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Interview mit Guido Kühne, Geschäftsführer der Refresco Deutschland GmbH

Guido Kühne, Geschäftsführer der Refresco Deutschland GmbH
Guido Kühne, Geschäftsführer der Refresco Deutschland GmbH

Allein in Deutschland füllt der global agierende Getränkedienstleister Refresco jedes Jahr über 2,6 Milliarden Liter Wasser und Softdrinks ab und arbeitet weltweit mit Branchenriesen wie PepsiCo. zusammen. Mit Wirtschaftsforum sprach Refresco-Deutschland-Chef Guido Kühne über aktuelle Marktentwicklungen im Getränkesegment, das Eigenmarkengeschäft und die wichtigsten Nachhaltigkeitszuwächse.

Wirtschaftsforum: Herr Kühne, hinter dem Namen Refresco verbirgt sich eine über Jahrzehnte gewachsene Expertise im weltweiten Getränkesegment. Wie würden Sie Ihre Kernkompetenzen und Ihre Marktpositionierung im Detail beschreiben?

Guido Kühne: Refresco agiert weltweit als größter unabhängiger Lösungsanbieter im Getränkebereich, während Refresco Deutschland mit circa 1.600 Mitarbeitern und über 2,6 Milliarden Litern abgefüllter Getränke pro Jahr an insgesamt neun Produktionsstandorten hierzulande eine marktführende Position einnimmt. Dabei füllen wir sowohl Wasser als auch verschiedenste karbonisierte Produkte wie Limonaden und Colas sowie ferner Säfte, Eistee und neuerdings auch Milchalternativprodukte ab. Unser Verpackungsportfolio, das von PET-Lösungen über Kartonagen bis hin zu Glas reicht, ist dabei ähnlich breit aufgestellt, wobei sich die Abfüllprozesse abhängig von der jeweiligen Produktkategorie und Verpackungsart auch in ihrer Komplexität deutlich unterscheiden. Die meisten unserer Wettbewerber konzentrieren sich indessen lediglich auf einzelne Segmente, sodass kein anderer Marktteilnehmer ein ähnlich umfassendes Portfolio anbieten kann.

Refresco Deutschland in Zahlen
Ein Überblick über die Schlagkraft von Refresco Deutschland in Zahlen
Refresco Mineralwassermarke Hella
Die Mineralwassermarke Hella mit ihren zahlreichen Geschmackssorten konnte Refresco erfolgreich als Eigenmarke etablieren

Wirtschaftsforum: An welchen Stellen im Produktlebenszyklus unterstützt Refresco seine Kunden?

Guido Kühne: Wir sind kein reiner Getränkeabfüller – denn abfüllen können viele. Vielmehr bieten wir ein umfassendes Spektrum an Lösungen an, wobei unsere Kompetenz vorwiegend in der gesamten Breite gefordert ist. Auch bei unseren großen Partnern sind wir bereits in die Produkt- und Verpackungsentwicklung involviert, lange bevor überhaupt die Rezeptur des Endprodukts final definiert wurde. Dank unserer höchsten Qualitätsstandards sind wir in den späteren Fertigungsstadien leistungsfähig bei Audits von einzelnen Linien bis hin zu ganzen Fabriken. Selbstverständlich bieten wir dann im Werk und darüber hinaus in der Distribution vielfältige weitere Serviceleistungen an und fungieren je nach Kundenwunsch gerne als Zwischenlager, übernehmen beispielsweise die gesamte Logistik.

Wirtschaftsforum: Auch ein Blick auf das Zielproduktspektrum offenbart die umfassende strategische Breite von Refresco.

Guido Kühne: Neben der Abfüllung von großen Getränke-Brands engagieren wir uns auch im Private Label-Bereich unserer Auftraggeber und bedienen dort etwa das Eigenmarkengeschäft von Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und weiteren Handelsunternehmen. Darüber hinaus hat sich Refresco Deutschland mit den Mineralwasserprodukten Hella und Fürst Bismarck inzwischen auch eigene Marken aufgebaut.

Refresco Deutschland Werk in Calvörde
Im Werk in Calvörde entstand jüngst ein neues Hochregallager

Wirtschaftsforum: Ergeben sich daraus keine Spannungen im Wettbewerbsumfeld mit Ihren anderen Kunden?

Guido Kühne: Für uns ist das Betreiben eines eigenen Markengeschäfts ein wichtiger Teil unserer Strategie, weil wir dadurch direkte Anknüpfungspunkte an das Verhalten der Endverbraucherinnen erhalten. Denn durch die Entwicklung unserer eigenen Produkte und unser eigenes Brand-Management gewinnen wir wichtiges Know-how, das wir dann auch in die übrigen Unternehmensbereiche einfließen lassen können. Selbstverständlich positionieren wir unser Eigenmarkengeschäft dabei nicht konträr zu den Brands unserer übrigen Kunden – schließlich ist unser Unternehmen groß genug, um zielgerichtet in einzelnen Marktsegmenten operieren zu können und dabei unerwünschte Nebeneffekte konsequent zu verhindern.

Refresco Deutschland Produktionsbereich
Gerade im Verpackungsbereich konnte das Unternehmen gemeinsam mit seinen Partnern in den letzten Jahren deutliche Nachhaltigkeitsgewinne erzielen
Refresco Deutschland Saftproduktion
Das Saftgeschäft gehört seit jeher zum Standardrepertoire von Refresco
Refresco Deutschland Saftflaschen auf dem Weg zum nächsten Produktionsschritt
Saftflaschen auf dem Weg zum nächsten Produktionsschritt
Refresco Deutschland - Wachstumspotenzial bei Eigenmarken
Mit seinen Eigenmarken sieht Refresco weiteres Wachstumspotenzial

Wirtschaftsforum: Welche Themen beschäftigen Sie gerade besonders intensiv?

Guido Kühne: Die Präferenzen der Verbraucher wandeln sich in vielerlei Hinsicht – und über verschiedene Kundensegmente hinweg auch nicht immer homogen: Während bei manchen die Preissensibilität eher noch weiter zunimmt, möchten sich andere in der Zeit nach der Pandemie vor allem etwas gönnen. Fast alle eint jedoch ein stärkeres Nachhaltigkeitsbewusstsein, dem Refresco schon seit vielen Jahren Rechnung trägt: So haben wir gemeinsam mit unseren Kunden den Anteil von recyceltem PET in unseren Kunststoffflaschen auf über 60% erhöht, während wir durch unser gewachsenes Prozess-Know-how auch den Carbon-Footprint entlang der gesamten Wertschöpfungskette deutlich reduzieren konnten. Ein sorgsamer Umgang mit Wasser als Rohstoff und Emit nergie spielt inzwischen ebenfalls eine sehr wichtige Rolle. In all diesen Bereichen hat Refresco schon immer eine Vorreiterrolle eingenommen, die wir selbstverständlich auch in Zukunft beibehalten wollen. Dazu werden wir nicht zuletzt auf ein noch stärkeres Employer Branding setzen, um unsere zentralen Werte wie Verantwortungsbereitschaft und eine umfassende Gestaltungsfreiheit auf jeder Ebene der Organisation noch klarer im Markt herauszustellen.

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