Willkommen im digitalen Einzelhandel
Interview mit Frank Hagemann, Geschäftsführer der xplace GmbH
In vielen deutschen Innenstädten ist der Wandel des Einzelhandels sichtbar – leere Ladenflächen und eine sinkende Anzahl an Kunden in den Geschäften. Der stationäre Einzelhandel befindet sich vielerorts in einer Krise. Neben der Pandemie und der gesunkenen Kaufkraft ist der Aufstieg des E-Commerce ein häufig genannter Grund für den Rückgang der Kundenfrequenz. Um das Überleben des Einzelhandels in den Innenstädten zu sichern, müssen sich die Einzelhändler eine Scheibe vom E-Commerce abschneiden und sich auf Data Analytics, künstliche Intelligenz und die Customer Journey konzentrieren. Der Digital Signage-Spezialist xplace GmbH zeigt, wie es geht.
Der Digital Signage- und Softwarespezialist xplace GmbH verspricht seinen Kunden ein Umsatzplus durch die Schaffung eines digitalen Instore-Erlebnisses. „Der Geist des elektronischen Handels ist nun definitiv aus der Flasche entwichen“, stellt Geschäftsführer Frank Hagemann fest. „Die Frage ist nun, wie wir die Menschen wieder in die Stadtzentren locken. Wir tun das, indem wir attraktive Einkaufserlebnisse schaffen. Aber noch wichtiger für den Einzelhandel ist die Verknüpfung von stationärem Verkauf und Onlineverkauf.“
Xplace bedient sich aus der digitalen Werkzeugkiste, um attraktive Angebote am POS zu machen und die analoge und digitale Welt im Ladengeschäft zu verbinden.
Hardwarelösungen wie großformatige LED-Videowände oder interaktive digitale Touchscreens sowie elektronische Preisschilder sind das greifbare Produkt.
Xplace versteht sich aber in erster Linie als Softwareunternehmen. „Hardware ist das notwendige Übel, damit wir die Software nutzen können“, sagt Frank Hagemann offen. „Trotzdem ist es wichtig, dass wir eine End-to-End-Lösung liefern können. Das hebt uns von unseren Mitbewerbern ab.“
20 Jahre Innovation
Xplace wurde vor 20 Jahren von vier IT-Studenten und Garagen-Tüftlern gegründet. „Sie hatten die Idee, eine Abhörstation für CDs zu bauen“, beschreibt Frank Hagemann, der 2015 zu xplace kam, um das Projektmanagement-Büro aufzubauen. „Ihr erstes Produkt verkauften sie an die Media Saturn Gruppe, die sich ebenfalls entschloss, in das junge Unternehmen zu investieren.“
Ein weiterer Meilenstein war die Einführung der elektronischen Preisschilder. „Wir haben den europaweiten Roll-out für Media Saturn durchgeführt, woraufhin wir uns erfolgreich um den weltweiten Roll-out für Porsche beworben haben“, sagt Frank Hagemann. „Das hat uns einen wichtigen Schritt nach vorne gebracht.“
Das Unternehmen brachte 2010 die ersten Instore-TV-Lösungen mit der hauseigenen CMS-Software BEECEEN auf den Markt. „Heute können wir bedruckte Ladenelemente komplett mit Smartbildschirmen ersetzen“, sagt Frank Hagemann. „So bekommen Kunden die aktuellen Angebote und Preise. Die Flächen können zudem für Programmatic-Werbung zur Verfügung gestellt werden und somit als eigene Einkommensquelle dienen.“
Corona als digitaler Treiber
Inzwischen zählt das Unternehmen 120 Mitarbeiter am Hauptsitz in Göttingen und generiert einen Jahresumsatz von 18 Millionen EUR. Tochtergesellschaften gibt es in Barcelona und in der Türkei. „Im europäischen Ausland sind wir mit unserem eigenen Vertrieb und Kundendienst unterwegs“, so Frank Hagemann, der seit 2021 Geschäftsführer ist. „In Übersee arbeiten wir mit Partnern zusammen.“
Die Coronapandemie war die erste Herausforderung in seiner Amtszeit. „Die pandemischen Schließungen haben den stationären Handel und auch uns sehr hart getroffen, aber letztendlich haben wir die Krise mit nur leichten Einbußen überstanden. Unsere Rettung war die kontrollierte Wiedereröffnung. Wir konnten Lösungen anbieten, bei denen gezählt wurde, wie viele Personen den Laden betreten und verlassen haben. Insgesamt kann man sagen, dass die Coronapandemie die Digitalisierung stark angekurbelt hat.“
Künstliche Intelligenz
Heute geht der Trend eindeutig in Richtung künstliche Intelligenz. „Wir können Marktforschung und Datenanalyse schon heute in vielfältiger Weise zur Umsatzmaximierung nutzen“, betont Frank Hagemann. „Nehmen Sie zum Beispiel Erdbeeren. Heimische Ware hat ein kurzes Produktionsfenster und eine noch kürzere Haltbarkeit. Fallstudien haben gezeigt, dass wir durch Cross-Selling und adaptive Preistaktiken mehr absetzen können. Wenn es ein Überangebot in den Regalen gibt, kann man die Preise anpassen. Gleichzeitig kann ein digitales Schild ergänzende Angebote wie Tortenböden und Tortenguss anzeigen. Auf diese Weise helfen wir den Kunden, die Vorteile von Instore-Angeboten besser zu nutzen und Überbestände zu bekämpfen.“
Erfolg, der sich messen lässt
Die Erkenntnisse über das Verbraucherverhalten gehen jedoch viel tiefer. „Neben der digitalen Beschilderung installieren wir auch Sensoren, die große Mengen an Daten über die Besucherzahlen, die Verweildauer im Geschäft und die Konversionsrate sammeln können“, erklärt Frank Hagemann. „So können wir messbare Erfolge sichern.“
Green Signage
Das Thema Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Motor neuer Entwicklungen. „Wir haben begonnen, gebrauchte elektronische Preisschilder aufzukaufen, die bisher nach etwa fünf Jahren, der üblichen Lebensdauer ihrer Batterien, entsorgt wurden“, erklärt Frank Hagemann. „Sie werden nun aufgearbeitet und mit einem Preisnachlass zurück an die Kunden verkauft.“ Je nach Nutzung und Hersteller können einige Preisschilder auf diese Weise sogar bis zu dreimal wiederaufbereitet werden, was die Lebensdauer erheblich verlängert und den CO2-Fußabdruck verringert.
Innovativ in die Zukunft
xplace will in Zukunft weiter auf Innovation setzen. „Wir werden die Anwendungsbereiche unserer Hard- und Softwarelösungen erweitern und die Customer Journey neu aufgreifen“, betont Frank Hagemann. „Dabei werden die Themen künstliche Intelligenz, Data Analytics und Sensorik ganz vorne stehen.“ Der größte Kunde ist nach wie vor die Muttergesellschaft Media Saturn. „Wir wollen unseren Fokus aber auch verstärkt auf Drittkunden richten. So suchen wir auch im Ladenbau Partner, um einen Full Service anbieten zu können.“