Sauberkeit mit Seele: Hauptstadt Glanz definiert Verantwortung neu

Interview mit Ali-Moussa Khoder, Geschäftsführer und Rana Al-Shibli, Assistenz der Geschäftsleitung der Hauptstadt Glanz GmbH

Interview mit Ali-Moussa Khoder, Geschäftsführer und Rana Al-Shibli, Assistenz der Geschäftsleitung der Hauptstadt Glanz GmbH
Interview mit Ali-Moussa Khoder, Geschäftsführer und Rana Al-Shibli, Assistenz der Geschäftsleitung der Hauptstadt Glanz GmbH

Hauptstadt Glanz ist mehr als nur ein Reinigungsunternehmen. Mit innovativen Ansätzen zur Integration von Flüchtlingen und benachteiligten Arbeitnehmern beweist die Firma mit 502 Mitarbeitern (davon 120 Flüchtlinge und 59 Mitarbeiter im Alter von über 63 Jahren) sowie einem Jahresumsatz von 11,2 Millionen EUR, dass sozialer Fortschritt und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen. Geschäftsführer Ali-Moussa Khoder und die stellvertretende Assistentin der Geschäftsleitung, Rana Al-Shibli, erläutern im Interview ihre Vision einer gerechteren Arbeitswelt, die durch digitale Transformation und Integration geprägt ist.

Wirtschaftsforum: Herr Khoder, Hauptstadt Glanz hat in den letzten Jahren einen umfassenden Wandel durchlaufen. Was waren die Beweggründe für diese Veränderung?

Ali-Moussa Khoder: Wir haben nicht nur unseren Namen in Hauptstadt Glanz geändert, sondern auch unser Konzept überdacht. Im Kern geht es uns um soziale Förderung. Berlin hat den größten Pool an Flüchtlingen in Deutschland und wir sehen es als unsere Aufgabe, diesen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen eine echte Chance zu geben. Das ist das Herzstück von Hauptstadt Glanz.

Wirtschaftsforum: Frau Al-Shibli, Sie sind relativ neu im Unternehmen. Welche Rolle spielen Sie bei der Umsetzung dieser Vision?

Rana Al-Shibli: Meine Hauptaufgabe ist es, unsere digitale Transformation voranzutreiben, insbesondere auf Plattformen wie Instagram und TikTok. Ziel ist es, Wertschätzung für unsere Mitarbeiter zu schaffen und ein neues Publikum zu erreichen. Wir wollen hier denjenigen eine Stimme geben, die bisher oft übersehen wurden.

Hauptstadt Glanz GmbH Abteilungsleiterin
Sawsan Fryjeh, Abteilungsleiterin der Finanzbuchhaltung, bei der Arbeit
Mitarbeiter bei der Reinigung
Mitarbeiter bei der Reinigung im Bundestag
Mitarbeiterin bei der Reinigung im  Deutschen Dom
Mitarbeiterin bei der Reinigung im Deutschen Dom

Wirtschaftsforum: Das klingt nach einem ambitionierten Projekt. Wie finanzieren Sie diese Initiativen?

Ali-Moussa Khoder: Wir haben 189.000 EUR in die Integration unserer Arbeitskräfte investiert. Diese Investition wurde zum Teil durch den Verzicht unserer Mitarbeiter auf Gehaltserhöhungen und durch den Stop aller weiteren Investitionen ermöglicht. Es ist beeindruckend zu sehen, wie unsere Belegschaft dieses Projekt mitträgt. Leider wurden die Fördermittel in Höhe von 102.000 EUR von der Agentur für Arbeit nicht bewilligt. 

Wirtschaftsforum: Frau Al-Shibli, Sie erwähnten die Herausforderungen für junge Menschen. Wie gehen Sie speziell auf die Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen ein?

Rana Al-Shibli: Unser Team reicht von jungen Berufseinsteigern bis zu erfahrenen Kräften über 60. Ältere Mitarbeiter haben oft gesundheitliche Herausforderungen, während bei Flüchtlingen aus Syrien oder der Ukraine Sprachbarrieren im Fokus stehen. Wir setzen Dolmetscher ein und unterstützen bei alltäglichen Aufgaben wie dem Ausfüllen von Anträgen.

Wirtschaftsforum: Herr Khoder, wie sieht Ihre Strategie zur Inte-gration von Menschen mit Handicap aus?

Ali-Moussa Khoder: Mehr als 50% unserer Belegschaft hat ein Sprachdefizit aufgrund des Migrationshintergrunds. Viele von ihnen hatten zuvor nie gearbeitet. Wir versuchen, jeden Menschen individuell zu verstehen und den richtigen Zugang zu finden. In über 90% der Fälle gelingt uns das. Von 120 Mitarbeitern konnten 108 von uns übernommen werden. Es ist ein herausfordernder, aber für die Zukunft sehr lohnender Prozess.

Wirtschaftsforum: Wie wirkt sich dieser integrative Ansatz auf Ihre Unternehmenskultur aus?

Rana Al-Shibli: Wir geben unseren Mitarbeitern Raum und Zeit, sich zu entwickeln. Unser Objektleiter bietet besondere Begleitung direkt vor Ort. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich die Menschen entwickeln. Etwa 70% unserer Mitarbeiter waren vorher nicht berufstätig. Wir fördern sie so, dass sie entweder bei uns bleiben oder sich anderweitig weiterentwickeln können. Durch die Integration der Mitarbeiter können wir unsere Verträge erfüllen und neue Aufträge annehmen.

Wirtschaftsforum: Frau Al-Shibli, wie sehen Sie die Zukunft von Hauptstadt Glanz?

Rana Al-Shibli: Ich sehe großes Potenzial, gerade weil wir uns nicht nur auf Zahlen konzentrieren, sondern auf die Menschen. Meine Familie ist ebenfalls geflüchtet. Diese Erfahrung motiviert mich, Grundlagen zu schaffen und etwas zu bewegen. Viele Unternehmen verlieren ihre soziale Ader – wir wollen das Gegenteil. Dadurch sind wir für die Zukunft neu aufgestellt, denn ohne Mitarbeiter keine Aufträge.

Weitere Artikel zum Thema

Hinschauen, bemerken, wertschätzen

Interview mit Felix Schmidt, Geschäftsführer der Herrmann & Schmidt Dienstleistungen GmbH & Co. KG

Hinschauen, bemerken, wertschätzen

Die Gebäudereinigung ist weit mehr als nur Sauberkeit – sie ist ein essenzieller Handwerksberuf, der für Hygiene, Werterhalt und Sicherheit von Immobilie...

„Innovationskraft und Nachhaltigkeit seit 50 Jahren“

Interview mit Ludwig Kränzle, Geschäftsführer der Josef Kränzle GmbH & Co. KG

„Innovationskraft und Nachhaltigkeit seit 50 Jahren“

Die Josef Kränzle GmbH & Co. KG steht seit 50 Jahren für Qualität, Innovation und nachhaltige Hochdruckreinigungstechnik. Als führender Hersteller setzt ...

Reinigung zwischen  Tradition und Technologie

Interview mit Pascal Bilo, Head of Project Management/Prokurist der SB Professional Cleaning GmbH

Reinigung zwischen Tradition und Technologie

Gebäudereinigung ist ein Geschäft mit Potenzial für Innovation. Die SB Professional Cleaning GmbH ist ein gutes Beispiel für den Wandel, in dem sich die ...

„Wir sind stark genug, uns in der Welt zu behaupten“

Interview mit Jens Hummes, COO und Nadine Girschewski, Chief Communication & Marketing Officer sowie Vincent Bossert, CEO der Koch-Chemie GmbH

„Wir sind stark genug, uns in der Welt zu behaupten“

Mit viel Liebe zum Detail und dem richtigen Gespür für den Kunden ist die Koch-Chemie GmbH mit Sitz in Unna mit ihren Reinigungs- und Pflegeprodukten sei...

Manfred Brinkmann, Managing Editor-in-Chief

Manfred Brinkmann

Managing Editor of European Business

Gestalten Sie die Zukunft der Wirtschaft?

Als Chefredakteur bin ich stets auf der Suche nach der nächsten Generation von Führungskräften und Innovatoren. Wenn Sie an der Spitze eines einflussreichen Unternehmens stehen, lade ich Sie ein, mit uns in Kontakt zu treten. Teilen Sie Ihre Vision mit unserem einflussreichen Publikum.