Erfahrung und Innovationskraft
Interview mit Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Dirk Laubengeiger, Geschäftsführer der Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG
Die Werkzeugspanntechnik ist ein fundamental wichtiger Bereich in der modernen Fertigungsindustrie und bildet das Rückgrat für die präzise und effiziente Bearbeitung von Werkstücken in verschiedenen Branchen. Die Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG entwickelt und produziert Werkzeugspannsätze und Werkzeugspannsysteme, die seit Jahrzehnten von renommierten Werkzeugmaschinenherstellern eingesetzt werden. Gleichzeitig beweist das Unternehmen seine Innovationskraft auf dem Gebiet der linearen Antriebstechnik.
Seit 1911 fertigt die Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG Spanntechnik für Werkzeugmaschinen, die als Schlüsselkomponente für die Herstellung von hochwertigen Produkten und die Optimierung von Fertigungsprozessen von internationalen Kunden eingesetzt wird. Seit mehr als 20 Jahren ist der Betrieb aus Baden-Württemberg in der Antriebstechnik aktiv und agiert hier als Impulsgeber für neue Lösungen oder Produktverbesserungen.
Hohe Wertschöpfungstiefe
Trotz verschiedener Herausforderungen konnte Ortlieb mehr als 110 Jahre im Markt bestehen. „Eine große Stärke ist die hohe Fertigungstiefe vom Rohmaterial zum fertigen Produkt“, so Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Dirk Laubengeiger, Geschäftsführer. „Dank unserer hohen Wertschöpfungstiefe konnten wir zum Beispiel in der Ukrainekrise Vorteile gegenüber Mitbewerbern -mit geringer Fertigungstiefe nutzen, da wir sehr schnell Rohmaterial bevorratet haben.“
Außerdem ist das Unternehmen damit sehr flexibel und in der Lage, seine Produkte auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden anzupassen. Neben der Spanntechnik ist auch die Antriebstechnik ein Geschäftsbereich, in dem Ortlieb eine hohe Kompetenz aufgebaut hat. Der Innovationsgeist des schwäbischen Unternehmens zeigt sich zum Beispiel in der Weiterentwicklung der Planeten-Wälz-Gewindespindel (PWG), die ursprünglich vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) konzipiert wurde.
„Die Servospindel setzt die Drehbewegung eines Motors unmittelbar in eine Linearbewegung um“, erläutert Dirk Laubengeiger. „Wir haben viele Jahre daran gearbeitet, diese Technologie zur industriellen Reife zu entwickeln. Heute ist die PWG das zentrale Antriebselement für alle unsere Servoantriebe. Mit unserem Produktportfolio müssen wir uns vor den großen Playern keineswegs verstecken.“
Stetige Weiterentwicklung
Für Anwendungen, die bisher auf hydraulische Antriebe angewiesen waren, gibt es jetzt durch die ASCA Servospindel eine echte Alternative. Sie kombiniert die Funktionen eines Planetengetriebes mit denen einer Linearspindel, was zu einer erheblichen Reduktion von Bauraum und Gewicht einer Antriebsachse führt. Dabei sind die Anwendungsfelder extrem vielfältig, zum Beispiel in Stanzen und Pulverpressen, Automatisierungslösungen, der Lebensmittelindustrie oder dem Pharmasektor.
„Elektrische Antriebe ersetzen die alten Hydraulikantriebe, da sie umweltfreundlicher und energieeffizienter sind“, bemerkt der Geschäftsführer. „Dafür liefern wir die Komponenten, die der Kunde in seine Anwendungen integriert. Da viele aber die Kompetenz oder Kapazität für diese Integration nicht mehr haben, wollen wir diesen Bereich ausbauen und uns zum Systemlieferanten weiterentwickeln.“
Die Weiterentwicklung der Ortlieb Präzisionssysteme GmbH & Co. KG bestimmt auch die Strategie der nächsten Jahre. In der jüngsten Vergangenheit konnte das Unternehmen seine Produktivität über 20% verbessern, die Liefertreue und Qualität maßgeblich erhöhen und die Durchlaufzeit nahezu halbieren. Ein weiteres Ziel ist der Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. 2017 wurde das neue Produktions- und Bürogebäude fertiggestellt, das auf dem neuesten Stand der Technik ist und über eine Wärmepumpe mit einem Eisspeicher, ein Be- und Entlüftungssystem und eine 370 kWp Photovoltaikanlage verfügt.
„Mein Ziel ist es, die CO2-Neutralität zu erreichen und zertifiziert zu bekommen“, so Dirk Laubengeiger. „Außerdem wollen wir in der Produktion so viel wie möglich automatisieren. Wir bekennen uns zu unserem Standort und werden hier weiter investieren.“