Landwirtschaft mit einem Zweck: Innovation und Verantwortung gehen Hand in Hand

Interview mit Lajos Szabó, Geschäftsführer von HÓDAGRO Zrt.

Nachhaltige Geflügelzucht von HÓDAGRO
Teil einer nahtlosen Wertschöpfungskette: Die nachhaltige Geflügelzucht von HÓDAGRO spiegelt sein Engagement für Qualität, Sorgfalt und Rückverfolgbarkeit wider – Tierwohl und regionale Wertschöpfung stehen im Fokus

Wenige Unternehmen schaffen es, vollständige Lebensmittelproduktion, landwirtschaftliche Innovation und langfristige Stabilität so nahtlos zu kombinieren wie HÓDAGRO Zrt. Einst von Schulden belastet, hat sich das Unternehmen zu einem der angesehensten Agrarbetriebe Ungarns entwickelt – eine Kombination aus Tradition, Innovation und strategischer Weitsicht. In diesem Interview teilt der Geschäftsführer Lajos Szabó, wie das Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten überwand, sich an den Klimawandel anpasste und ein integriertes Lebensmittelproduktionsmodell aufbaute, das vom Feld bis zum Endprodukt reicht – und dabei auch die Herausforderungen des Generationenwechsels anspricht.

European Business: Herr Szabó, beginnen wir mit einem Blick auf die Ursprünge Ihres Unternehmens. Wie hat sich HÓDAGRO Zrt. im Laufe der Zeit entwickelt? 

Lajos Szabó: Unsere Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1992, als das Unternehmen durch die Zusammenlegung mehrerer landwirtschaftlicher Genossenschaften gegründet wurde. Mit der Zeit haben wir uns von einem regionalen Akteur zu einem der bedeutendsten Agrarunternehmen Ungarns entwickelt. Heute bewirtschaften wir rund 4.000 Hektar und konzentrieren uns vollständig auf unser eigenes Land. Wir züchten Vieh, produzieren Futtermittel, betreiben eine Molkerei und eine Bäckerei. Unsere Struktur integriert mehrere Nahrungsketten, vom Feld bis zum Endprodukt. Im Jahr 2002 haben wir einen großen Sprung gemacht: Mein Vater und ich beschlossen, das Geschäft zu übernehmen und es in eine neue Richtung zu lenken. Heute erwirtschaftet das Unternehmen einen jährlichen Umsatz zwischen 3,8 und 4,5 Milliarden HUF. 

European Business: Der ungarische Agrarsektor steht vor gewaltigen Herausforderungen, insbesondere aufgrund des Klimawandels. Wie gehen Sie mit diesen Bedingungen um? 

Lajos Szabó: Dürre ist zu einer ständigen Bedrohung geworden. Die Niederschläge sind unregelmäßig und oft unzureichend, insbesondere in den kritischen Monaten Juni und Juli. Um dies zu mildern, haben wir stark in Innovationsprojekte und alternative Anbaumethoden investiert. Beispielsweise haben wir die tiefe Bodenbearbeitung zugunsten einer flacheren Kultivierung reduziert, um Bodenbakterien und -struktur zu bewahren, Energie zu sparen und die Widerstandsfähigkeit zu verbessern. 

Lajos Szabó, Geschäftsführer
Lajos Szabó, Geschäftsführer

European Business: Was ist die Idee hinter der Flachbearbeitung und wie hat sie Ihre Erträge beeinflusst? 

Lajos Szabó: Die Technik vermeidet das Umpflügen des Bodens, was mikrobielle Ökosysteme schützt und keine verdichteten Schichten entstehen lässt, die das Wurzelwachstum behindern. Sie reduziert auch den Energie- und Arbeitsaufwand. Wir haben gelernt, mit der Natur zu arbeiten statt gegen sie. Zum Beispiel haben wir unsere Maisaussaat auf Anfang März vorgezogen, um die stärkste Sommerhitze zu vermeiden. Dieser Ansatz, zusammen mit der Auswahl von Hybrid-Saatgut, hat bemerkenswerte Ergebnisse erbracht. 

Exzellenz in der Milchwirtschaft: Mit rund 650 Kühen und einem integrierten Futterproduktionssystem gewährleistet HÓDAGRO höchste Qualität, Transparenz und langfristige Ernährungssicherheit
Exzellenz in der Milchwirtschaft: Mit rund 650 Kühen und einem integrierten Futterproduktionssystem gewährleistet HÓDAGRO höchste Qualität, Transparenz und langfristige Ernährungssicherheit
Ein Moment der Ehre: CEO Lajos Szabó erhält Anerkennung für jahrzehntelange visionäre Führung – und für den Aufbau eines der angesehensten Agrarunternehmen Ungarns mit Klarheit
Ein Moment der Ehre: CEO Lajos Szabó erhält Anerkennung für jahrzehntelange visionäre Führung – und für den Aufbau eines der angesehensten Agrarunternehmen Ungarns mit Klarheit

European Business: Sie betreiben ebenfalls umfangreiche Vieh- und Milchwirtschaft. Können Sie uns einige Zahlen nennen? 

Lajos Szabó: Sicherlich. Wir verwalten etwa 650 Kühe, mit einer durchschnittlichen Laktation von 12.500 bis 12.800 Litern. Unser Silomaislager hat eine Kapazität von 22.000 Tonnen und wir haben in den letzten fünf Jahren neue Anlagen gebaut, einschließlich eines Kälberstalls für 250 Plätze. Wir streben danach, Futtermittel hausintern zu produzieren und Mykotoxinrisiken zu vermeiden, indem wir die volle Kontrolle über den Silierungsprozess behalten. 

European Business: Sie sind seit vielen Jahrzehnten im Unternehmen. Was hat Sie dazu motiviert, die Führung zu übernehmen, und was waren die prägendsten Momente auf diesem Weg? 

Lajos Szabó: Ich bin fast seit der Gründung im Unternehmen. Jetzt sind es fast 50 Jahre. Ich begann in einer Zeit, als das Unternehmen unter staatlicher Kontrolle und schwer verschuldet war. Im Jahr 2002 entschieden mein Vater und ich, es zu kaufen – gegen alle Wahrscheinlichkeit. Zu dieser Zeit hatten wir Schulden von 644 Millionen HUF und einen minimalen Gewinn. Aber wir glaubten an unsere Leute und wagten das Risiko. Es hat sich ausgezahlt. 

European Business: Wie würden Sie Ihre derzeitige Rolle als CEO beschreiben? 

Lajos Szabó: Ich bin weiterhin eng in die täglichen Operationen eingebunden, obwohl die strategische Planung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ich arbeite gerne mit der jüngeren Generation – sie bringen neue Ideen und Perspektiven. Es ist jedoch eine Herausforderung. Die heutige Jugend sucht oft nach einem anderen Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben, und wir müssen uns an diese Mentalität anpassen, während wir unsere Kultur der Verantwortlichkeit und Ausdauer bewahren. 

European Business: Sie sprachen über Ihr Team und Ihre Unternehmenskultur. Was betrachten Sie als Schlüssel für Ihren langfristigen Erfolg? 

Lajos Szabó: Einigkeit und Verantwortung. In unseren schwierigsten Jahren reduzierten wir die Belegschaft von 400 auf 250 – aber die Produktivität stieg um 60%. Diese Entscheidung trafen wir gemeinsam, und das schuf ein gemeinsames Engagement. Ich glaube auch an das direkte Lösen von Problemen. Wenn etwas schief geht, wissen meine Leute, dass ich die Verantwortung übernehme und schnell handle. Dieses Vertrauen ist unsere Basis. 

European Business: Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft von HÓDAGRO Zrt. aus? 

Effiziente Ernte unter sich ändernden Klimabedingungen: Innovation in Aktion auf den 4.000 Hektar Land von HÓDAGRO
Effiziente Ernte unter sich ändernden Klimabedingungen: Innovation in Aktion auf den 4.000 Hektar Land von HÓDAGRO

Lajos Szabó: Wir möchten stetig wachsen, nicht aggressiv. Stabilität ist der Schlüssel. Wir erweitern die Präzisionslandwirtschaft und Bewässerungssysteme, um unsere Erträge zu sichern. Gleichzeitig werden wir unsere Viehwirtschaft beibehalten und weiterhin neue innovative Lösungen erforschen. Es geht nicht um schnelle Erfolge, sondern um Nachhaltigkeit, Resilienz und langfristige Visionen – für unser Unternehmen, für unsere Region und für die 130 Familien, die von uns abhängen.