„Produkte für Menschen für eine bessere Welt!“

Interview mit Thomas Reinartz, CEO von TESAT

Thomas Reinartz, CEO von TESAT
Thomas Reinartz, CEO von TESAT

Satelliten sind aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie übertragen Radio- und Fernsehprogramme, ermöglichen zentimetergenaue Standortbestimmungen und unterstützen die Forschung. Je nach Anwendung werden Komponenten benötigt, damit die Satelliten ihre unterschiedlichen Aufgaben auch erfüllen können. Die Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG aus Backnang bei Stuttgart entwickelt, fertigt und testet nachrichtentechnische Nutzlasten und Geräte für verschiedene internationale Satellitenhersteller.

„Wir stehen für Produkte, die Multi-Orbit-Konnektivität unabhängig vom Satellitenhersteller ermöglichen“, betont Thomas Reinartz, CEO der Tesat-Spacecom GmbH & Co. KG. „Das sind sogenannte komplette Payloads bis zu einer Größe von 3 x 3 x 3 m. Unsere Produkt-Roadmaps gehen immer in Richtung der neuesten Technologien – von früher einem auf zehn und von zehn auf mittlerweile 100 Gigabit. Unsere Produkte werden auch geschätzt, weil sie bis zu 15 Jahre im Orbit unter extremen Bedingungen funktionieren. Dabei sind die drei größten Herausforderungen Schock, Temperatur und Strahlung. 60 bis 100 unserer Leute beschäftigen sich nur mit diesen Bauteilqualifikationen. Dieses Business machen wir seit 50 Jahren und das Equipment können wir in hohen Stückzahlen bauen. Dabei decken unsere Produkte die Anforderungen für den Einsatz in niedrigen, mittleren und hohen Erdumlaufbahnen bis zu 40.000 km ab. Aktuell fertigen wir 2.500 Equipments pro Jahr. Wir sind also eine richtige Produktionsfirma.“

TESAT Firmenzentrale im baden-württembergischen Backnang
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Rasante Entwicklung

Eine praktische Anwendung der Bauteile von TESAT ist die Fernsehübertragung. Vom ZDF-Sendezentrum in Mainz aus werden zum Beispiel die Signale des Programms zum entsprechenden Satelliten übertragen und von diesem breitbandig an die Empfängerhaushalte zurückgesendet.

„Alle Equipments, die dazwischen sind, kommen von uns“, erklärt Thomas Reinartz. „Diese intelligenten Bauteile, die ich gerne als ‘das Herzstück eines jeden Satelliten’ bezeichne, die kommen von uns. Und sie müssen 15 Jahre halten – in der hohen Flugbahn und mit der massiven Strahlung.“

Thomas Reinartz, CEO von TESAT

Thomas Reinartz
CEO

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„Unser Produkte werden vor allem geschätzt, weil sie bis zu 15 Jahren im Orbit unter extremen Bedingungen funktionieren.“

Thomas Reinartz
CEO

Seit rund 15 Jahren beschäftigen sich die Experten von TESAT auch mit Lasertechnologie für das Weltall. Sie sind mittlerweile das Kernstück aktueller Konstellationen wie OneWeb und IRIS2, weil sie Verbindungen herstellen können, die fast vollständig abhörsicher sind. Früher dauerte die Entwicklung eines solchen, seinerzeit 80 kg schweren und 20 Millionen EUR teuren Laser Communication Terminals (LCT) acht Jahre plus zwei Jahre Bauzeit.

„Heute bekommen wir noch 15 Monate zum Entwickeln einer neuen Version, die maximal 400.000 EUR kosten darf und zehn Kilogramm wiegt“, beschreibt der CEO die rasante Entwicklung der Branche. „Wir haben hier ein Alleinstellungsmerkmal, weil wir über 15 Jahre Erfahrung verfügen und unsere Produkte auch kontinuierlich optimiert haben.“

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Raumfahrt-Standort Backnang

Die Geschichte der heutigen TESAT reicht zurück bis in das Jahr 1949. Seinerzeit wurde der Geschäftsbereich Fernmeldetechnik der AEG von Berlin nach Backnang verlegt, ebenso wie sechs Jahre später das Fachgebiet Richtfunk von Ulm nach Backnang. 1967 folgte die Gründung der AEG Telefunken AG mit dem Fachgebiet Raumfahrt. Später übernahm Bosch das Unternehmen und die Sparte Raumfahrt firmierte seit dem Jahr 2000 unter dem Namen Bosch SatCom.

2001 erfolgte die Übernahme durch den Airbus-Konzern und die Umbenennung in TESAT, wobei heute 70 bis 80% des Umsatzes von rund 300 Millionen EUR außerhalb von Airbus erwirtschaftet werden. Aktuell beschäftigt das Unternehmen insgesamt 1.100 Mitarbeiter, darunter 20 in der US-amerikanischen Niederlassung. „Von 60.000 m² bebauter Fläche in Backnang sind rund 20.000 m² Reinraumfläche“, erläutert Thomas Reinartz. „Damit sind wir der größte zusammenhängende Raumfahrtstandort in Deutschland.“

CO2-Neutralität als Ziel

Rund 60% des Umsatzes erzielt TESAT in den USA. Weitere Märkte sind Asien mit Japan, Korea und Indien sowie Europa. Der Vertrieb basiert auf klassischer Key-Account-Manager-Struktur, darüber hinaus werden, aufgrund der Komplexität, alle Bereiche der Firma vom Einkauf über die Entwicklung bis hin zur Produktion bei der Angebotserstellung eingebunden.

TESAT Mikroskoparbeit
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Außerdem ist TESAT auf Fachmessen wie der ‘Satellite’ in Washington präsent. „Wir sind auch in den sozialen Medien zu finden, in die baden-württembergische Politik vernetzt und sponsern wichtige Kongresse der Branche“, nennt der CEO weitere Elemente der Außendarstellung. „Social Media nutzen wir aber auch zur Akquise neuer Mitarbeiter, unter anderem mit dem Slogan ‘Wir gestalten den Schlüssel zur Kommunikation der Zukunft. Für die Menschen. Für eine bessere Welt’.“

Sowohl bei den Fertigungsprozessen wie auch bei den Produkten selbst achtet TESAT auf Nachhaltigkeit. So ist die CO2-Neutralität auf Dauer das Ziel. Heute verfügt das Unternehmen über 60 Jahre Erfahrung und erfolgreiche Produkte auf rund 700 Satelliten.

„Wir möchten künftig fünf bis sechs verschiedene Segmente bedienen“, erläutert Thomas Reinartz. „Mittelfristig strebe ich einen Umsatz von einer halben Milliarde EUR Umsatz an und möchte das Unternehmen gerne in die Transformation begleiten. Wir bauen Produkte für Menschen für eine bessere Welt. Und das macht mit einem engagierten Team großen Spaß, denn ich arbeite wahnsinnig gerne mit Menschen.“