„Das Wichtigste im Security-Geschäft? Empathie!“

Interview mit Steffen Koch, Geschäftsführer der Schmitt Security GmbH & Co. KG

Schmitt Security GmbH & Co. KG Großveranstaltungen
Nur mit Offenheit und Kommunikationsfähigkeit kann man verlässlich für Sicherheit auf Großveranstaltungen sorgen

Der muskelbepackte Türsteher, der in schroffem Ton Gäste am Eingangsbereich abweist, hat mit dem heutigen Sicherheitspersonal nichts mehr zu tun, betont Steffen Koch, Geschäftsführer der Schmitt Security GmbH & Co. KG, die unter anderem namhafte Konzerte und Festivals wie Wacken Open Air und Nature One betreut. Welche Eigenschaften gutes Personal mit Gästekontakt tatsächlich mitbringen muss und warum er auch nach der Übernahme der Geschäftsführung weiterhin 20-Stunden-Schichten auf Events schiebt, verriet er im Interview.

Wirtschaftsforum: Herr Koch, mit der Schmitt Security GmbH & Co. KG sorgen Sie seit vielen Jahren auf prominenten Festivals, Konzerten und anderen Großveranstaltungen für Sicherheit.

Steffen Koch: Und noch für wesentlich mehr – schließlich sind unsere Mitarbeiter die Ersten, auf die die Besucher am Einlass treffen, und die Letzten, die ihnen am Ende der Veranstaltung Tschüss sagen. Damit sind sie entscheidend daran beteiligt, ob die Gäste einen schönen Abend haben oder enttäuscht und mit schlechter Laune aus der Arena oder vom Festivalgelände gehen. 

Wirtschaftsforum: Der zentnerschwere Security-Mann mit finsterem Blick ist also ausgestorben?

Steffen Koch, Geschäftsführer der Schmitt Security GmbH & Co. KG
Steffen Koch, Geschäftsführer der Schmitt Security GmbH & Co. KG

Steffen Koch: Diese Zeiten sind in der seriösen Sicherheitsbranche absolut vorbei – das wissen auch die Veranstalter. Immer wieder bekommen wir in Gesprächen mit unseren Auftraggebern die klare Ansage: „Wir wollen keine Türsteher!“ Das wäre bei heutigen Events auch völlig undenkbar – denn ein Typ, der dieses Klischeebild auch nur im Ansatz erfüllt, würde auf jedem Electro-Festival doch sofort unangenehm auffallen.

Wirtschaftsforum: Welche Eigenschaften müssen gute Mitarbeiter mit Gästekontakt mitbringen?

Steffen Koch: Neben einem sauberen polizeilichen Führungszeugnis in erster Linie Empathie und Kommunikationsfähigkeit. Das Aussehen ist uns völlig egal – für uns arbeiten auch viele bunte Menschen. Diese würden wir vielleicht nicht unbedingt auf eine Schlagerparade schicken, aber für ein schönes Festival sind sie ideal. Sie müssen offen sein, auf die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen eingehen können und idealerweise mehrere Sprachen sprechen – inzwischen arbeiten auch viele Menschen mit Migrationshintergrund bei uns, die neben Deutsch, Englisch und Französisch auch Arabisch oder Farsi beherrschen. Viele machen diese Tätigkeit als Nebenjob, oftmals jahrelang, in einigen Fällen seit mittlerweile zwei Jahrzehnten. Man muss einander vertrauen können, weshalb wir auch die Mitarbeiter, die über Personaldienstleister zu uns kommen, genau kennenlernen möchten.

Wirtschaftsforum: Haben sich vor diesem Hintergrund auch die Ansprüche der Veranstaltungsgäste verändert?

Steffen Koch: Ein offener Umgang ist das A und O. Vor einigen Jahren waren wir einmal bei einer Branchenveranstaltung, wo man sich mit typischen Festivalbesuchern austauschen konnte. Und als wir sie gefragt haben, an wen sie sich wenden würden, wenn sie auf einem Festival bedrängt oder beklaut werden, hat keiner das Security-Personal erwähnt – bei dem fühle man sich nicht wohl. Als Reaktion darauf haben wir unsere Streifen noch freundlicher gekleidet und noch stärker auf Offenheit und Empathie geachtet. Die Resonanz war fantastisch.

Wirtschaftsforum: Sie selbst haben noch im Gründungsjahr 1998 bei Schmitt Security angefangen. Seit dem 1. Januar 2024 sind Sie nun Geschäftsführer des Unternehmens – und trotzdem weiterhin auf vielen Festivals präsent.

Steffen Koch: Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb! Denn auch wenn mir heute natürlich viele administrative Aufgabenfelder zufallen, will ich nie den Kontakt zu dem verlieren, was uns als Unternehmen ausmacht – die Arbeit auf Festivals und Konzerten. Obwohl das bei 20-Stunden-Tagen auch richtig anstrengend werden kann, ist das keine leidige Pflichtveranstaltung, sondern eine riesige Leidenschaft – für mich selbst wie für unsere Projektleiter.

Wirtschaftsforum: Was fasziniert Sie daran?

Steffen Koch: Wenn Sie einmal auf der anderen Seite der Bühne gestanden und gesehen haben, wie viel Spaß und Begeisterung der Gast bei einer solchen Veranstaltung hat – wenn er zum ersten Mal die Band sieht, die er schon immer einmal live erleben wollte –, dann verspüren Sie in diesem Moment eine enorme Emotionalität, die Ihnen niemand mehr nehmen kann. Auch nach über 20 Jahren im Geschäft bin ich deshalb immer wieder hin und weg von einer geilen Show.

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