Prophete bleibt mit E-Bikes immer in Bewegung
Interview mit Thomas Mouhlen, Mitglied der Geschäftsführung der Prophete In Moving GmbH
In der Coronapandemie hat der E-Bike-Markt in Deutschland einen Boom erlebt, bevor sich aufgrund der sinkenden Konsumlaune der Verbraucher das Blatt wendete. Trotzdem geht Thomas Mouhlen, Mitglied der Geschäftsführung des E-Bike-Herstellers Prophete in Moving, perspektivisch von deutlichen Wachstumsmöglichkeiten aus. Mit Wirtschaftsforum sprach er über die aktuellen Marktentwicklungen.
Wirtschaftsforum: Herr Mouhlen, Ihr Unternehmen fasst seinen Anspruch gerne mit dem Satz „Keep moving“ zusammen – wie genau sollen die Menschen mit Prophete in Bewegung bleiben?
Thomas Mouhlen: Am besten natürlich mit dem E-Bike – denn dessen Herstellung und Vertrieb stellt unser Hauptgeschäftsfeld dar. Darüber hinaus bieten wir auch entsprechende Zubehörartikel wie Helme und Fahrradschläuche an. Während unsere Schwesterfirma, die New Cycle GmbH, als Innovationsführerin auftreten und entsprechend das hochpreisige Marktsegment bedienen will, konzentrieren wir uns strukturell auf den Einstiegs- und Mittelpreisbereich und wollen unseren Kunden damit das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten – somit finden Sie unsere Produkte vornehmlich in großen Verbrauchermärkten wie Edeka, Aldi, Lidl, Obi und im Hagebaumarkt.
Wirtschaftsforum: Wie stellt sich dabei die aktuelle Marktsituation dar?
Thomas Mouhlen: In der Coronapandemie hat das E-Bike-Segment in Deutschland eine deutliche Wachstumsphase erlebt. Mit dem Krieg in der Ukraine und der damit einhergehenden Inflationsentwicklung hat sich die Konsumlaune jedoch deutlich eingetrübt, was sich gerade in unserem Markt mit stark rückläufigen Zahlen bemerkbar gemacht hat. Auch Prophete musste wie viele andere E-Bike-Hersteller letztes Jahr Insolvenz anmelden, woraufhin unser Unternehmen von der Tri Star Group übernommen wurde. Daraus ergeben sich für unsere Zukunft nun vielfältige neue Impulse, die wir konsequent nutzen möchten.
Wirtschaftsforum: An welche Themen denken Sie dabei?
Thomas Mouhlen: Ein Problem vieler E-Bike-Nutzer:innen liegt beispielsweise in der Frage, wo sie ihr Fahrrad am Zielort oder im Umfeld ihrer Wohnung unterstellen können – schließlich handelt es sich dabei auch im Einstiegssegment immer noch um ein relativ hochpreisiges Produkt, das die meisten Menschen nicht einfach am Straßenrand abstellen möchten. Nicht jeder hat jedoch die Möglichkeit, sein E-Bike in seine Wohnung oder einen geschützten Kellerraum mitzunehmen, und auch nicht jeder Arbeitgeber bietet auf seinem Firmengelände entsprechende Unterstellmöglichkeiten an. Genau dieses Problems nimmt sich eines unserer Schwesterunternehmen aus der Tri Star Group an, das entsprechende Radhäuser herstellt und vertreibt. So können wir nun inhouse an der Gestaltung einer besseren Infrastruktur mitwirken, die wiederum eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum im E-Bike-Geschäft darstellt. Natürlich werden gerade im Kontext der urbanen Mobilität in Zukunft auch verschiedene Mietmodelle eine wichtige Rolle spielen – hierfür ist auch eine entsprechende digitale Infrastruktur erforderlich, etwa in Form von nutzerfreundlichen Apps und Abrechnungssystemen. Auch daran arbeiten wir gemeinsam mit unseren Schwesterunternehmen.
Wirtschaftsforum: Welches Kundensegment nehmen Sie bei Ihren weiteren Wachstumsambitionen besonders in den Fokus?
Thomas Mouhlen: Tatsächlich verspricht das E-Bike ganz verschiedenen Konsumentengruppen einen echten Nutzengewinn in ihrem Alltag. So können sich vor allem ältere Menschen über eine bessere Mobilität freuen, weil sie mit dem E-Bike vielleicht weitere Strecken zurücklegen können als mit einem herkömmlichen Fahrrad. Viele jüngere Nutzer:innen freuen sich derweil über die hervorragende Umweltbilanz, die unser Produkt im Vergleich zum von ihnen abgelehnten Verbrennungsmotor aufweist, und das hohe Maß an Flexibilität, das eine bedarfsgerechte Nutzung von entsprechenden E-Bike-Sharing-Modellen bietet. Meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass etwaige Vorurteile ganz schnell verschwinden, sobald man unser Produkt persönlich erlebt hat: Als meine 23-jährige Tochter zum ersten Mal mein E-Bike in meiner Garage stehen sah, hat sie es noch mit einem lapidaren „Opa-Bike“ quittiert. Als sie dann aber selber eine Runde damit gedreht hat, wollte sie auch eines haben. Natürlich müssen wir ältere und jüngere Kundinnen und Kunden anders ansprechen und ihnen auch unterschiedliche Modelle anbieten. Trotzdem ist das E-Bike für beide Konsumentengruppen eine sehr attraktive Lösung – in der Stadt wie auf dem Land. Die Investitionen, die für einen weiteren Ausbau der Infrastruktur erforderlich sind, müssen aber auch von den politischen Entscheidungsträgern getroffen und weitsichtig geplant werden, damit die Verkehrswende gelingen kann – und dazu gehören eben auch Radwege!