Gebäude mit Wohlfühlatmosphäre

Interview mit Leo W. A. de Man, Geschäftsführer der Kondor Wessels Holding GmbH

Kondor Wessels Wohnkomplex Zichorienhöfe in Magdeburg
Wohnkomplex Zichorienhöfe in Magdeburg / © 3D Visualisierung: HYPERLINK www.archlab.de, Architekten: Luka Ehser Architekten, Seidel+Architekten

Der Immobilienmarkt ist von Natur aus dynamisch. Aktuell erlebt er, bedingt durch die wirtschaftliche Gesamtsituation, eine Art Zeitenwende. Nach Jahren der steigenden Bau- und Grundstückspreise zeichnet sich eine Trendwende ab. Die Kondor Wessels Holding GmbH aus Berlin als Teil eines der größten Bauunternehmen Europas, VolkerWessels in den Niederlanden, behauptet sich seit Jahrzehnten am Markt mit einer langfristig angelegten Strategie und einem ganzheitlichen Serviceangebot.

Wirtschaftsforum: Herr de Man, auf welches Segment im Baubereich konzentrieren Sie sich?

Leo W. A. de Man: Mit 80% Anteil am Gesamtgeschäft ist Wohnungsbau unser wichtigstes Standbein. Dabei sind wir ganz breit aufgestellt. Zu unserem Portfolio gehören kleine Wohnungen für Studenten, gewerbliches Wohnen für Wohnen auf Zeit und Single- sowie Familienwohnungen, sozialer Wohnungsbau, Generationen-Wohnen oder Hotels.

Wirtschaftsforum: Bitte geben Sie uns einige Projektbeispiele aus dem Wohnungsbau.

Leo W. A. de Man: Hier in Berlin haben wir zum Beispiel die gesamte Stadtquartiersentwicklung am Anhalter Bahnhof verantwortet. Dort entstanden 235 Wohneinheiten und eine Kita. Mit dem daran anschließenden PULSE Projekt haben wir zudem 12.000 m² Bürofläche realisiert.

Leo W. A. de Man, Geschäftsführer der Kondor Wessels Holding GmbH
Leo W. A. de Man, Geschäftsführer der Kondor Wessels Holding GmbH

Es handelt sich dabei um ein Cradle-to-Cradle-Gebäude, nachhaltig konzipiert und mit einem Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet. Ein Projekt ganz anderer Art ist das Hochhaus am Alexanderplatz. Es besteht aus zwei Türmen, von denen einer im Bestand war. Wir haben vier Geschosse in die Tiefe gebaut und 30 nach oben. Die Fassade wurde mithilfe eines Roboters erstellt. Im Westend von Offenbach am Main, auf dem Gelände einer ehemaligen Seifenfabrik, haben wir 320 Wohnungen gebaut. Damit haben wir eines der größten Wohnungsbauprojekte in Offenbach der vergangenen Jahre realisiert. Das Projekt hat der Stadt einen wichtigen Investment-Schub gegeben.

Wirtschaftsforum: Können Sie uns auch Beispiele aus dem gewerblichen Bereich nennen?

Leo W. A. de Man: Auch hier sind wir offen für alles. Aktuell haben wir ein Hotel am Potsdamer Hauptbahnhof im Bau. Hier müssen wir besonders schnell sein, da eine Gewerbefläche von rund 30.000 m² dazugehört und die Shops dort bald öffnen möchten. Das Projekt hat ein Investitionsvolumen von rund 64 Millionen EUR und die technischen Anforderungen sind sehr hoch. Zudem arbeiten wir an einem Bürokomplex in Wuppertal. Auch dieses Projekt hat ein Volumen von fast 60 Millionen EUR. Der Komplex liegt an der Wupper und ihn zeichnet seine besondere Fassade aus. Ebenfalls involviert sind wir in ein Projekt mit der Adler-Gruppe. Hier entwickeln wir 45.000 m² Wohnen und Gewerbe, 22.500 m² Büros, Einzelhandel und Wohnungen.

Kondor Wessels  CÖ-Gebäude in Berlin- Köpenick
Das CÖ-Gebäude in Berlin-Köpenick erzeugt selbst Strom / beteiligte Architekten: Nöfer Architekten
Kondor Wessels - Bürokomplex Ohligsmühle Wuppertal
Ein Bürokomplex an der Ohligsmühle in Wuppertal / © Silvia Kriens, beteiligte Architekten: HPP Architekten, BM+P Architekten

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Ihren Projekten?

Leo W. A. de Man: Wir stellen uns dem Thema, das müssen wir. In den letzten Jahren sind die Baukosten massiv gestiegen. Sie werden erst wieder runtergehen, wenn ein Überangebot vorhanden ist. Auch die Grundstückspreise werden irgendwann wieder sinken. Diese Entwicklungen werden sich allerdings noch verzögern. Was das Thema Energie angeht, bauen wir unsere Wohnungen im Passivbereich, sodass die Betriebskosten für die Inhaber und Mieter sinken. Bei den laufenden Projekten arbeiten wir mit Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Blockheizkraftwerken. Bei einem aktuellen Projekt in Berlin-Köpenick haben wir auch ein Blockheizkraftwerk im Einsatz. Die Anlage erzeugt selbst Strom und kann zu 75% mit Wasserstoff betrieben werden. Hier geht es verstärkt um Wohlfühlqualität. Zurzeit kaufen wir zudem ein Grundstück bei Düsseldorf, auf dem wir komplett energieautark werden wollen, mithilfe von Wasserstoff und Geothermie.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Kondor Wessels von anderen Anbietern? Warum kommen die Kunden zu Ihnen?

Leo W. A. de Man: Uns gibt es schon lange am Markt und wir haben den Ruf, Qualität zu bauen und zuverlässig zu sein. Wir entwickeln nicht nur, sondern bauen auch selbst. Im Grunde können wir Projekte gänzlich aus einer Hand anbieten. Das gibt den Auftraggebenden Sicherheit. Sicherheit wird ein immer wichtigeres Thema in unserem Bereich. Wir gehen mit dem Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden sorgfältig um. Das gilt auch für unser Partnernetzwerk. Wenn es ein Problem gibt, dann streiten wir nicht, sondern suchen eine Lösung.

Kondor Wessels PULSE-Gebäude Berlin
Das PULSE-Gebäude in Berlin ist Cradle-to-Cradle nachhaltig / © Maximilian Meisse, beteiligte Architekten: IAA Architecten, Kondor Wessels Planungsgesellschaft mbH
Kondor Wessels Kappus Höfe in Offenbach
Die Kappus Höfe - eine ehemalige Seifenfabrik im Offenbacher Westend - wurden zu 320 Wohnungen umgebaut / © georg-foto, offenbach, beteiligte Architekten: HILMER SATTLER ARCHITEKTEN

Wirtschaftsforum: Was sind Ihre wichtigen Themen für die nächsten Monate?

Leo W. A. de Man: Im Moment ist es aufgrund der aktuellen politischen und gesamtwirtschaftlichen Situation kaum möglich, weit vorauszuplanen. Wir erwarten zwar eine rückläufige Tendenz am Markt bis mindestens 2025, aber irgendwann wird es wieder bergauf gehen. Bis dahin nutzen wir die Zeit, die laufenden Projekte abzuarbeiten, die Digitalisierung bei uns voranzubringen und unsere Prozesse zu optimieren. Wichtig ist für uns, unsere Mitarbeitenden zu halten. Unsere Mitarbeitenden sind unser höchstes Gut.

Wirtschaftsforum: Welche Marktposition streben Sie langfristig an?

Leo W. A. de Man: Langfristig möchten wir die Marktposition, die wir in Berlin haben, auch in NRW erreichen. Auch in Frankfurt und Dresden werden wir wachsen und uns als fachlicher Partner am Markt weiter etablieren.