Regionale Nähe und Nachhaltigkeit
Interview mit Alexander Seiler, Vorstandsdirektor der VKB-Bank
Die Corona-Krise hat viele Unternehmen wirtschaftlich bis ins Mark erschüttert. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 kommt den Banken im Rahmen der Krise deshalb eine noch größere Bedeutung zu als vor der Krise. An erster Stelle steht die Sicherung der Liquidität, die sowohl bei vielen Privatleuten, aber auch Unternehmen, aufgrund der Pandemie-Auflagen seit vielen Monaten stark eingeschränkt ist. Die VKB-Bank aus Linz in Oberösterreich hat sich hier ganz klar als verantwortliche Partnerin ihrer Kundinnen und Kunden positioniert, die gerade in diesen kritischen Zeiten für finanzielle Gesundheit sorgt.
Wirtschaftsforum: Herr Seiler, wo sehen Sie die VKB-Bank am Markt? Welche Position hat sie im Wettbewerbsvergleich?
Alexander Seiler: Unser Kernmarkt ist Oberösterreich und hier sind wir die Nummer vier hinter den drei wesentlich größeren Banken. In Oberösterreich, so formulieren wir es selbst gerne, sind wir eine sehr relevante Bank. Mit einem jährlichen Wachstum von knapp 10% im Wohnbaubereich sind wir einer der wichtigsten Finanziers des Wohnungsbaugeschäftes in Oberösterreich.
Wirtschaftsforum: Was sind die Kernleistungen der VKB-Bank?
Alexander Seiler: 1873 als Genossenschaftsbank gegründet, hatten wir anfangs eine starke Nähe zur katholischen Kirche. Dies ist jetzt nicht mehr so. Unsere Eigentümerstruktur ist allerdings nach wie vor genossenschaftlich organisiert. Unsere Mitglieder sind unsere Eigentümer. Wir sind eine Vollbank und decken somit die Bereiche Sparen und Anlegen, Wohnbau, Geldverkehr und Liquidität sowie Absicherung und Vorsorge ab, betreuen Privat- und Firmenkunden und -kundinnen. Im Firmenkundenbereich liegt unser Fokus vor allem auf dem Mittelstand. Unser Angebot reicht von der Spareinlage für Kinder bis hin zu Vorsorgeprodukten und Wertpapieren. Wir emittieren selbst Anleihen, betreiben ein eigenes Fondsgeschäft und übernehmen auch Private Placement für institutionelle Anleger. Im Oktober 2020 haben wir einen sehr erfolgreichen Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt, den wir auch selbst managen.
Wirtschaftsforum: Was bedeutet Nachhaltigkeit für die VKB-Bank?
Alexander Seiler: Wir haben vor einigen Monaten den Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt, aber unsere Bank ist seit jeher konzeptionell nachhaltig aufgestellt. Nachhaltigkeit ist ein dehnbarer Begriff. Für uns bedeutet er, Verantwortung für unsere Region zu übernehmen und zu leben. Wir machen keine Geschäfte, die zulasten der kommenden Generation gehen, denn wir möchten der Gesellschaft etwas zurückgeben und in die Zukunft investieren. Gerade jetzt, in einer sehr kritischen Zeit, möchten wir Zuversicht und Mut vermitteln und für finanzielle Gesundheit der Menschen in unserer Region sorgen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Pandemie bislang auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Alexander Seiler: Unser Motto 2020 war: Wir begleiten unsere Kundinnen und Kunden durch die Krise und sind ihr Tor zur Liquidität. Rückblickend ist es erstaunlich, dass es in vielen Branchen nicht zu Bonitätskrisen gekommen ist. Viele Bereiche performen in dieser Zeit hervorragend, so zum Beispiel der Lebensmittel- und Baubereich.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne und Projekte haben Sie für dieses Jahr auf der Agenda?
Alexander Seiler: Wir haben im Februar ein neues Bauprojekt mit einem Investitionsvolumen von rund 17,5 Millionen EUR gestartet. Das Projekt ‘VKB Wels, Kaiser-Josef-Platz. Nachhaltiges Wohnen und Arbeiten’, umfasst Wohnungen, Büro- und Geschäftsräumlichkeiten, in der ersten Bauphase eine Tiefgarage und in der zweiten Phase eine Bankfiliale der Zukunft. Das Projekt wird die Attraktivität des Welser Zentrums steigern und den Kaiser-Josef-Platz zu einem Ort der Begegnung machen. Wir investieren mit diesem Projekt nicht nur in unsere Region und in die regionale Wirtschaft, sondern in unsere Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung. Mit der Erneuerung der Bankfiliale in der zweiten Bauphase setzen wir zudem ganz bewusst ein Zeichen für regionales Banking, das sich vor allem durch persönliche Begegnungen vor Ort auszeichnet.“
Wirtschaftsforum: Vor dem Hintergrund der anhaltenden Pandemie – was erwarten Sie vom Jahr 2021?
Alexander Seiler: Meiner Meinung nach ist das Motto ‘Auf Sicht fahren’ inzwischen überstrapaziert. Oft drückt man sich damit eigentlich nur vor der Antwort auf die Frage nach einer langfristigen Strategie. Wir haben rund 110.000 Kunden und Kundinnen, die unseren Service verdient haben, jetzt und in Zukunft. Wenn die Hilfsprogramme und Stundungen, die zurzeit gewährt werden, auslaufen, werden die Banken noch einmal sehr wichtig, um das Überleben der Wirtschaft zu sichern. Die Bank wird dann wieder das Tor zur Liquidität. Wir werden vor diesem Hintergrund 2021 weiterhin die Integration unserer digitalen und physischen Kommunikationskanäle vorantreiben, um für das Banking der Zukunft gut aufgestellt zu ein.