfred Brinkmann

Managing Editor of European Business

Gestalten Sie die Zukunft der Wirtschaft?

Als Chefredakteur bin ich stets auf der Suche nach der nächsten Generation von Führungskräften und Innovatoren. Wenn Sie an der Spitze eines einflussreichen Unternehmens stehen, lade ich Sie ein, mit uns in Kontakt zu treten. Teilen Sie Ihre Vision mit unserem einflussreichen Publikum.