„Wir müssen Raum für Schlüsselinnovationen schaffen, die den Weg für erschwinglicheren Wohnraum ebnen können!“
Interview mit Achim Nagel, CEO der PRIMUS developments GmbH
Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung in der Branche steht PRIMUS developments an der Spitze des nachhaltigen Bauens in Deutschland, wobei Holz als Hauptbaumaterial verwendet wird. In unserem Interview sprach CEO Achim Nagel darüber, wie dieser Ehrgeiz mit bezahlbarem Wohnraum in Einklang gebracht werden kann.
European Business: Sie haben einmal gesagt, dass es fast fahrlässig sei, das Potenzial von Holz als Baustoff zur sicheren Speicherung von atmosphärischem CO₂ nicht zu nutzen. Wie kam Ihr Fokus auf nachhaltiges Bauen zustande?
Achim Nagel: Ich bin jetzt seit 40 Jahren Architekt, während PRIMUS Developments nun seit 25 Jahren besteht. Anfangs konzentrierten wir uns hauptsächlich auf die Umgestaltung alter Hafenanlagen in den Regionen Rhein-Main und Ruhr in Westdeutschland, bevor wir unseren Fokus weiter nach Norden nach Hamburg verlagerten, wo ich lebe. Unser Schwerpunkt lag schon seit einiger Zeit auf nachhaltiger Architektur und städtebaulichen Konzepten. Ein entscheidender Moment war im Jahr 2014, als wir den Sitz von Greenpeace Deutschland in Hamburg mit einer Vielzahl von Nachhaltigkeitsmerkmalen erbauten. Diese Erfahrung ermöglichte es uns, zu erforschen, welche Maßnahmen und nachhaltigen Technologien den größten Einfluss haben und unsere Fachkenntnisse im Entwerfen nachhaltiger Gebäude und den gesamten damit verbundenen Projektleitungsprozess grundlegend zu vertiefen.
European Business: Welche Projekte hat PRIMUS Developments seitdem durchgeführt?
Achim Nagel: Im Jahr 2016 haben wir Woodie fertiggestellt, ein komplett aus Holz gebautes Gebäude, das mehr als 370 Studentenwohnheime im Stadtteil Wilhelmsburg in Hamburg beherbergt. Dieses Projekt erwies sich nicht nur technisch als machbar, sondern auch finanziell als rentabel, da wir erfolgreich eine Finanzierung sicherten und einen starken Exit erzielten, als wir das Gebäude kurz darauf verkauften. Aufbauend auf diesem Erfolg erweiterten wir unsere Rolle um die Tätigkeit als Generalunternehmer neben unseren Entwicklungsprojekten. Dies führte zu einer besonders fruchtbaren Zusammenarbeit mit Kaufmann, einem modularen Bauunternehmen aus Österreich, mit dem wir unser erstes Projekt in dieser Funktion durchgeführt haben: das „Luise“, ein Bürogebäude für den deutschen Bundestag im Wert von 50 Millionen Euro – und das erste von vielen Projekten im öffentlichen Sektor, an denen wir beteiligt waren. Derzeit arbeiten wir an der temporären Residenz des Bundespräsidenten, die er während der Renovierungsarbeiten am Schloss Bellevue nutzen wird, sowie an einem Gebäude für die Deutsche Hochschule für öffentliche Verwaltung und zwei Wohnheimen für die Bundeszollbehörde in Rostock.
European Business: Es wird gesagt, dass zunehmend strengere Nachhaltigkeits- und ESG-Regeln zu rapide steigenden Kosten im Baugewerbe beigetragen haben. Denken Sie, dass Nachhaltigkeit mit bezahlbarem Wohnraum vereinbar ist?
Achim Nagel: Ich bin Mitglied der Hamburger Initiative für kosteneffizientes Bauen, die derzeit daran arbeitet, neue Lösungen zu entwickeln, um den dringenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken. Aus meiner Sicht erfordern drei Hauptkostentreiber Aufmerksamkeit: Der erste ist die technische Infrastruktur, die in moderne Gebäude integriert ist. Vor einigen Jahrzehnten machte dieser Kostenfaktor typischerweise etwa 25% des Budgets eines Projekts aus, vielleicht etwas mehr für Rechenzentren oder ähnliche Einrichtungen. Heute übersteigt dieser Anteil jedoch oft 40%. Diese Entwicklung umzukehren wird schwierig sein, da Sonderinteressen erheblich von den monströsen regulatorischen Anforderungen profitiert haben, die diese Kostensteigerungen möglich gemacht haben, aber wir müssen es versuchen. Zweitens müssen wir Raum für wichtige Innovationen schaffen, die den Weg zu einfacheren und kostengünstigeren Bauweisen ebnen können, zum Beispiel nach dem Muster der aktuellen Projekte meines geschätzten Kollegen Florian Nagler in Bad Aibling. Ein weiterer bemerkenswerter Kostentreiber liegt in der übermäßigen Überdimensionierung von strukturellen Verstärkungen in den meisten Gebäuden. Diese Probleme anzugehen wird höchstwahrscheinlich die größten Kostenvorteile bringen – und ermöglichen nachhaltigeren und bezahlbareren Wohnraum.