Logistik von morgen

Interview mit Julia Schmitt, Mitglied der Geschäftsleitung Leitung Unternehmensentwicklung der Schmitt Gruppe

Julia Schmitt, Mitglied der Geschäftsleitung Leitung Unternehmensentwicklung der Schmitt Gruppe
Julia Schmitt, Mitglied der Geschäftsleitung Leitung Unternehmensentwicklung der Schmitt Gruppe

Die Logistik ist der zweitgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland. Mit mehr als drei Millionen Beschäftigten und einem Umsatz von rund 319 Milliarden EUR in 2022 hält Deutschland einen Anteil von rund 25% am europäischen Logistikmarkt. Von den rund 70.000 Unternehmen sind die meisten klassische Mittelständler – so auch die Schmitt Gruppe aus Vellberg. Das Familienunternehmen überzeugt mit Erfahrung, Know-how und Flexibilität, was die schnelle Umsetzung von Lösungen betrifft.

Wirtschaftsforum: Frau Schmitt, die Schmitt Gruppe ist ein erfolgreiches Familienunternehmen, das auf eine über 85-jährige Erfahrung bauen kann. Wie lässt sich die Entwicklung grob skizzieren?

Julia Schmitt: Das Unternehmen entstand aus einer klassischen Spedition – mit einem Lkw in der Nachkriegszeit. Ein Meilenstein war der Umzug an den heutigen Standort in Vellberg; vor allem der Bereich Logistik, der heute mit 70% den Löwenanteil am Geschäft ausmacht, ist in den vergangenen Jahren sukzessive gewachsen. Aber auch die Spedition ist eine wichtige Säule im Portfolio. Beide Geschäftsbereiche sind eng miteinander verzahnt und gehen Hand in Hand.

Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?

Julia Schmitt: Neben dem Hauptsitz in Vellberg gibt es im Umkreis von rund 20 km weitere Lagerstandorte, die wir weiter ausbauen. Wir beschäftigen je nach Saison rund 400 Mitarbeiter. Nach Corona konnten wir einen Rekordumsatz von 40 Millionen EUR verbuchen und gehen heute davon aus, weiter gesund zu wachsen.

Schmitt Logistik Lagerbereich

Wirtschaftsforum: Die Geschäftsleitung liegt in der Verantwortung ihres Vaters Günter Schmitt und ihres Onkels Jürgen Schmitt. Sie vertreten die 4. Generation, sind mit dem Unternehmen von Kindesbeinen an aufgewachsen und agieren als Frau in einer männerdominierten Branche. Wo sehen Sie Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Julia Schmitt: Meine Rolle ist zweigeteilt und auf jeden Fall strategisch. Ich bin sehr stark am Austausch interessiert und viel auf Messen und Events präsent. Ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, ist das Thema Fachkräfteentwicklung. Es war mein persönlicher Wunsch, in dem Bereich aktiver zu werden und Engagement zu zeigen, um zum Beispiel die Mitarbeiterbindung zu stärken. Dazu hat nicht zuletzt unser neues Verwaltungsgebäude beigetragen, mit dem wir eine Oase geschaffen haben, in deren offenem, modernen Ambiente Mitarbeiter sich wohlfühlen, die zum Austausch einlädt und das Team gestärkt hat. Wir haben verschiedene große Projekte zum Thema Mitarbeiterbindung aufgesetzt, zum Beispiel eine betriebliche Krankenversicherung mit einem Budget für jeden Mitarbeiter. Zudem gibt es Kleinigkeiten wie Wasserspender und frisches Obst an jedem Standort. In unserer Region gibt es viele große Player und deshalb ist es schwierig, qualifizierte Kräfte zu finden. Wir haben aktuell ein Projekt, um Mitarbeiter aus dem Ausland zu rekrutieren.

Wirtschaftsforum: Schmitt setzt auf die zwei Standbeine Logistik und Spedition. Wie setzt man sich hier vom Wettbewerb ab?

Julia Schmitt: Wir sind sehr breit aufgestellt. Zusatzdienstleistungen wie das Etikettieren und Verpacken, die sogenannten Value Added Services, werden immer wichtiger. Das Etikettieren bestimmter Reinigungsmittel muss zum Beispiel mit verschiedenen internationalen Richtlinien und Standards konform sein. Besonders stark sind wir in den Bereichen Automotive und Sondermaschinenbau. 2019 haben wir die erste Gefahrstoffhalle gebaut und damit einen neuen Schwerpunkt gesetzt. Hier geht es um die Lagerung von Autobatterien, die höchste Anforderungen an die Sicherheit stellt. Wir arbeiten deshalb mit Infrarotkameras zur Wärmeüberwachung. Seit Juli 2023 gibt es eine weitere Halle, die mit einem Verschieberegal für Autobatterien ausgestattet ist. Angesichts der boomenden E-Mobilität konnten wir hier früh in einem zukunftsträchtigen Marktsegment Fuß fassen. Im Sondermaschinenbau lagern wir einzelne Komponenten großer Maschinen – von der kleinsten Schraube bis zum größten Blechteil –, die von uns zur richtigen Zeit an die Produktion geliefert werden.

Schmitt Logistik Gefahrstofflager
Mit dem neuen Gefahrstofflager reagiert Schmitt auf die wachsende Nachfrage nach Lagermöglichkeiten für Autobatterien

Wirtschaftsforum: Mit dem Gefahrstofflager für Autobatterien hat Schmitt früh auf einen Megatrend reagiert. Ist das ein Schlüssel zum Erfolg?

Julia Schmitt: Ja. Frühes Erkennen und Reagieren ist entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Genauso wichtig ist, sich um das Wohl der Mitarbeiter zu kümmern. Wir sind bodenständig, haben flache Hierarchien, immer ein offenes Ohr für unsere Mitarbeiter und bieten spannende Entwicklungschancen. Viele Mitarbeiter gehören dem Unternehmen seit 10, 20 oder 30 Jahren an; das sehen wir als besondere Anerkennung. Nicht zuletzt ist das Qualitätsbewusstsein fest in unserer Kultur verankert und wird von allen gelebt. Das gilt auch für unser Motto ‘Ein Ziel – Eine Leidenschaft’. Gemeinsam arbeiten wir daran, unsere Kunden mit passgenauen Leistungen zufriedenzustellen.